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Iftorum autem tonorum alij funt re

gulares, alii irregulares, alii mixti, alii commixti, alii perfecti, alii imperfecti, alii plufquamperfecti.

TONVS REGVLARIS eft, qui in loco fibi regulariter determinato finitur.

TONVS IRREGVLARIS eft, qui in alio loco quam in illo, qui fibi regulariter eft determinatus, finem accipit.

LOCVS AVTEM REGVLARIS PRIMI ET SECVNDI TONI eft d-fol-re.

LOCVS REGVLARIS TERCII ET QVARTI TONI eft e-la-mi graue.

LOCVS REGVLARIS QVINTI ET SEXTI TONI eft f-fa-ut graue.

LOCVS VERO REGVLARIS SEPTIMI ET OCTAVI eft g-fol-re-ut graue.

Caetera uero loca sunt irregularia.

TONVS MIXTVS eft, qui fi auctenticus fuerit defcenfum fui plagalis, fi uero plagalis afcenfum fui auctentici attingit.

TONVS COMMIXTVS eft ille, qui fi auctenticus fuerit, cum alio quam cum plagali fuo, fi uero plagalis cum alio quam cum fuo auctentico mif

cetur.

TONVS PERFECTVS eft qui perfecte fuum implet ambitum.

TONVS IMPERFECTVS eft cuius ambitus non eft perfectus.

TONVS PLVSQVAMPERFECTVS

Von diesen Tönen aber sind einige regelmässige, andere unregelmässige, andere gemischte, andere zusammengemischte, andere vollkommene, andere

unvollkommene und noch andere übermäfsigvollkommene.

Ein regelmässiger Ton ist der, welcher auf dem für ihn regelmäfsig bestimmten Tone endigt.

Ein unregelmässiger Ton ist der, welcher auf einem anderen Tone endigt, bestimmt ist. als dem, der der Regel nach für ihn

Der regelmässige Schlusston für die erste und zweite Tonart ist aber d-sol-re.

Der regelmässige Schlusston für die dritte und vierte Tonart ist das tiefe e-la-mi.

Der regelmässige Schlusston für die fünfte und sechste Tonart ist das tiefe f-fa-ut.

Der regelmässige Schlusston für die siebente und achte aber ist das tiefe g-sol-re-ut.

Alle übrigen Schlusstöne sind unregelmässig.

Ein gemischter Ton ist der, welcher, wenn er authentisch war, den unteren Theil seines plagialischen berührt, wenn er aber plagialisch war, den oberen Theil seines authentischen.

Ein zusammengemischter Ton ist der, welcher, wenn er authentisch war, mit einem anderen als mit seinem plagialen und wenn er plagialisch war, mit einem anderen als mit seinem

authentischen vermischt wird.

Ein vollkommener Ton ist der, welcher seinen Umfang vollkommen ausfüllt.

Ein unvollkommener Ton ist der, dessen Umfang nicht vollkommen ist. Ein mehr als vollkommener Ton ist

eft qui ultra fuum ambitum fi aucten- der, welcher, wenn er authentisch ist,

ticus fuerit afcendit, fi uero plagalis seinen Umfang aufwärts übersteigt, und wenn er plagialisch, abwärts.

defcendit.

TRIPLA eft proportio, qua maior numerus ad minorem relatus illum in se ter precife continet, ut tria ad i et

vi ad duo.

TRIPLVM antiqui pofuerunt partem illam compofiti cantus, quae fuperiori magis appropinquabat.

TRITONVS duo fignificat, fcilicet difcordantiam et coniunctionem. Vnde pro primo fignificato fic diffinitur:

TRITONVS eft difcordantia ex mixtura duarum uocum tribus tonis ab inuicem diftantium effecta. Et pro fecundo fic:

TRITONVS eft coniunctio ex diftantia trium tonorum conftituta.

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Triplum nannten die Alten die Stimme eines mehrstimmigen Gesanges,

welcher mehr der höheren Stimme nahe lag.

Tritonus (übermäfsige Quarte) bezeichnet zweierlei, nämlich eine Dissonanz und eine Verbindung. Der ersten Bedeutung gemäfs wird er so erklärt:

Der Tritonus ist eine Dissonanz, welche durch die Mischung zweier Stimmen entsteht, die um drei ganze Töne von einander entfernt stehen. Der zweiten gemäfs so:

Der Tritonus ist eine Verbindung, die aus dem Abstande dreier ganzer Töne besteht.

PER V CAPITVLVM XVIIII.

