Imagini ale paginilor
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gemacht, die sehr wohl aufgenommen ward. Ich wünschte, „daß uns die Zeit dieses Stück aufbehalten hätte, damit wir „sehen könnten, wie weit es die Kunst mit einem solchen ,,Stoffe bringen kann.“ Ich wünschte es gleichfalls. Aber würde es wohl auch eine wirkliche Tragödie feyn. Ich glaube schwerlich; sondern es würde allem Ansehen nach ein satyrisches Drama seyn. Ich kann zwar nicht sagen, daß es als ein solches von den alten Schriftstellern, die seiner gedenken, angeführt werde; aber der komisch-tragische Inhalt ist allzusehr für meine Muthmaßung, von welcher ich finde, daß sie auch die Muthmaßung des Casaubonus gewesen ist. 1 Die Odyssee war überhaupt eine reiche Vorrathskammer für die satyrischen Schauspiele. Das einzige Stück, welches uns von dieser Gattung übrig geblieben ist, des Euripides Cyklops, ist, wie bekannt, gleichfalls daraus entlehnt. Der Charakter des Ulysses selbst machte ihn zu einer satyrischen Person sehr bequem. Ich sehe voraus, daß meinen Lesern das Wesen dieses Drama bekannt ist, von welchem wohl zu wünschen wäre, daß es ein Genie unter uns ganz wiederherstellen Titel zu schließen, daß der Inhalt die Geschichte der Nausikaa gewesen, und daß es vielleicht Nausikaa oder „die Wäscherinnen“ geheißen habe; dergleichen doppelte Titel bei den Alten nichts seltenes sind. Dem ungeachtet würde die Frau Dacier besser gethan haben, es hier unter seinem gewöhnlichen Titel, Nausikaa, anzuführen. Woher sie den Umstand hat, daß es viel Beifall gefunden," kann ich nicht sagen. Ich fürchte, es ist ein bloßer Zusaß ihrer gütigen Vermuthung, den ich unterdeß eben so wenig zu bestätigen als zu bestreiten Lust habe.

1 Ναυσικάα tota fuit Homerica, et satyricis dramatibus annumeranda, judice Casaubono, sagt Fabricius in seinem Verzeichnisse der verlorenen Stücke des Sophokles. Es muß sich dieses auf eine Stelle des Casaubonus in seinen Anmerkungen zum Athenäus beziehen, denn in seinem Buche, De Poesi satyrica, erwähnt er der Nausikaa unter den satyrischen Stücken des Sophokles nicht.

wollte. Die Tragicomödie war in dieser Absicht ein sehr mißlungener Versuch.

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Er machte in seiner Kunst verschiedene Neue= rungen, Serenaum & heil driftoteles gebenft.) Πολλα ἐκαινουργησεν ἐν τοις ἀγωσι. Es ist hier nicht von den Verbesserungen die Rede, durch die Sophokles die Tragödie selbst ihrem Wesen und ihrer Vollkommenheit näher brachte; sondern bloß von den Neuerungen und Zusäßen, die er in der Kunst sie aufzuführen machte. Und die Geschichte dieser Kunst faßt Aristoteles im vierten Capitel seiner Dichtkunst in folgender

