Imagini ale paginilor
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But I, that am not shapted for sportive tricks,

Nor made to court an amerous looking-glass,

I, that am rudely stamp'd, and want love's majesty,
To strut before a wanton, ambling nymph;

I, that am curtail'd of this fair proportion,
Cheated of feature by dissembling nature,
Deform'd, unfinish'd, sent before my time

Into this breathing world, scarce half made up,
And that so lamely and unfashionable,

That dogs bark at me, as I halt by them:

Why, I (in this weak piping time of peace)
Have no delight to pass away the time;
Unless to spy my shadow in the sun,
And descant on mine own deformity.

And therefore, since I cannot prove a lover,

To entertain these fair well-spoken days,

I am determined, to prove a villain1!

so höre ich einen Teufel und sehe einen Teufel; in einer Gestalt, die der Teufel allein haben sollte.

XXIV.

So nußt der Dichter die Häßlichkeit der Formen: welchen Gebrauch ist dem Maler davon zu machen vergönnet?

Die Malerei, als nachahmende Fertigkeit, kann die Häßlichkeit ausdrücken: die Malerei, als schöne Kunst, will sie nicht

1 „Doch ich, zu Poffenspielen nicht gemacht,

Noch um zu buhlen mit verliebten Spiegeln;
Jch, roh geprägt, entblößt von Liebesmajestät,

Vor leicht sich dreh'nden Nymphen mich zu brüsten;
Jch, um dies schöne Ebenmaß verkürzt,
Von der Natur um Bildung falsch betrogen,
Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt
In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig
Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend,
Daß Hunde bell'n, wo ich vorüberhinke;
Ich weiß in dieser schlaffen Friedenszeit
Mir teine Lust, die Zeit mir zu vertreiben,
Als meinen Schatten in der Sonne spähn
Und meine eigne Mißgestalt erörtern.
Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter
Kann kürzen diese sanft glattmäul'gen Tage,
Bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden!"

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ausdrücken. Ms jener gehören ihr alle sichtbare Gegenstände zu: als diese schließt sie sich nur auf diejenigen sichtbaren Gegenstände ein1, welche angenehme Empfindungen erwecken.

Aber gefallen nicht auch die unangenehmen Empfindungen 5 in der Nachahmung? Nicht alle. Ein scharfsinniger Kunstrichter*2 hat dieses bereits von dem Ekel bemerkt. Die Vorstellungen der Furcht", sagt er, „der Traurigkeit, des Schreckens, des Mitleids usw. können nur Unlust erregen, insoweit wir das Übel für wirklich halten. Diese können also durch die Erinnerung, 10 daß es ein künstlicher Betrug sei, in angenehme Empfindungen aufgelöset werden. Die widrige Empfindung des Ekels aber erfolgt vermöge des Gesezes der Einbildungskraft auf die bloße Vorstellung in der Seele, der Gegenstand mag für wirklich gehalten werden oder nicht. Was hilft's dem beleidigten Gemüte 15 also, wenn sich die Kunst der Nachahmung noch so sehr verrät? Ihre Unlust entsprang nicht aus der Vorausseßung, daß das Übel wirklich sei, sondern aus der bloßen Vorstellung desselben, und diese ist wirklich da. Die Empfindungen des Ekels sind also allezeit Natur, niemals Nachahmung.“

20 Ebendieses gilt von der Häßlichkeit der Formen. Diese Häßlichkeit beleidiget unser Gesichte, widerstehet unserm Geschmacke an Ordnung und Übereinstimmung und erwecket Abscheu, ohne Rücksicht auf die wirkliche Existenz des Gegenstandes, an welchem wir sie wahrnehmen. Wir mögen den Thersites 25 weder in der Natur noch im Bilde sehen; und wennschon sein Bild weniger mißfällt, so geschieht dieses doch nicht deswegen, weil die Häßlichkeit seiner Form in der Nachahmung Häßlichkeit zu sein aufhöret, sondern weil wir das Vermögen besigen, von dieser Häßlichkeit zu abstrahieren und uns bloß an der Kunst 30 des Malers zu vergnügen. Aber auch dieses Vergnügen wird alle Augenblicke durch die Überlegung unterbrochen, wie übel die Kunst angewendet worden, und diese Überlegung wird selten fehlen3, die Geringschäßung des Künstlers nach sich zu ziehen.

