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2. Julius Joh. Weilandt, angenommen am 5. März 1655 für 100 Thlr. u. s. w., wurde später Vicecapellmeister mit 200 Thalern Gehalt. Am 2. Mai 1660 erhielt er 50 Thlr. Zulage und starb am 2. April 1663. Er hinterliefs eine Frau mit einem Kindlein von vier Wochen, die dann noch 135 Thlr. und etwas für die Capellknaben zu fordern hatte. Weilandt war wohl der beste Sänger in den Bühnenspielen und hatte manches dahin Gehörige zu besorgen, wie folgende Bescheinigung über Mitwirkende bei den 1661 stattgefundenen Aufführungen zeigt. Verzeichniss derer so mit der Musik aufgewartet.

1. Ambrosius Scherl, Violist von Zelle, ist zum Ballet verschrieben worden und heut 14 Tage allhier gewesen, solchen habe auf fürstl. Befehl benebst seinen Jungen bei mir in Losament gehabt und 9 Tage gespeiset 15 Thlr.

2. Kilian Fabritius ist beim Singespiel gebrauchet worden und in die vierte Woche solches exerciret 5 Thlr.

3. Samuel Lehmann, ein Student von Helmenstädt, hat etwas auf Ihr
Durchl. Geburtstag componiret, hält sich bei Herrn Doctor Conringen
auf. [Später setzt er hinzu:] Wir sein berichtet, dass dieser es nicht com-
poniret, sondern ein anderer zu Helmstädt, und hat dieser es nur ge-
sungen
5 Thlr.

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4. Der Organist von Cellerfelde mit 2 Knaben 7 Thlr.
5. Die Bergleute 6 Thlr.

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Dass obspecificirte Posten in Gegenwart meiner von Herrn Hoffamt-
schreiber Joh. Meyern richtig ausgezahlet, solches bescheiniget dieses
Wolfenbüttel den 13. Mai 1661.
Julius Joh. Weilandt,
Vice-Capellmeister.

3. Gerhard Wilken, Bassist und Instrumentist, angenommen am 7. Aug. 1655 für 50 Thlr., freien Tisch 2c.

4. Heinrich Götke, Sänger und Instrumentist, angenommen am 3. Aug. 1657 für 200 Thlr. Im Jahre 1660 bekam er 30 Thlr. zugelegt. 5. Christoph Hartwig, angenommen am 23. Juli 1659 für 200 Thlr. 6. Johann Philipp Rothe aus Augsburg, angenommen am 26. April 1660 für 150 Thlr., alljährlich eine vollständige Kleidung » und den freien Tisch auf unser Hoffstube an gehörigem Orte «, d. i. in der Stube, in welcher Köche und Diener afsen, aber an dem abgesonderten sogen. Amtstische.

7. Christoph Dikenius, Bassist, angenommen Weihnacht 1660 unter denselben Bedingungen wie der vorige.

8. Kilian Fabricius, angenommen 1662, nachdem er sich 1661 in dem Singspiele von Iphigenia hatte hören lassen; blieb hier in Dienst bis zu seinem Tode, der 1668 erfolgte.

9. Alexander Schmidt, Vocal- und Instrumental-Musikus, angenommen am 26. Jan. 1663 für 100 Thlr., 15 Thlr. Miethe und freien Tisch in der Hofstube » beim Ambt-Tische «<.

10. MARTIN COLERUS, angenommen am 2. Mai 1663 als Capellmeister an Löwe's statt für 300 Thaler. Es ging ihm hier so ärmlich, dass er gegen Ende d. J. 1666 seine und seiner Frau Kleider versetzen musste, und im nächsten Jahre entliefs der neue Herzog ihn nebst der ganzen Capelle; s. unten.

11. Georg Schelle, Cornettist, angen. am 9. Mai 1665 für 200 Thlr. 12. Christoph Jäger, angenommen am 3. Mai 1665 für 120 Thlr. nebst Zubehör.

13. Ambrosius Scherl, Violist, angen. am 20. April 1666 für 200 Thlr. Der Tanz- und Balletmeister war Ulrich Roboam de la Marche, angenommen am 21. Nov. 1658 für 150 Thlr., 10 Thlr. Hausmiethe und >> freien Tisch bei Hoffe und zwar an der Junker-Tafel «. Sein Diener afs in der Hofstube, also mit den Musikern in demselben Zimmer, wenn auch nicht an demselben sogen. Amtstische. Am 10. Mai 1660 wurde sein Gehalt auf 300 Thlr. erhöht, ohne Zweifel wegen glücklicher Ausführung des >> Ballets der Natur« (S. 177), bei welchem er und Julius. Weilandt die Hauptpartien hatten.

