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solte. Wie er aber wieder hervor lieffe, nahm er die Pi- [200] stol vnd schoß den Hund darnieder.

Nachmahls kam es an sein Pferd, welches als es einmahl mit ihm stolperte, sagte: Wo du dieses noch einmal thust, so schieß ich dich beym Element auch darnieder wie den Hund. Kurtz darauff thate das Pferd einen Mißtritt vnd stolperte, daß es fast mit ihm zu Boden gefallen were. Worauff er alsbald die andere Pistol nahm, setzte sie dem Pferd an den Kopff vnd schosse es darnieder, daß er mit dem Pferd zu Boden fiele.

Die Liebste dieses sehend wolte es wieder bereden. Er antwortete kurtz vnd sagte: Auff solche Manier mach ichs allen, so mir nicht gehorsam seyn wollen. Sie wolte weiter reformiren vnd sagte: Wie will er nun heim reiten, vnd wer wird nun den Sattel mit dem Zeug tragen? Das solt du thun, antwortete er vnd sagte: Herunter vom Pferd vnd laß mich reiten! Nimm du indessen den Sattel vnd Zeug auff den Kopff vnd trage es nach Hauß! Der Liebsten kam dieses sehr Spanisch vor, vnd wolte nicht daran. Alsbald zog er von Leder, gieng auff sie zu; fragend: Wiltu nicht? Die auß Angst vnd Furcht rieffe: Ach ja, Herr, ach ja! Darmit wolte sie geschwind vom Pferd steigen vnd fiele vom Pferde zur Erden nieder. Geschwind stehe auff, fuhr er fort, nimm den Sattel auff den Kopff, oder ich stosse dich darnieder. Ach ja, Herr, ach ja, sagte sie. Darmit nahme er die Halfftern mit den Pistolen von dem todten auff das lebendige Pferd vnd satzte sich darauff, vnd sie muste mit dem Sattel vnd Zeug auff dem Kopff neben ihm herlauffen.

Zu vnterschiedenen mahlen brummelte sie etzliche Worte auß BOB- [201] heit herauß. Als er solche hörte, sagt er zu ihr: Halts Maul, oder ich schieß dich darnieder wie ein[en] Hund! Wie sie aber hierauff ihrer Art nach nicht schweigen wolte, nahm er die wider, doch nur blind geladene Pistole und schosse ihr oben auff [den auff] dem Kopff tragenden Sattel, daß sie vor Schrecken nicht anders meynend, als daß sie verwundt were, darnieder fiele. Gleich darauff nahm er gantz erzürnet die ander Pistol, stellte sich, als, weil er sie nicht recht getroffen, wolte er noch einmahl schiessen. Sie dieses sehend rieffe überlaut: Ach Herr, halt ein; ich will alles gern thun, was ihr nur haben wollet. So steh geschwind auff, nimm

den Sattel wieder vnd mucke mir nicht, oder ich schiesse dich darnieder, vnd wann du auch 1000. Hälse hättest. Ach ja, Herr, ach

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ja, sagte sie hernacher allezeit, was er nur von ihr begehrte, vnd truge hübsch stillschweigend den Sattel biß ans Thor.

Als sie am Thor waren, stieg er vom Pferd, nahm ihr den Sattel vnd Zeug ab, gab ihn der Wacht in Verwahrung, sprach hernacher freundlich zu ihr: Nun komm, mein Schatz, vnd küsse mich! Auff solche Manier, so du meinem Sinn folgest, werde ich dich lieb haben. Diese aber fieng vor Boßheit an zu weynen vnd wolte ihn nicht küssen. Der Rittmeister wieder erzürnet schwur, der Teuffel solt ihn holen, wo sie ihn nicht also fort küßte vnd zu weynen auffhörte, so müßte sie den Sattel wieder durch die gantze Stadt biß ins Hauß tragen. Diese, seinen tollen Sinn nunmehro erkennendt, gieng hinzu, küßte ihn vnd gab sich zufrieden. Darauff setzte der Rittmeister seine Liebste hinter sich zu [202] Pferde, vnd ritten zu Hauß.