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efhreibung furalid aufammen: Και πολλας μεταβολας μεταλαβουσα ἡ Τραγῳδια ἐπαυσατο, έπει ἔσχε την ἑαυτης φυσιν. Και το τε των ὑποκριτων πληθος, ἐξ ἑνος εις δυο πρωτος Αισχυλος ἤγαγε, τα του Χορου ἦλαττωσε, και τον λογον πρωταγωνιςην παρεσκευασε τρεις δε, και σκηνογραφίαν Σοφοκλης. Den beften Kommentar über diese Worte des Aristoteles giebt eine Stelle des Diogenes Laertius, wo er die Geschichte der Weltweisheit mit der Geschichte der Tragödie vergleicht: doneo de To ώσπερ δε το παλαιον ἐν τῇ τραγῳδια προτερον μεν μονος χορος διεδραματιζεν, ύςερον δε Θεσπις ἕνα ὑποκριτὴν ἐξευρεν ὑπερ του διαναπαύεσθαι τον χορον, και δευτερον Αισχυλος, τον δε τριτον Σοφοκλης, και συνεπλήρωσαν την τραγῳδιαν, όντως και της φιλοσοφιας, κ. τ. λ. Der Verstand von beiden Stellen ist dieser. Anfangs war die Tragödie nichts als Gesang verschiedener Loblieder zu Ehren des Bacchus. Damit der Chor, welcher diese Lieder sang, manchmal ruhen und Athem schöpfen könnte, fiel Thespis darauf, eine interessante Begebenheit dazwischen von einem aus der Bande erzählen oder vorstellen zu lassen. Aeschylus verwandelte diese Erzählung und Vorstellung, die von einer Lessing, Werke. V.

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einzigen Person geschah, in ein ordentliches Gespräch, indem er eine zweite Person hinzufügte, unter die sich nunmehr die Geschichte vertheilte, obgleich nothwendig die Eine Person mehr Antheil an der Handlung haben mußte, als die andere. Der Schauspieler, welcher die Rolle der Hauptperson spielte, hief πρωταγωνιςης, Το wie der andere δευτεραγωνιςης. Es war aber darum nicht nothwendig, daß das ganze Drama nicht mehr als zwei Personen haben mußte; denn der Deuteragonist konnte derselben gar wohl mehr als Eine vorstellen, wenn sie nur nicht mit einander zugleich erscheinen durften. Aber mit einander zusammen sprachen in dem ganzen Drama deren nicht mehr als zwei. Endlich fand Sophokles, daß auch dieses noch zu einförmig war. Er fügte also die dritte Person hinzu, welche tgitaɣwrigns hieß. 1

Dieser Teitaywrigŋs ist also die erste Neuerung, die dem Sophokles in der obigen Stelle des Aristoteles zugeschrieben wird. Es äußern sich aber hiebei verschiedene Schwierigkeiten und Widersprüche. Wir wollen zuerst den Barnesius (im Leben des Euripides vor s. Ausgabe, S. XXXVI.) hören: Nam licet Aeschylus in principio Promethei sui Robur et Vim et Prometheum et Vulcanum simul inducat, non ibi nisi duo tantum personæ loquuntur, hoc est Robur et Vulcanus; nec enim Prometheus prius loqui incipit, quam cæteri illi, opere absoluto, abierint, et priori scenæ finem fecerint. Es wäre gut, wenn es keinen andern Auftritt von

1 Hiezu brauchten keine besondere Leute zu seyn; und Demosthenes wirft es dem Aeschines mehr als Einmal vor, daß er in seiner Jugend diese dritten Rollen gespielt habe. Unmöglich kann aber Gyraldus gewußt haben, was Tgitaɣwrigns heiße, wenn er schreibt: Tres autem histriones primus Sophocles instituisse perhibetur, et eam, quæ toitaɣwrigy dicitur. Er scheint die Worte des Suidas überseht zu haben; aber woher er das Femis ninum toıtaywrigŋ hergenommen hat, das mag Gott wissen.

