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I anxiously hope your health is improving, give me leave to sub

scribe myself

Dear Sir

Your very obedient Serv'.
Ludwig van Beethoven.

Mr. Birchall

133, New Bond Street

London.

Bei der Kränklichkeit Birchall's unterblieben weitere Verhandlungen. Aber auch Beethoven's Benehmen trug nicht wenig dazu bei. Denn was sollte man von einem Tonsetzer denken, der, indem er mit dem Verlage der Werke selbstverständlich deren beglaubigte Abschrift verkaufte, nachträglich noch mit einer Rechnung von £5 für Copie und Porto hervor rückte? der, als man ihm jene ebenso unberechtigte wie übertriebene Forderung aus Achtung vor seinem Namen und um weiteren Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen einfach auszahlte, mit beleidigendem Misstrauen der Ankunft der Summe entgegen sah, wie aus den taktlosen und wirklich sehr ungehörigen Worten zu Anfang des Briefes vom 1. October 1816 nur zu deutlich erhellt? der ferner durch widersprechende Anordnungen die Meinung erwecken musste, als wolle er die gleichzeitigen Verleger in Wien und in London wie eine Zwickmühle benutzen? der eine anfängliche Forderung von £ 30 im Handumdrehen auf £ 20 ermäfsigte - » aus Freundschaft «, wo doch keine Spur von Freundschaft noch ein Verlangen danach kund gegeben war? u. dgl. mehr. Doch unangenehmer als das Einzelne, welches sich ja zum Theil als Irrthum erwies, berührt der ganze Ton in dem Beethoven hier als »>Mann von Ehre« verhandelt. Seine Forderung von £30 als zu hoch gegriffen zu bezeichnen, wird keinem einfallen heute im Jahre des Heils 1862 wo Meyerbeer sich von Boosey & Sons für seine Industrieausstellungs-Musik £ 600 bezahlen lässt. Ebenso wenig meinen wir nun, das Haus Birchall habe die £5 umsonst ausgegeben, da die Briefe, welche Beethoven desshalb schrieb, jetzt als Autographe das doppelte werth sind. Hier handelt es sich nur, den ungünstigen Eindruck zu begreifen und gerechtfertigt zu finden, welchen das Benehmen Beethoven's auf Alle machen musste, die in dieser Sache geschäftlich mit ihm verkehrten. England gegenüber bleibt dergleichen namentlich noch desshalb zu bedauern, weil es die dortige, leider nicht ungegründete Meinung von der wenig anständigen Art so vieler deutschen Künstler, vermeintliche Rechte und Ansprüche geltend zu machen, auf's neue und durch einen so gewichtigen Namen bestätigt. Doch, gehen wir zu etwas Angenehmerem über.

2.

Beethoven und Stumpff.

In der neuen Auflage der später noch eingehender zu besprechenden Lebensbeschreibung Beethoven's von A. Schindler, die sich mit Recht eine »neu bearbeitete und vermehrte« nennt, vermissen wir doch manches was schon in der früheren Ausgabe oder in den Nachträgen zu derselben stand und zur Kenntniss Beethoven's überaus lehrreich ist. Dahin gehören namentlich die beiden