VNISONVS duo habet fignificata, fcilicet folum fonum et concordantiam. Hinc pro primo fignificato fic diffinitur:

VNISONVS eft elementum muficae, namque ex unifonis cantus componitur omnis. Et tamen dicitur unifonus, quafi unus fonus. Pro fecundo fic diffinitur:

VNISONVS eft concordantia ex mixtura duarum uocum in uno et eodem loco pofitarum effecta, quem dicunt fontem et originem omnium concordantiarum. Et tunc dicitur unifonus, quafi una id eft fimul fonans.

Jahrbücher 1.

Einklang bedeutet zweierlei, näm lich einen einzelnen Ton und eine Conwird er so erklärt: sonanz. Der ersten Bedeutung gemäfs

Der Einklang ist die Grundeinheit der Musik, denn aus Einklängen wird Und doch heisst Einklang gleichsam ein jeder Gesang zusammengesetzt. Ein Tou. Der zweiten gemäfs so:

Der Einklang ist eine Consonanz, welche aus der Mischung zweier Stimselben Stelle des Tonsystemes stehen; men entsteht, welche auf ein und derman nennt ihn die Quelle und den Ursprung aller Consonanzen. Und dann wird er Einklang genannt, weil er gleichsam als eine (Stimme) d. i. zugleich ertönt.

VOX eft fonus naturaliter aut artificialiter prolatus.

VT eft prima uox tono diftans a fecunda.

VT-FA eft mutatio, quae fit in c-faut et in c-fol-fa-ut ad defcendendum de natura in b- durum et in utroque f-fa-ut ad defcendendum de b-molli in

naturam.

VT-RE eft mutatio, quae fit in utroque g-fol-re-ut ad afcendendum a bduro in b-molle.

VT-SOL eft mutatio, quae fit in utroque g- fol- re-ut ad defcendendum de b-duro in naturam et in c-folfa-ut ad defcendendum de natura in b-molle.

:: FINIS ::

IOANNIS TINCTORIS AD DIVAM BEATRICEN DE ARAGONIA

PERORATIO.

Hoc opufculum dei gratia folutum tibi gloriofiffima Diua Beatrix tuus offert Joannes Tinctoris. Quod ut benigne fufcipias auctorique faueas humilime precatur. Qui non folum id, sed fiqua alia animi corporis ac fortunae bona, fi fuperorum dono collata fint, omnia tuo fubmittit imperio. Deum amplius exorans, ut talem qualem te fecit, caeterarum fcilicet Dominarum perfectiffimam perpetuo feruare tuerique dignetur. :: AMEN::

Vox (Stimme) ist ein natürlich oder künstlich hervorgebrachter Klang.

Ut ist die erste Hexachordstufe, welche von der zweiten einen ganzen Ton absteht.

Ut-fa ist der Namenwechsel, welcher auf c-fa-ut und c-sol-fa-ut geschieht, Hexachord in das harte und auf den um hinabzusteigen vom natürlichen beiden f-fa-ut, um hinabzusteigen vom weichen in das natürliche.

Ut-re ist der Namenwechsel, welcher auf den beiden g-sol-re-ut geschieht, um hinaufzusteigen vom harten in das weiche Hexachord.

Ut-sol ist der Namenwechsel, welcher auf den beiden g-sol-re-ut geHexachord in das natürliche und auf schieht, um hinabzusteigen vom harten c-sol-fa ut, um hinabzusteigen vom natürlichen in das weiche.

:: ENDE ::

Des Johann Tinctoris Schlusswort an die erhabene Beatrix von Aragonien.

Dieses Werkchen, mit Gottes Gnade vollendet, bringt Dir, ruhmreichste ris dar. Dass Du es wohlwollend aufgöttliche Beatrix, Dein Johann Tinctonehmest und dem Verfasser Deine Gunst schenkest, darum bittet er Dich dehmüthigst, welcher nicht dies allein, sondern wenn irgend andere Güter des Geistes, des Leibes und des Glückes ihm durch Geschenk der Götter geunterwirft, indem er überdies Gott währt sind, diese alle Deinem Befehle bittet, dass er Dich so, wie er Dich geschaffen hat, nämlich als die vollkommenste aller Frauen, immer erkalten und schützen wolle. AMEN.

IV.

DEUTSCHER VOLKSGESANG

IM XIV. JAHRHUNDERT.

Vollständige Mittheilung des poetisch - musikalischen Theiles der Limburger Chronik von Johannes, nebst Fritschen Closener's Bericht über die Fahrten der Geisler.