drei Personen beim Aeschylus gäbe, als diesen. Allein man höre den Dacier (in seinen Anmerkungen über das vierte Capitel der Aristot. Dichtk.), welcher ohne Zweifel den Aeschylus besser gelesen hatte: Ce qu'Aristote dit ici, que Sophocle ajouta un troisième Acteur aux deux d'Eschyle, pourroit faire croire qu'il n'y a jamais eu que deux Acteurs dans les pièces de ce dernier; cependant dans une scène de ses Coëphores, on voit Oreste, Pylade et Clytemnestre parler ensemble, et dans une autre de ses Eumenides, on voit Minerve, Oreste et Apollon. Il est vrai que l'un des trois dit peu de chose; mais cela suffit pour faire voir qu'Eschyle n'a pas entièrement ignoré, que la scène pouvoit souffrir trois Acteurs différents du chœur. Comment donc Aristote peut-il attribuer cette invention à Sophocle? Seroit-ce parceque Sophocle s'en sert plus ordinairement? Je ne saurois le croire. Quand Eschyle fit ses Coëphores et ses Eumenides, il y avoit plus de douze ans qu'il voyoit des pièces de Sophocle, où il prit ce troisième Acteur que Sophocle avoit ajouté.

Das läßt sich hören. Dem ungeachtet wollte ich lieber seinen ersten Grund annehmen; nämlich, daß Sophokles deßwegen der Erfinder des dritten Schauspielers genannt werde, weil er sich dessen in allen Stücken bediente, was beim Aeschylus nur ein seltener Fall war.

Denn es muß schon bei den Alten selbst streitig gewesen seyn, ob man diese Erfindung dem Aeschylus oder dem Sophofles zuschreiben solle. Ein altes Leben des erstern, welches Robortellus seiner Ausgabe vorgeseht hat, sagt ausdrücklich, die Einführung des dritten Schauspielers sey vom Aeschylus geschehen. Ja, noch mehr, Aristoteles selbst muß sich an einer andern Stelle für den Aeschylus hierin erklärt haben.

Denn wenn Shemiftius 1 in feiner Miele, ύπερ του λεγειν, ἢ πως τῳ φιλοσοφῳ λεκτεον, beveifen will, δαβ nit alle Sieue= rungen zu verwerfen sind, weil alle Künste und Wissenschaften nach und nach erfunden worden: so nimmt er unter andern aud ein Beifpiel von der rag δίe ber: 'Αλλα και ἡ σεμνη τραγῳδια μετα πασης όμου της σκευης, και του χώρου, και των ὑποκριτων, παρεληλυθεν εις το θεατρον ̇ και οὐ προσεχωμεν 'Αριςοτελει, ότι το μεν πρωτον ὁ χορος εισιων ᾔδεν εις τους θεους ̇ Θεσπις δε προλογον τε και φησιν ἐξευρεν Αισχυλος δε τριτον ὑποκριτην και ὀκριβαντας ̇ τα δε πλείω τούτων Σοφοκλεος ἀπηλαυ σαμεν και Ευριπιδου.

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Zum Theil Suidas;) Dieser sagt vom Sophokles: οὗτος πρωτος τρισιν ἐχρήσατο ὑποκριταις, και τῳ καλουμενῳ τριταγωνις) και πρωτος τον χορον ἐκ πεντεκαιδεκα εισηγαγε νεων, προτερον δυωκαιδεκα εισιόντων. Και αυτος ἦρξε του δραμα προς δραμα ἀγωνίζεσθαι ̇ αλλα μη τετραλογίαν. Ich verweile jeßt nur bei dieser leßten Neuerung des Sophokles in seiner funft. Er fing es zuerst an, daß Drama gegen Drama um den Preis stritt, und nicht die ganze Tetralogie.“

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Die tragischen Dichter stritten damals beständig mit vier Stücken zugleich um den Preis, wovon das lekte beständig ein satyrisches Stück war. Und diese vier Stücke zusammen hießen eine Tetralogie. So erzählt z. E. Aelianus (L. H. c. 8.), daß in der einundneunzigsten Olympiade Xenokles (den Aristophanes in seinen Fröschen ansticht, und von welchem der Scholiast daselbst anmerkt, daß er ein schlechter Poet gewesen sey, welcher der Allegorie gar zu sehr nachge= hangen habe;) mit dem Euripides um den Preis gestritten. Xenokles habe den ersten Preis erhalten durch seinen Oedipus, 1 Edit. Harduin. p. 316.

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