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englischen Berichte über Besuche bei Beethoven, die Schindler in den Nachträgen v. J. 1845 übersetzt mittheilte. Damals meinte er: »Ich gestehe, dass eine Collection solcher Berichte über Beethoven, wie die beiden vorstehenden, zu den interessantesten Novitäten der Zeit gehören müsste« u. s. w. (S. 178.) Jetzt aber hat er nicht Raum dafür, selbst nicht für einen die Hauptsachen zusammen fassenden Auszug, ja nicht einmal für die prägnanten, aus innerster Ueberzeugung geflossenen Worte Beethoven's über seinen Vormann Händel, welche den Kern dieser Berichte bilden; sondern nicht mehr und nicht weniger bekommen wir in der neuen erweiterten Ausgabe zu hören als den kahlen Satz >>>Wahr ist es, dass Beethoven Händel für den »>>> unerreichten Meister aller Meister «« erklärt hatte; unter den Alten war er ihm der bekannteste« (II,322) — und wir sollen uns dies wohl so erklären, dass sein Urtheil anders hätte ausfallen müssen, wenn seine Kenntniss der »Alten« umfassender gewesen wäre, denn Hr. Schindler setzt hinzu: >>Wie so gar weniges er von Seb. Bach gekannt, ward schon am andern Orte nachgewiesen. Der Grund ist in den Zeitzuständen zu suchen, aber auch darin, dass man in Wien von »»>lutherischer Musik«« nichts wissen wollte«<. >>Ein Beethoven wird sich ein fremdes Muster zu irgendeinem Werke nehmen!« ruft der entrüstete Biograph auf derselben Seite aus und mit noch grösserem Rechte geben wir ihm in ähnlichem Tone zurück: Und Sie wollen uns einreden, ein Beethoven sollte sich nun gar bei seinem Studium fremder Musik werke nach dem bornirten confessionellen Standpunkte der Wiener gerichtet haben? Eben in Beethoven's bildsamsten Jahren, um 1800, veranstaltete der ihm damals befreundete Kühnel in Leipzig eine Ausgabe der Werke Bach's, zu welcher Forkel als zu einem »>Nationalunternehmen<«< 1801 sein Leben Bach's schrieb; überhaupt war damals plötzlich ein ganz neuer Eifer thätig für den »>Vater der Harmonie«, wie ihn Beethoven, das Unternehmen aufmunternd, nannte, während von der einige Jahre später angekündigten Ausgabe der Werke Händel's von Schaum fast garnichts heraus kam, und die Deutschen sich mit dem begnügen mussten was Mozart u. A. nach unzulänglichen englischen Vorlagen zurichteten. Bach's Musik sei lutherisch gewesen, wird uns gesagt war denn die von Händel etwa katholisch? und wo steckt das Lutherische in Bach's lateinischen Messen? Beethoven, mitunter fremde Muster zu seinen Werken keineswegs verschmähend, schrieb eine Ouvertüre ausdrücklich »im Händel'schen Styl«< warum nicht eine im Bach'schen? weil er die Ouvertüren des letzteren nicht kannte oder weil sie keine ausgeprägte Styleigenthümlichkeit besafsen? Kann man die Idolatrie höher treiben als Forkel gethan hat? und geschah das alles nicht vor Beethoven's Augen? Nun haben wir sicherlich nichts dagegen, wenn es der Verfasser noch in seinen späteren Tagen für gut findet, einem jetzt stärker wehenden Zeitwinde zu folgen, aber er sei hier freundlichst erinnert, dass seine Stellung vor funfzehn Jahren noch eine freiere war; und so sehr es jedem frei steht, sich denjenigen Kunstwerken zuzuwenden die ihm behagen, müssen wir doch von einem Biographen fordern, dass er unter allen seinen Wandlungen die entscheidenden Charakterzüge und -Zeugnisse seines Helden unverwischt und unbemäntelt überliefere.

Wir bringen hier also den Zeitgenossen wieder in Erinnerung, was niemals hätte der Vergessenheit übergeben werden sollen, und thun dies in einer neuen Uebersetzung, da die bei Schindler gedruckte allerdings sehr mangelhaft ist. Beide Berichte erschienen in der musikalischen Monatsschrift The Harmo

nicon. Die Verfasserin des zweiten lässt sich nicht angeben; der erste aber ist geschrieben von J. A. Stumpff, einem Harfenmacher in London und eifrigen Kunstenthusiasten, einer ehrlichen deutschen Haut die sich durch treuherzige Lobsprüche die Bekanntschaft namhafter Künstler und Dichter zu wege brachte. Stumpff besuchte Beethoven im September 1823, nicht 1824 wie bei Schindler II, 139 steht doch er selber wird uns alles in schönster Ausführlichkeit erzählen.

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1. EIN TAG Bei Beethoven. *)

Aus einem Briefe von Wien an einen Freund in London.