Der Volksgesang im Mittelalter, ebenso anziehend und wichtig wie in seinem Ursprunge dunkel, würde der Forschung geringe Schwierigkeiten verursachen, wenn wir aus allen Hauptzeiten und -Ländern Berichte besäfsen, wie über einen Theil des deutschen Gesanges im 14. Jahrhundert. Es sind dies die Limburger Chronik vom Schreiber Johannes, und die einen Theil derselben bestätigenden und ergänzenden Erzählungen von Fritschen Closener in seiner Strafsburger Chronik. Beide, soweit sie Gesang und Dichtung betreffen, stehen fast einzig in ihrer Art da. Es ist daher wohl gerathen, solche Zeugnisse aus der wahren Frühlingszeit volksmäfsiger deutscher Sangeslust hier mitzutheilen, gleichsam als Einleitung in die hoffentlich zahlreich folgenden Arbeiten auf diesem Gebiete.

Closener's Chronik, welche bis zum 8. Juli 1362 reicht, wurde als der erste Band der » Publikationen des literarischen Vereins «< 1842 in Stuttgart, sodann von Strobel und Schneegans im ersten Bande des Code historique et diplomatique de la ville de Strasbourg prachtvoll ausgestattet 1843 in Strafsburg herausgegeben. Sie kommt hier nur in Betracht wegen ihres ausführlichen Berichtes über die Geislerfahrten.

Die an Umfang geringere, an Werth ungleich bedeutendere Limburger Chronik erschien wiederholt im Druck, ja dieses köstliche Werkchen ist uns überhaupt nur noch in gedruckten Ausgaben erhalten, da bis jetzt weder das Original noch eine ältere Abschrift bekannt geworden ist. Die editio princeps erschien zu Heidelberg im Jahre 1617 » bey Gott

hard Vögelin« in klein Octav (123 Seiten Text ausser Titel, Dedication und Register). Der Herausgeber und Besitzer des Originalmanuscripts war Johann Friedrich Faust von Aschaffenburg. Eine neue Ausgabe lieferte G. E. Winkler in Wetzlar 1720; eine andere Prof. G. C. Steller in Trier 1747; eine spätere E. D. Vogel in Herborn 1826 (zweiter Abdruck Marburg 1828): alle lediglich nach der Faust'schen Ausgabe und keiner in treuem Anschlusse an dieselbe. Erst vor kurzem erschien ein neuer Abdruck, welcher nichts mehr und nichts weniger sein will als eine buchstäblich treue Wiedergabe des Heidelberger Druckes von 1617: » Die Limburger Chronik des Johannes. Nach J. Fr. Faust's Fasti Limpurgenses herausgegeben von Dr. Karl Rossel, Secretär des historischen Vereins für Nassau. Wiesbaden, W. Roth 1860.« (XII und 116 Seiten in Octav.)

Die erste Ausgabe ist sehr selten geworden, in einem unlängst erschienenen antiquarischen Kataloge (von Ascher, No. 64) wurde ein Exemplar für 50 Thaler ausgeboten. Noch seltener aber muss die Ausgabe sein, welcher ich (nach einem Exemplare der Wolfenbüttler Bibliothek) hier meine Mittheilungen entnehme, nämlich die ebenfalls bei Vögelin erschienene neue Auflage vom Jahre 1619 in Folio, denn diese ist sogar dem letzten sorgsamen Herausgeber der Chronik gänzlich unbekannt geblieben. Eine kurze Beschreibung derselben wird daher nicht überflüssig sein. Der Titel ist ganz dem der ersten Auflage gleich, nur in den Schriften und in der Abtheilung der Zeilen etwas abweichend, und lautet: FASTI LIMPVR- | GENSES, | Das ist, | Ein wolbeschrieben Fragment | einer Chronik. | Von der Stadt vnd den | Herren zu | Limpurg | auf der Lohne, | Darinn deroselben vnd vmbligender Herr- | schafften vnd Städt Erbawung, Geschichten, Verende | rungen der Sitten, Kleidung, Music, Krieg, Heyrath, Abster | ben vornehmer hoher Geschlecht, gute und böje Jahr, | welche der Author selbst erlebt, Vnd anders der- | gleichen mehr, so in andern publi- | cirten Chronicis nicht, | zu finden. | Ißo zu sonderer lieb vnd wolge- | fallen allen Historischen Anti- | quariis an tag gegeben | è Mss. | Ich Fand Frewd Und Arbeit. | Mit sonderbarer von des Heiligen Reichs | Vicariats Macht ertheilter befrey | hung, verlegt durch | Gotthard Vögelin. Im Jahr, 1619.

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