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XIX.

Ueber Erdkundliches im Nibelungenliede.

III. Der Seidenhandel im Mittelalter.

Der Gebrauch der Seide zu Kleidern der Ritter und ihrer Frauen, so wie zu den Vorbugen oder Brustriemen der Rosse war im Mittel-1 alter sehr allgemein. Chriemhild verspricht bei der Fahrt nach Isenland ihrem Bruder seidene Kleider zu wirken 3. 1446, und Brunhild trägt bei den Kampfspielen ein seidenes Waffenhemd 1729. (1770.) Siegfrieds Rosse bei der Reise nach Worms haben seidene Vorbuge 306, und eben so die Pferde Chriemhildens und ihrer Mägde zu Worms 2300.

Daß die Seide sehr hoch geschäßt wurde, sieht man daraus, daß Brunhild bei ihrer Abreise von Isenland zwanzig Reisekasten voll Gold und Seide mitnehmen will, um es in ihrer neuen Heimat verschenken zu können 2095. Daß damit genäht wurde; 'beweift" die Stelle, wo Chriemhild das Kreuz auf Siegfrieds Gewand mit Seide nähen will 3629.

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Das Vaterland der Seidenraupe ist das südöstliche Asien, und zwar das eigentliche der bombyx mori oder der Maulbeerraupe; das der bombyx atlas, wovon die sogenannte wilde Seide in China kommt, sind beide Indien, und das der phalaena serici, von der die äußerst zarten und leichten Zeuge in Japan gefertigt werden, Japan. Nur die erste Art hat sich weiter gen Westen über die Erde verbreitet, so daß sie jezt sogar in Nordamerika, gezogen wird. Blumenbach ist: der Meinung, daß die bombyx Assyria bei Plinius XI, 27o (23)

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*

die wirkliche Maulbeerraupe gewesen sei, obgleich auf der Insel Kos auch das Gespinst einer andern Bombhrart zu Kleidern selbst für Männer verarbeitet wurde. Daß Kleider schon zu Plinius Zeiten aus Seide verfertigt wurden, kann man aus V, 1. schließen, wo er sagt, daß Suetonius Paulinus auf dem Atlas Baumwollenbäume gesehen habe, woraus Kleider gleich denen aus Seide (quales e bombyce) gefertigt würden. Barrow führt an, daß zu der Zeit als die Könige von Frankreich seidene Strümpfe als Prachtstücke einführten, die Bauern der mittleren Provinzen Chinas in Seide von Kopf bis zu Fuß ge= kleidet waren, und wärend der Adel von England auf Stroh schlief, hatten die Beamten in China seidene Matraßen. Was die Seide zur Stiftshütte der Ifraeliten (II Mos. 36, 8.) betrifft, so ist schon von Gesenius bemerkt worden, daß bei den 70 ßvooos nicht Seide sondern Baumwolle gewesen sei, da der Seidenbau damals noch nicht so weit gen Westen verbreitet war und Baumwolle in Aegypten allgemein ge braucht wurde; Meschi (Ezechiel 16, 10. 13.) aber bei den 70 τgizaπToy d. h. Haargeflecht. Kosmas Indopleustes um 550 nach Chr. nennt als Heimath der Seide das zweite Indien, d. H. die im N. D. von Hinterindien gelegenen Länder, also Sina, s. Humboldt kritische Unters. S. 99. t

Wann der Seidenbau sich durch Mittelasten nach der Bucharei, Persien, Syrien, Arabien und Aegypten verbreitet hat, kann nicht bes stimmt nachgewiesen werden. In Griechenland ist der Seidenbau, be kanntlich unter Justinianus 555 n. Chr. eingeführt. Wenn es wahr ist, daß zwei Mönche in hohlen Stöcken die Raupeneier aus Sina gebracht haben, so können diese Raupen unmöglich in Vorder=" aften gezogen worden sein. Von Libet wissen wir, daß unter dem Könige, Srongdsan Gambo, welcher von 629 49 n. Chr. in Tibet herrschte und der die Hauptstadt Hlas ßa, d. h. heiliger Boden *) baute, der Seidenbau aus Sina nach Tibet gekommen ist **).