Als Herzog Augustus am 17. Sept. 1666 im 88. Lebensjahre starb, bestand die Capelle nach der bei Praun gedruckten >> Liste aller fürstl. Diener « aus folgenden 12 Mitgliedern: » Capellmeister: Colerus. Musikanten: Körner, Hartwig, Alexander [Schmidt], Philipp [Rothe], Hieronymus [Hagen], Ambrosius [Scherl], Kilian [Fabricius], Christoph Jäger. Organist: Sylvester Hänneken. Zwei Capellknaben. « (de Praun, Bibliotheca Brunsvico-Luneburgensis. Wolfenb. 1744. p. 116. 508.)

Rudolph August und Anton Ulrich. 1666-1714.

Die beiden ältesten Söhne des Herzogs Augustus regierten das Reich gemeinsam; Rudolph August, der Erstgeborne und insofern der eigentliche Regent, war der Capelle wenig geneigt und löfte sie bald auf. Wir erfahren einiges darüber aus Verhandlungen mit dem Capellmeister Colerus. Ein Conrad von Hövelen aus Lübeck hatte diesem eine Composition » von dem weitberühmten Musico, Saiten- und Violinkünstler Nathanael Snittelbach«, einem Lübecker, übergeben, um sie zwecks Dedication vor dem Herzoge aufzuführen und dadurch zu wege zu bringen, dass dessen 20jähr. Stiefsohn, ein als Altist, Violdigambist » und sowohl

auf der fünfsaitigen als gemeinen Violin « geübter Musikus, bei Hofe gehört und sodann in Dienst genommen werde. Weil aber Colerus die Composition liegen liefs, schreibt v. Hövelen an den Herzog. Letzterer sendet den Brief an Colerus, welcher sich schriftlich (weil er mündlich noch nie mit der Herrschaft verkehrt!) also rechtfertigt: die Capelle sei complet, ein Altist daher nicht von nöthen, und wegen des Concertes von » Schnittelbachen << habe er noch nichts thun können, auch » weil die Rede gehet als wann Ihr. Fürstl. Durchl. gnädigst gesonnen seien, die Capell abzudanken «<, halte er jede weitere Bemühung in der Sache für unnöthig, Colerus irrte sich nicht: am 17. April 1667 erhielt er seine Entlassung; der neue Herzog erklärt sich »aus bewegenden Ursachen entschlossen «<, seine >> Capelle einzuziehen «. Nur zwei, Fabricius und Scherl, scheint er behalten zu haben. Damit erlosch natürlich auch Schützens Bestallung und Obercapellmeisteramt. Im November 1668 bekam der »gewesene << Capellmeister Colerus ein Geschenk für die Musik welche er zur Erbhuldigung gesetzt hatte.

Ein Regiment, welches sich so wenig musikfreundlich anliefs, erwarb dennoch bald einen der ersten Musiker seiner Zeit als Capellmeister, den in Venedig lebenden JOHANNES ROSENMÜLLER. Leider hat sich über Rosenmüller und dessen hiesige Wirksamkeit nicht die geringste Nachricht auffinden lassen, was um so mehr zu bedauern ist, da alle Nachrichten über sein Leben seit der verhängnissvollen Katastrophe von 1655 höchst unzusammenhängend und widersprechend lauten. Selbst das Jahr seines Todes wird verschieden bestimmt; nach Walther S. 533 wäre er 1686 gestorben, aus einer andern Stelle desselben Lexicographen geht aber hervor, dass er nur etwa bis Ende 1682 gelebt haben kann, und letzteres halte ich bis auf entscheidende Gegenzeugnisse für das wahrscheinlichste. Als die Capelle in Zeitz beim Absterben des Herzogs Moritz 1681 entlassen wurde, war ein talentvolles Mitglied derselben, Chr. Heinrich Aschenbrenner »durch Recommendation des Hrn. Rosenmüller's, vor welchem er sich privatim hören lassen, in Hochfürstliche Wolfenbüttelsche Dienste getreten; als er aber nach Zeitz gereiset, seine Familie von da abzuholen, wurde ihm nach 8 Tagen avisiret: dass Hr. Rosenmüller gestorben, und hochbesagtem Hrn. Herzoge der Appetit, eine gute Capelle anzurichten, wieder vergangen sei«. Hierauf begab er sich 1683 als erster Violinist nach Merseburg. (Walther S. 53.) Bald indess scheint sich der » Appetit « namentlich nach italienischer Musik wenigstens bei dem Herzoge Anton Ulrich wieder eingestellt zu haben; in Braunschweig (welche Stadt die

Herzöge 1671 sich unterworfen hatten) begegnen wir schon im J. 1687 >>fürstlichen<< Opernaufführungen, zu denen doch eine vollständige Hofcapelle erforderlich war.