*,,Briefe, die neueste Literatur betreffend“, T. V, S. 102.

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Aristoteles gibt eine andere Ursache an*, warum Dinge, die wir in der Natur mit Widerwillen erblicken, auch in der getreuesten Abbildung Vergnügen gewähren: die allgemeine Wißbegierde des Menschen. Wir freuen uns, wenn wir entweder aus der Abbildung lernen können, „tɩ Éxaotov“, was ein jedes 5 Ding ist, oder wenn wir daraus schließen können, „óti ovtos ¿nɛivos“, daß es dieses oder jenes ist. Allein auch hieraus folget zum Besten der Häßlichkeit in der Nachahmung nichts. Das Vergnügen, welches aus der Befriedigung unserer Wißbegierde entspringt, ist momentan und dem Gegenstande, über 10 welchen sie befriediget wird, nur zufällig1, das Mißvergnügen hingegen, welches den Anblick der Häßlichkeit begleitet, permanent und dem Gegenstande, der es erweckt, wesentlich. Wie kann also jenes diesem das Gleichgewicht halten? Noch weniger kann die kleine angenehme Beschäftigung, welche uns die Be- 15 merkung der Ähnlichkeit macht, die unangenehme Wirkung der Häßlichkeit besiegen. Je genauer ich das häßliche Nachbild mit dem häßlichen Urbilde vergleiche, desto mehr stelle ich mich dieser Wirkung bloß, so daß das Vergnügen der Vergleichung gar bald verschwindet und mir nichts als der widrige Eindruck der ver- 20 doppelten Häßlichkeit übrigbleibet. Nach den Beispielen, welche Aristoteles gibt, zu urteilen, scheinet es, als habe er auch selbst die Häßlichkeit der Formen nicht mit zu den mißfälligen Gegenständen rechnen wollen, die in der Nachahmung gefallen können. Diese Beispiele sind reißende Tiere und Leichname. Reißende 25 Tiere erregen Schrecken, wenn sie auch nicht häßlich sind; und dieses Schrecken, nicht ihre Häßlichkeit, ist es, was durch die Nachahmung in angenehme Empfindung aufgelöset wird. So auch mit den Leichnamen; das schärfere Gefühl des Mitleids, die schreckliche Erinnerung an unsere eigene Vernichtung ist es, so welche uns einen Leichnam in der Natur zu einem widrigen Gegenstande macht; in der Nachahmung aber verlieret jenes Mitleid durch die Überzeugung des Betrugs das Schneidende,

*De Poetica cap. IV.

1 Zufallend, beigesellt, in der philosophischen Terminologie akzidentell, Gegensag zu „immanent“ und, wie hier, zu „permanent“

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und von dieser fatalen Erinnerung kann uns ein Zusatz von schmeichelhaften Umständen entweder gänzlich abziehen oder sich so unzertrennlich mit ihr vereinen, daß wir mehr Wünschenswürdiges als Schreckliches darin zu bemerken glauben.

Da also die Häßlichkeit der Formen, weil die Empfindung, welche sie erregt, unangenehm und doch nicht von derjenigen Art unangenehmer Empfindungen ist, welche sich durch die Nachahmung in angenehme verwandeln, an und vor sich selbst kein Vorwurf der Malerei, als schöner Kunst, sein kann: so 10 käme es noch darauf an, ob sie ihr nicht, ebensowohl wie der Poesie, als Ingrediens, um andere Empfindungen zu verstärken, nüßlich sein könne.

Darf die Malerei zu Erreichung des Lächerlichen und Schrecklichen sich häßlicher Formen bedienen?