So bald sie zu Hauß kamen, verschlosse sie sich in eine Kammer, darinnen, wie sie bey ihren Eltern auch gethan, zu protzen. Als nun essens Zeit ware, schickte er hinauff, sie solte zu Tische kommen. Sie möchte nicht essen, ließ sie sagen. Hiermit ließ er es bewenden, vmb zu sehen, was ihr Vorhaben seyn würde. Deß Abends, als man zu Bette gehen wolte, vermeynte er, sie würde nun zu ihm zu Bette kommen; allein sie bliebe nicht allein diese Nacht, sondern noch drey Tag vnd Nacht in ihrer Kammer ohne Speiß vnd Tranck auß Halßstarrigkeit vnd Boßheit sitzen. Endlichen gieng er einmahl selber hinauff, begehrte, sie solte auffmachen; wie sie aber ihn nicht einmahl mit einer Antwort würdigen wolte, verschlosse er die Thür auch außwendig hart zu, verbothe darauff dem Gesind, ob sie gleich zum öfftern ruffen würde, solten sie nicht hören noch zu ihr gehen.

Indessen gieng er zu den Eltern, erzehlete die gantze Action, vnd wie er verhoffte, sie bald zu recht zu bringen, bittende, sie solten sich ihrer im geringsten nichts annehmen vnd noch darzu wacker außfiltzen, wann sie käme, solten sie auch allemahl ohne Essen vnd Trincken wider zu ihm weisen. Die Eltern erzehlten ihm, wie sie dieses zum öfftern gethan vnd, wann sie ihr nicht Essen hinauff gesetzet, sie sich zu tode gehungert hette, versprachen ihm in allem zu willfahren.

Vnsre Böse vnterdessen, als sie nun von aussen sich eingesperret befande vnd sahe, daß ihr Liebster auff ihr protzen, hungern vnd ruffen weniger als nichts gabe, auch der Hunger [203] ihr sehr zusetzte, hielte sie mit ruffen desto embsiger an, bemühete sich auch die Thür auffzubrechen, aber alles vergebens. Endlich als sie nach vielem ruffen still wurde, schickte er die Magd hinauff, durch das Schlüssel-Loch zu sehen, was sie machte. So bald sie jemand

vermerckte, rieff sie zu vnd sagte, man solte auffmachen, oder sie müste sterben. Die Magd sagte auff Befehl ihres Herren: Ach Junge Frau, ich will euch in geheim sagen, daß vnser Herr sich gäntzlich resolviret, euch hungersch sterben zu lassen, hat vns auch, wo wir auff euer ruffen würden zu euch kommen, den Todt geschworen; vnd wann er itzund wüste, daß ich hieroben bey euch were, er erschösse mich alsbald. Diese bath die Magd, dem Herrn zu sagen, wo er sie nicht würde herausser lassen, so wolte sie sich ermorden. Die Magd, als ob sie sich dessen sehr fürchtete, schlug es ihr anfänglich ab, endlich aber auff ihr vielfältiges Anhalten versprach sie es bey dem Herrn zu wagen; referirte also alles dem Herrn. Der Herr liese alsofort auff einer Leyter ihr zum Fenster hinein einen Strick vnd einen blosen Degen langen, darbey sagend, es were dem Herrn diß ihr Vornehmen sehr lieb; sie solte nun eins vnter diesen beiden sich erwehlen vnd fein bald werckstellig machen, so dürffte er keine Hand an ihr, sie zu ermorden, legen. Diese den Ernst sehend, vnd daß alles ihr protzen, pochen vnd hungern nichts helffen wolte, bedachte sich eines besseren, ließ den Herrn inständig bitten vmb die Erledigung, vorwendend, sie müste sich sonsten gezwungen von [204] wegen grossen Hunger ermorden. Nach vielem Bitten liesse der Herr die Kammer durch die Magd öffnen. So bald sie loẞ kam, gienge sie zur Speißkammer, ihren Hunger zu stillen; wie sie aber dieselbe verschlossen fande vnd darzu von der Magd verstunde, daß der Herr den Schlüssel hätte, von dem er müste gefodert werden, wolte sie denselben nicht von ihm fodern, sondern eylete hien zu den Eltern in Meynung, bey ihnen zu speisen.

Als sie aber sahe, daß ihre Eltern sie noch darzu außfiltzten vnd ihr nichts geben wolten, sondern sie wieder fort zu ihrem Herrn wissen, gienge sie wider nach Hauß, bathe ihren Herrn vmb Verzeihung vnd versprache, ihm hinführo in allem zu folgen; er solte doch nur anitzo etwas an Essen langen lassen, darmit sie ihren grossen Hunger stillen konte. Wurde also in kurtzem auß dieser überauß bösen Jungfer eine gantz fromme demüthige Frau etc.

Die Shakespeare zugeschriebenen zweifel

haften Stücke.

Von

Professor Dr. R. Sachs.

