1 Beim Drucke dieses Bogens kommt mir noch der Abdruck des vorgedachten Bruchstückes im neusten Hefte (Sp. 191) des durch Mone fortgefeßten von Aufsessischen An Anzeigers zur Hand; woraus es hier wiederholt wird, weil es so merkwürdig sich der vorstehenden Sammlung anreihet, und das Leben unsers großen alten Heldenliedes auch in Niederländischer Zunge bekundet. Man konnte schon aus einem Altniëderländischen Gedichte darauf schließen, welches ebenfalls Hr. Serrure im Jahre 1829 dem Prof. Mone mittheilte und dieser in den Duelfen und Forschungen zur Gesch. der Deut. Litt. und Spr. (1830) 6. 145 bekannt machte. Dasselbe heißt,,der vier Herren Wünsche und diese viere sind „Herr Hagen, König Günther, Herr Gernot und der milde Rüdiger", die im Saale beisammen sigen, und im Wettstreite, wer von ihnen den höchsten Muth trage", wünschen, wie jeder immerdar leben möchte, Günther in feilichen Freuden, Gers not bei Turnierei Rüdiger herrlich und gasilich, Hagen in ftäten Kämpfen. Diese Helden erscheinen hier also ganz unserm Heldenbuche (Rosengarten, Dietleib, Ravennaschlacht) ́ ́gemäß, 'und das Ganze ist vor allen deütlich ein Nachklang des Nibelungenliedes, mit welchem es auch die langzeitze vierreimige Stanze gemein hat. *) Es steht in einer Handschrift des 14ten Jahrhunderts, welche Hr. C. van Hulthem obnov nagy digil not *) Mone hat es nach den Einschnittén 'in tütze vterieitige Säße gerbeilt; etiv's weil die Einschnitte manchmal anklingen: abér offenbar herrscht die Langzeite-vor§ 1 in Gent 1811 aus dem Nachlasse des Notars Reuwens in Brüfsel erstand, und vermuthlich die angebliche Nibelungenhandschrift ist, welche van Wyn schon 1773 in Brüssel gesehen zu haben sich 1815 dunkel erinnerte. Dagegen bewährt nun dieses Bruchstück wirklich das fühere Dasein einer solchen Niederländischen Nibelungenhandschrift. Der Bibliothekar Laval in Gent fand es in dem vermoderten Deckel eines 1648 zu Leyden gedruckten Buches, welches 1704 nach Löwen kam. Gegenwärtig besißt es Hr. C. P. Serrure in Gent. Es ist ein Perg. Oktavblatt, zu Ende des 13ten Jahrhunderts zwischen feinen Linien geschrieben, auf jeder Seite 36 Zeilen, die Einschnitte punktiert die Strophen aber nicht abgetheilt. Das Ganze, war sichtlich nicht etwa eigenthümliche Niederländische Darstellung der alten, sonst gemeinsamen und sich mit Siegfried und Brunhild so nahe dorthin zie henden Dichtung, wie etwa die Nordischen Lieder, vielmehr Uebertragung unsers Hochdeutschen Gedichtes, welchem sie nicht nur eben in der Form, sondern auch in der Darstellung Schritt für Schritt folgt, und häufig auch dieselben Reime behält. Herr Serrure bemerkt in dieser Hinsicht schon die Deutsche Duelle verrathenden Wörter gemeet (3842), meistren (3863), overtogen (3826), wie den, falschen Reim (3800) und das unstatthafte Tempus (3861, auch 3848). Er hat auch das durch Beschneidung des Blattes Fehlende mit andrer Schrift ergänzt; was ich bei den offen gelassenen Stellen hier noch in Klam mern fürder thue. Die Nichtabtheilung der Strophen, welche den Ausfall von anderthalb Strophen (nach 3830) nicht merklich machte, ingleichem die Nichtbeachtung der verlängerten lesten Halbzeile der Strophe, und die eingemischten weiblichen oder klingenden, Reime, dies alles zeigt daß der Niederländische Uebersetzer unsere alte Heldenstanze noch weniger erkannte, als einige alte Abschreiber. des. Nibelungenliedes und die ersten Drucke desselben. Sonst hat er sich frei be wegt, und auch über manche schwierige Stelle getrost hinweggesezt. daer was gereet die spise. vele ende diere genoech ay wat men al wiltbraets. ter cokenen. wert droech guntheer biet doe tekenen, den jageren vitvercoren dat hi ontbiten woude. doe wart lude een horen...! tente geblasen. dat was sine orconde voer ,,, sine dat men dien selven coninc. ter herbergen vonde een