Ich erfülle jetzt das Ihnen im letzten Sommer bei meiner Abreise nach Deutschland gegebene Versprechen, von Zeit zu Zeit mitzutheilen, was mir in Betreff der schönen Künste, besonders der Musik, interessant erscheinen möchte; und wie ich Ihnen damals sagte, dass ich mich in Ort und Zeit an keinerlei Ordnung binden würde, so fange ich sogleich mit Wien an. Dies ist die Stadt, die, wenn von Musik die Rede ist, die Hauptstadt Deutschlands genannt werden muss. Anders steht es um die Wissenschaften, man hält sie allgemein für eine der allergeringfügigsten deutschen Universitäten. Der Norden Deutschlands hat zu allen Zeiten die besten Theoretiker besessen: die Bache, Marpurg, Kirnberger, Schwencke, Türk; aber die gefeiertsten Tonkünstler waren immer zahlreicher im Süden, vor allem in Wien. Hier haben Mozart, Haydn, Beethoven, Hummel, M. v. Weber, Spohr u. s. w. nicht blofs ihre musikalische Erziehung erhalten, sondern die meisten von ihnen auch diejenigen. Werke geschaffen, welche ihnen den gröfsten Ruhm gebracht haben; und selbst in der allerneuesten Zeit hat Wien einen Ueberfluss an ausgezeichneten Musikern: C. Kreutzer, Stadler, Mayseder, C. Czerny, Pixis, und jenes junge Wunder auf dem Pianoforte Liszt. Ihnen einen gedrängten Bericht blofs von dem gegenwärtigen Zustande der Musik in Wien zu geben, würde die Grenzen eines Briefes überschreiten, desshalb will ich lieber den noch übrigen Theil des jetzigen dem Einen widmen, der noch immer der glänzendste Schmuck der Kaiserstadt ist Beethoven. Indessen müssen Sie nun nicht etwas von mir erwarten, was einer Biographie ähnlich sieht; das werde ich mir für eine spätere Mittheilung aufsparen. Für jetzt wünsche ich Ihnen nur einen kurzen Bericht von einem eintägigen Besuche bei jenem grofsen Manne abzustatten, und wenn es Ihnen scheinen sollte, als verweile ich in meiner Erzählung bei Kleinigkeiten, so wollen Sie solches gütigst meiner Verehrung für Beethoven zuschreiben,

*) The Harmonicon, Jan. 1824, pp. 10–11.

die mich dahin führt alles höchst anziehend zu finden, was nur im entferntesten mit einer so ausgezeichneten Persönlichkeit in Berührung steht.

Der 28. September 1823 wird mir immer als ein dies faustus erinnerlich bleiben; in Wahrheit, ich wüsste nicht dass ich jemals einen glücklicheren Tag verbracht hätte. Früh Morgens ging ich in Gesellschaft von zwei Wiener Herren *)- von denen der eine, Herr H*** als sehr vertrauter Freund Beethoven's bekannt ist nach dem wunderschön gelegenen Orte Baden etwa 12 engl. Meilen von Wien, wo Beethoven sich gewöhnlich während der Sommermonate aufhält. Da ich mit Hrn. II. kam, hatte ich keinerlei Hindernisse zu übersteigen, um vor ihn gelassen zu werden. Er sah mich zuerst sehr ernsthaft an, gleich darauf aber schüttelte er mir herzlich die Hand wie einem alten Bekannten; denn er erinnerte sich dann deutlich meines ersten Besuches bei ihm im J. 1816, obwohl dieser nur von sehr kurzer Dauer gewesen war. Ein Beweis seines vorzüglichen Gedächtnisses.

Ich fand zu meinem aufrichtigen Bedauern eine beträchtliche Veränderung in seinem Aeussern, und es fiel mir sogleich auf, dass er sehr unglücklich aussah. Seine späteren Klagen gegen Hrn. H. bestätigten meine Besorgnisse. Ich fürchtete, er würde kein Wort von dem verstehen was ich sagte; hierin jedoch, freue ich mich sagen zu können, hatte ich mich sehr geirrt, denn er begriff alles sehr gut, was ich langsam und laut sprach. Aus seinen Antworten war es klar, dass ihm nichts von dem entging, was Hr. H. äusserte, obwohl weder dieser noch ich eine Hörmaschine benutzte. Hieraus können Sie schliefsen, dass die über seine Taubheit kürzlich in London verbreiteten Geschichten sehr übertrieben sind. **) Erwähnen muss ich, dass, wenn er Clavier spielt, dies gewöhnlich auf Kosten von einigen 20 bis 30 Saiten geschieht, so stark schlägt er drauf. ***) Nichts kann lebhafter, munterer und um einen Ausdruck zu gebrauchen, der seine eignen Symphonien so passend charakterisirt —

*) Sicherlich Streicher und Carl Holz.