Indem ich mich anschicke, die Berichte über den Bau des ersten Operntheaters in Braunschweig zusammen zu stellen, erinnere ich mich mit Dankbarkeit der freundlichen Beihülfe des Herrn Archivregistrators Ehlers zu Wolfenbüttel, welcher zuerst meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenkte und mir bereitwilligst mittheilte was er über denselben aus alten ausgeschiedenen Braunschweig. Kammeracten bereits gesammelt hatte. In welchem Hause die Opernvorstellungen in Braunschweig vor dem Jahre 1690 stattgefunden haben, lässt sich nicht mehr nachweisen; jedenfalls war die Räumlichkeit ungenügend und beabsichtigte desshalb der Rath, das alte Hägener Rathhaus zu einem Opernhause auszubauen, was aber der erheblichen Kosten wegen unterblieb. Im Jahre 1690 schritt dann die Landesherrschaft selbst zur Herstellung eines Opernhauses unter Mitbenutzung der Gebäude jenes Rathhauses und liefs den Bau so schleunig betreiben, dass schon im folgenden Jahre die Vorstellungen in dem »>Fürstlichen Opernhause« beginnen konnten. Ueberreste des alten Hägener Rathhauses sind noch an dem jetzigen, aus der Zeit des Herzogs Carl I. stammenden Theatergebäude zu erkennen.

Herzog Anton Ulrich nahm die Sache selber in die Hand, und mit nicht geringen Erwartungen. Auf einem Blatte rechnet er: »Jährliche Unkosten 3700 Thlr. Wann nun die Opern 20mal gespielet werden und allemal 400 Thlr. eintragen, bringet das jährlich 8000 Thlr. Wann jedesmal es 300 Thlr. eintrüge, käme es jährlich 6000 Thlr.« Man glaubte also anfangs sogar an Geldgewinn. Genaueres ersehen wir aus nachstehender

Specification.

Was wegen des angefangenen Opern - Baues anzuwenden, die künftighin dazu erfordernde Unkosten, und endlich, wie auf, Gott gebe glücklichen Erfolg die Capitalia wieder abzutragen.

Zu dem Opern - Bau in Braunschweig wird, bis es vollkommen eingerichtet, ein Capital erfordert von

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Dasselbe muss jährlich verzinset werden mit 6 Procent,

thut
Dazu werden erfordert jährliche Unkosten vor die Ope-
risten, Lichte, Musikanten, Bediente, Kirchen und Armen-
hause, und sonst nöthige Ausgaben

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Summa der jährlichen Unkosten

Hingegen nach ohngefährlichem Ueberschlage würde von denen vorzustellenden Opern jährlich einzuheben sein

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.

Und also nachgeschossen werden

Dazu aber einzunehmen wegen 3000 Thlr. Capital, so dem Operen-Hause vom Werpurg'schen Capital beim Fürstl. Ærario allhie angewiesen à 3 Procent

Blieben also jährlich so aus andern Revenues kommen

müssen

Wann nun, zu Abführung obgedachten Capitals sammt
denen 501 Thlr. jährlichen Unkosten, nachgesetzte Posten
angewiesen werden:

1. als erstens die Revenues vom alten Stadt-Weinkeller,
so jährlich ohngefähr ertragen

2. dann zweitens: der Gewölbe-, Buden- und Boden-
Zins, wie auch Stidde-[Stätte-] Geld zu Messe-Zeiten

600 Thlr.

99

501 Thlr.

1000 Thlr

wäre die Summe davon abgezogen die

1680 2680 Thlr. 501 =

bliebe das erste Jahr

2179 Thlr.

1691 zu Abzahlung der Capitalien übrig.

Dann folglich, wann Gott Leben und das Werk im

Gange erhält:

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In der Wirklichkeit gestaltete sich die Sache aber, den vorhandenen ganz ausführlichen Rechnungen » über Einnahme und Ausgabe der Societät des Opern-Wesens zufolge, doch etwas anders, nämlich also:

1. Im Jahre 1693 hatten die Creditoren, verschie

dene Bürger Braunschweigs, noch fast den vollen Betrag zu fordern, nämlich

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Davon wurde nach der ersten Abrechnung vom
Febr. 1693 bis dahin '94 abgetragen

blieben zu verzinsen

2. Nach der zweiten Abrechnung vom April 1694 bis Juni '95 wurden abgetragen.

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blieben 15433 Thlr. 12 Mgr.

3. Nach der dritten Abrechnung vom Juni 1695 bis Sept. '96 wurden abgetragen

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blieben 13833 Thlr. 12 Mgr.

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