Zegeuryts iagere. seide ic hebbe uernomen bit-blasen van den horne, dat wi souden «comenair 2 3787 90 ter herbergen sciere. dat doe ic u verstaen hi blies met sinen horne. ende antwerdde saen so wi-ne vaen ende binden. seghic v sonder waen e conste. comen ter gere 2) were 3795 doe sat hi op syn ors saen. ende leide voer hem dien bere (doe bracht)erdene den coninc. duer sine ouermoet ijne blide te makene. sine gesellen goet Ay boe blidelike. die coene degen reet groet so was sijn gere. lanc ende dar toe breet ende oec een diere swert soe had hi. gegort an sine side die horen was van goude. dies was hi wel blide geen 3) betren iagecledren. en hoerde noit man sagen ende enen roc van ziden. mochte men hem sien dragen Ende enen hoet van sabele. gewaerliker dincident het was een die 4) goutboert. daer die horen ane hinc ende enen hornen boge. hadde hi oec an heme 1 met huden ouertogen alse iageren geteme en constene gespannen. anders engeen man en ware met gewerke, hi en waert selue dan ma 1) Beffer ijlde. 2) Wohl comen ter gegen. 4) Wohl diere. 3800 10 S. b. 25 3830 37 bouen alle sine cledre. hadde hi enen roc roc anetat f** wel gemaect na heme. van swarten cordewane !) sint ic v die waerheit. al besceden moet soe voerde bi enen koker, al uol strale goet 3 het sagenne doe comen. des coninx helde gemeets.... si liepen iegen heme. ende ontfingen doe. 2 wel den coenen here. daer, was menech vroeg hi beette van den orse. den bere hi ontbant entie honden liepen. na den bere te hant die bere woude ten woude. daer hijt voer hem sach daer vloe vten wege, elc al dat hi mach die bere van den lieden duer die cokene ran 45 doe vloe van den bere. die coc ende menech man daer waeren soe. vele honde, dat niemen daer ne scoet die liede ende die honde. maecten geruchte groet die bere yloe wel sere. wat hi geloepen can... doe seide daer wel menech, het ware een crachtech man dine moeste meistren. ende weder vaen saen. z. 50 55 60 zegeurijt bi vinckene. ende doeddene wel Einigemal zeigt sich Misverständnis, 3. B. diere (theuer) für tiere und ziere (3787. 3819); tente für stunde (3791); enen hoet für eine hût (3823) haben auch alle unsere Nibelungenhandschriften. Daß die in der H. Ems-Müncher Handschrift fehlende Stanze (3793 96) hier erscheint, weiset auf die anderen Handschriften, und einen 1) Hier sind 6 Reimseilen übersprungen. Der Corduan giebt kein Licht über ludmes hût. Einschnitt (3810) hat nur die jüngste Bearbeitung ebenso. Sonst bietet das eine Görressche Bruchstück eben dieser Stelle, in der Niederrheinischen Mundart, nächsten Uebergang. Etwa noch ein Nieders deutsches Nibelungenlied als Vermittelung anzunehmen, ist unnöthig. Und hiebei bemerke ich, daß das Sassische Nevelunge Leid, welches der Dr. K. F. A. Scheller im J. 1831 ankündigte, als aus einer alten Handschrift entnommen, welche er nur in seine schon bei mehres ren Sassischen Werken angewandte Rechtschreibung umgeschrieben, nichts anders ist, als eine ganz neue wörtliche Uebersehung des Nibelungenliedes, wie schon die erste der zur Schau mitgetheilten Stanzen zur Gmüge bewährt: Uns is in ôlden mären Wonderes fêl gesaid Fan heliden lavebären, Fan` groter arebeid, Fan froud' un hôggetiden, Fan wenen unde klagen: Sassisch, Gleich der erste Reim gesaid ist so wenig Sassisch, als in der dritten Stanze syrden für zierten. Eben erscheint auch der Anfang einer Französischen Uebers sehung von M. Saint-Marc Girardin in feinen Notices polit. et litt. sur l'Allemagne (Paris 1835) p. 345 ff, nach meiner Erneues rung (1824). Die erste Stanze lautet hier: Les anciens récits nous racontent des choses merveilleuses sur les héros dignes de mémoire, sur leurs aventures, leurs joies, leurs fêtes, leurs douleurs, leurs catastrophes. Voulez-vous entendre les merveilles du combat des hardis chevaliers? v. d. Hagen. 2 |