Die zweifelhaften Stücke werden von den englischen Kritikern im Großen und Ganzen verworfen, in Deutschland haben sich manche Stimmen zu ihren Gunsten geltend gemacht. Elze, der (Shakespeare 415) meint, sie verdienten größere Beachtung, als ihnen im Allgemeinen zu Theil wird, sagt, an ihnen zeige sich recht deutlich, in wie hohem Maaße es auf die äußere Beglaubigung ankommt, indem hier, wo die Entscheidung lediglich auf den inneren stilistischen und metrischen Merkmalen beruht, ein Schwanken entstanden ist, das sich schwerlich je zu einem allgemein gültigen Urtheil festsetzen wird, um so weniger als sich nicht ermitteln läßt, in wie weit betrügerische Buchhändlerspekulation den wahren Sachverhalt absichtlich verdunkelt und verwirrt hat.

Camden in einer späteren Auflage seiner «Britannia» sagt von Shakespeare, er habe reichliches Zeugniß von der Fruchtbarkeit seines Geistes in den 48 Stücken gegeben, welche er hinterlassen habe.

Darnach müßten also, gegen die 1. Folio gerechnet, 11 Stücke verloren gegangen sein, wenn man nicht annehmen will, einige der zweifelhaften Stücke rührten in der That von Shakespeare her. Freilich ist dabei bedenklich, daß Heminge und Condell trotz ihrer ausgesprochenen Pietät für den Dichter die sieben Stücke weggelassen haben sollten, wenn sie echt wären. Vielleicht sind aber diese Stücke als solche anzusehen, die Shakespeare überarbeitet oder im

Vereine mit Andern geschrieben hat, die aber eben deshalb von den Herausgebern ausgeschlossen wurden.

Zuerst finden wir 6 dieser Stücke außer dem Pericles in der 3. Folio 1663, nämlich Locrine, Oldcastle, The Prodigal, The Puritan, The Yorkshire Tragedy und Cromwell, ebenso in der 4. Folio von 1685 dann von Tonson ediert im 9. Bande der Pope'schen Ausgaben 1728 und 1735. 1760 handelte Capell davon in seinen Prolusions.

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Dodsley in Old English Plays, 1744, wie in seiner Fortsetzung hat sie so wenig wie Hawkins in seiner Sammlung; erst 1778 (2. ed. 1783) brachte sie Malone in seinen Supplements to the Edition of Shakespeare's Plays published in 1783 by Sam. Johnson and Geo. Steevens.

Eschenburg im 13. Bande seiner Shakespeare - Uebersetzung gab den Verschwender in Prosa (1782) und Auszüge von Cromwell und Oldcastle. 1799 (6. Dez.) schreibt Schiller (Briefwechsel mit Goethe II, 230), er habe zwei apokryphische Stücke Shakespeare's gelesen. 1809 erklärt Schlegel (Vorträge über dramatische Kunst und Literatur II, 238. Heidelberg) die 6 Stücke für echt, die andern hat er nicht zu Gesicht bekommen. Tieck (Kritische Schriften, Berlin 1811. I, 227; II, 370), der auch in «Shakespeare's Vorschule»>, 1823, und in « Vier Schauspiele von Shakespeare», 1836, Uebersetzungen geliefert hat, erklärte sie für Jugendarbeiten des Dichters; doch nimmt er, wie Ulrici richtig sagt, zu willkürlich eine Menge verschiedener Stile oder Manieren an, in denen Shakespeare gearbeitet haben soll, und so wird bei ihm jede Kritik über echt oder unecht zum bloßen Spiele der subjektiven Meinung.

Fr. Horn (Shakespeare erläutert. Leipzig 1823.) sprach sich (IV, 299; V, 271) über die zweifelhaften Stücke aus, und 1831 streifte E. v. Bülow diese Frage auch in seiner «Altenglischen Schaubühne>> (Berlin). 1824 brachte sie Meyer, 1840 Döring, sowie Ortlepp in seinen Nachträgen. 1847 erschien von Delius: «Die Tieck'sche Kritik beleuchtet». 1848 edierte Gilmore Simms 7 Stücke (New-York), von denen auch Ulrici handelte (Shakespeare's dramatische Kunst, 1. Aufl. 718; 3. Aufl. III, 814).

1854 begann Delius seine Ausgabe der Pseudo-Shakespeare'schen Dramen (Elberfeld) mit Edward III., dem Arden 1855 und Merlin 1856 folgte. 1859 gab Hazlitt The Supplementary Works of Shakespeare, comprising his Poems and doubtful Plays, with glossarial and other Notes (London) heraus. 1869 erschienen als 1041.

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