15 Ich will es nicht wagen, so gradezu mit Nein hierauf zu antworten. Es ist unleugbar, daß unschädliche Häßlichkeit auch in der Malerei lächerlich werden kann; besonders wenn eine Affektation nach Reiz und Ansehen damit verbunden wird1. Es ist ebenso unstreitig, daß schädliche Häßlichkeit, so wie in der 20 Natur, also auch im Gemälde Schrecken erwecket, und daß jenes Lächerliche und dieses Schreckliche, welches schon vor sich vermischte Empfindungen sind, durch die Nachahmung einen neuen Grad von Anzüglichkeit und Vergnügung erlangen.

Ich muß aber zu bedenken geben, daß demohngeachtet sich 25 die Malerei hier nicht völlig mit der Poesie in gleichem Falle befindet. In der Poesie, wie ich angemerket, verlieret die Häßlichkeit der Form durch die Veränderung ihrer koeristierenden Teile in sukzessive ihre widrige Wirkung fast gänzlich; sie höret von dieser Seite gleichsam auf, Häßlichkeit zu sein, und kann 30 sich daher mit andern Erscheinungen desto inniger verbinden, um eine neue besondere Wirkung hervorzubringen. In der Malerei hingegen hat die Häßlichkeit alle ihre Kräfte beisammen und wirket nicht viel schwächer als in der Natur selbst. Unschädliche Häßlichkeit kann folglich nicht wohl lange lächerlich

1 Wenn die Absicht, reizend oder ansehnlich, bedeutsam zu wirken, bei den häßlichen Gestalten zugleich sichtbar wird. 2 Anziehungskraft, Reiz.

Lessing. IV.

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bleiben; die unangenehme Empfindung gewinnet die Oberhand, und was in den ersten Augenblicken possierlich war, wird in der Folge bloß abscheulich. Nicht anders gehet es mit der schädlichen Häßlichkeit; das Schreckliche verliert sich nach und nach, und das Unförmliche bleibt allein und unveränderlich zurück. 5 Dieses überlegt, hatte der Graf Caylus vollkommen recht, die Episode des Thersites aus der Reihe seiner Homerischen Gemälde wegzulassen. Aber hat man darum auch recht, sie aus dem Homer selbst wegzuwünschen? Ich finde ungern, daß ein Gelehrter von sonst sehr richtigem und feinem Geschmacke 10 dieser Meinung ist*. Ich verspare es auf einen andern Ort, mich weitläuftiger darüber zu erklären.

XXV.

Auch der zweite Unterschied, welchen der angeführte Kunstrichter2 zwischen dem Ekel und andern unangenehmen Leiden- 15 schaften der Seele findet, äußert sich bei der Unlust, welche die Häßlichkeit der Formen in uns erwecket.

„Andere unangenehme Leidenschaften“, sagt er**, „können auch außer der Nachahmung in der Natur selbst dem Gemüte öfters schmeicheln, indem sie niemals reine Unlust erregen, 20 sondern ihre Bitterkeit allezeit mit Wollust vermischen. Unsere Furcht ist selten von aller Hoffnung entblößt; der Schrecken belebt alle unsere Kräfte, der Gefahr auszuweichen; der Zorn ist mit der Begierde, sich zu rächen, die Traurigkeit mit der angenehmen Vorstellung der vorigen Glückseligkeit verknüpft, und 25 das Mitleiden ist von den zärtlichen Empfindungen der Liebe und Zuneigung unzertrennlich. Die Seele hat die Freiheit, sich bald bei dem vergnüglichen, bald bei dem widrigen Teile einer Leidenschaft zu verweilen und sich eine Vermischung von Lust und Unlust selbst zu schaffen, die reizender ist als das 30 lauterste Vergnügen. Es braucht nur sehr wenig Achtsamkeit

* Klotzii1 Epistolae Homericae, p. 32 et seq. ** Ebendaselbst,

6. 103.

1 Christian Adolf Klok (1738-71), Professor in Halle, der spätere erbitterte Gegner Lessings. Vgl. die Briefe antiquarischen Inhalts" (Bd. 6 dieser Ausgabe). 2 Mendelssohn; vgl. S. 175 dieses Bandes, 3.5 ff.

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