**) »Wahrscheinlich war jener Tag auch für Beethoven's Gehör ein "Dies faustus", denn dann und wann gab es Tage, wo sein linkes Ohr einzelne Worte auffassen konnte, wenn der Redende den Mund dicht an's Ohr hielt. Sonst blieb auch dieses taub für alle menschlichen Laute, selbst Jener, die ihn stets umgaben«. Schindler, Beethoven in Paris, u. s. w. 1841, S. 167.

***) »Das ist in der That übertrieben, wenn es auch mit dem Aufschlagen, das öfters eine oder einige Saiten büfsen mussten, seine Richtigkeit hat. Er hörte ja in jener Zeit nichts mehr von dem, was er spielte«. Schindler S. 167.

energischer sein, als seine Unterhaltung, wenn es nur erst gelungen ist ihn in eine gute Laune zu versetzen; aber eine ungeschickte Frage, ein übel angebrachter Rathschlag (z. B. hinsichtlich der Heilung seiner Taubheit) reicht völlig hin, ihn uns für immer zu entfremden.

Er wünschte für eine Composition, mit der er gerade beschäftigt war, den höchst möglichen Ton der Posaune zu wissen und fragte Hrn. H. danach, dessen Antwort ihm aber nicht zu genügen schien. Er sagte mir darauf, dass er in der Regel bemüht gewesen, sich durch die betreffenden Künstler selbst über den Bau, Charakter und Umfang aller Hauptinstrumente unterrichten zu lassen. Er stellte mir seinen Neffen vor, einen schönen jungen Mann von etwa 18 Jahren, den einzigen Verwandten mit welchem er auf freundschaftlichem Fufse lebt, und sagte: »Sie können ihm, wenn Sie wollen, ein Räthsel auf Griechisch aufgeben «, womit er nur, wie man mich bedeutete, die Kenntniss des jungen Mannes in jener Sprache angeben wollte. Die Geschichte dieses Verwandten wirft das hellste Licht auf Beethoven's Herzensgüte; der liebevollste Vater hätte nicht grössere Opfer bringen können, als er gethan.

Nachdem wir über eine Stunde bei ihm gewesen waren, verabredeten wir in dem romantischen und schönen Helenenthale, etwa zwei engl. Meilen von Baden, um ein Uhr zusammen zu essen. Nachdem wir die Bäder und andere Merkwürdigkeiten des Ortes besehen hatten, gingen wir gegen 12 Uhr wieder nach seinem Hause, und da er schon auf uns wartete, machten wir uns sofort auf den Weg nach dem Thale. Beethoven ist ein tüchtiger Fufsgänger und hat seine Freude an mehrstündigen Spaziergängen, besonders durch wilde und romantische Gegenden. Ja, man erzählte mir, dass er mitunter ganze Nächte mit solchen Ausflügen verbringe und oft mehrere Tage zu Hause vermisst werde. *) Auf unserm Wege in das Thal blieb er oft plötzlich stehen und zeigte mir die schönsten Punkte oder machte Anmerkungen über die Mängel der neuen Gebäude. Dann wieder schien er ganz in sich selbst versunken und summte blofs auf unverständliche Weise vor sich hin; ich hörte jedoch, dass dies seine Art zu componiren sei, und auch, dass er niemals eine Note niederschreibe, bis er einen bestimmten Plan für das ganze Stück entworfen habe. **)

*) »In der ganzen dritten Periode seines Lebens [1814-27] war dies nicht ein Mal der Fall«. Schindler S. 169.

**) »Mit der Idee zu einem Werke war auch bei Beethoven zugleich der Plan da, mit dessen Ausführung er keine Viertelstunde Zeit versäumte. Eine einzige Ausnahme

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