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Nach Andersons Geschichte des Handels Band I. S. 529 ist die Seidenweberei 1130 in Sicilien eingeführt worden, da bis dahin die Seidenzeuge von Alexandrien und Constantinopel geholt wurden. Nach demselben Bd. H. S. 24. hat Venedig um 1209 Seidenweber von Theben, Athen, Korinth und Palermo herbei gezogen. Nach demsel

*) Nach mündlicher Mittheilung des ruff. Staatsrathes Freih. S chilling's von Canstadt, und nach Körös tibetisch-englischem Wörterbuche, Calcuttà 1834. 4. Mitters Erdkunde. Aften III. S, 240.

ben B. III. S. 509. und 593 werden Seidenwebereien nach: 1520 unter Franz von Milano her in Frankreich und zwar zuerst in Provence, dann in Lyon, endlich in Tourainé eingeführt. Nach England kommen nach demselben Bd. IV. S. 549. die Seidenwebereien erst 100 J. später unter Jacob I. um 1620.

Nach dem nordwestlichen Afrika im heutigen Kaiserthum Fes, (Marocco oder Meraksch ist erst 1070 erbaut) so wie nach dem südlichen Spanien mag der Seidenbau durch die Araber gekommen sein, die ihn entweder zur Lande von Syrien her oder vielleicht zu Waffer von Indien erhalten haben.

In den Gedichten des Mittelalters findet man nun verschiedene Arten von Seidenzeugen angeführt: Pfellet, Samit, Limit, Siglat, Palmat, Pliat, Fritschal, Zendal, Achmardi und vielleicht Ferrans.

1. Der Pfelle und in der Verkleinerung der Pfellel, im Lateinischen des Mittelalters pallium, ist der am haüfigsten vorkommende Seidenstoff. Jdy häbe schön im Wörterbuche zu meiner Taschenausgabe des Nibelungenliedes an Felbel erinnert, welcher bei den italischen Seidenwebereien felpa heißt, was Adelung von vellus, zottiges Fell, ableitet, und damit das italische velluto und das französische velours, das spanische velludo, (nicht velluido) und das englische velvet in Verbindung bringt. Es ist zu bedauern, daß wir keine genaue Beschreibung des Stoffes haben, aber aus einer Stelle im Wigalois 1701, wo der König Artus in feinen Speisesaal (můshus) zu den Gästen tragen ließ

die pfell ungeschroten,

manigen samit roten,

sollte man vermuthen, daß pfelle ungeschorener Samit ist. Benecke im trefflichen Wörterbuche zum Wigalois erklärt es zwar unter Pfelle „der noch ganz ist, keine Löcher hat," aber ich kann mich von der Richtigkeit dieser Erklärung des sonst wackern Forschers nicht überzeu gen. Warum sollte es der Dichter besonders herausheben, daß der Pfelle noch in gutem Zustande und ohne Löcher gewesen sei? Nun ist der Felbel wirklich eine Art zottiger, also noch ungeschorener Sas mit oder Plüsch. Daß der Pfelle ein zottiger Stoff war, kann man auch daraus schließen, daß er zu Sattelüberzügen gebraucht wurde, wozu man glatte seidene Zeuge wohl nie angewendet hat. Nibel. 2295. 3206. Wigalois 2534. Noch jest werden die Sättel der Reiterei mit

zottigen, oder rauhen Stoffen, als Schaft und Tigerfellen häufig be deckt. Ueber die Bereitung des Pfelles durch Salamander fin den sich mehrere Stellen. Wigalois 7435. f.

Die wurme Salamandere."

worhten în (den Pfelle) in dem viure
davon was er tiure.

Dieses Wirken der Salamander geschieht in einem weiten und hohlen Berge, der zu allen Zeiten in der großen Asia brennt. Merk: würdig ist, 1) daß man seit Klaproths und A. von Humboldts Mittheilungen wirklich von Feuerbergen in Mittelafien Kunde hat, 2) daß Mittelasien Seidenbau und Seidenwebereien seit wenigstens 1000 Jahren treibt. Die zweite Stelle ist Liturel (der nicht Eschenbachsche) XL, 341. f.

1

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Ein widerglast der sunnen

ist dieser phelle wehe

und wirt mit not gewunnen.

Die würm in füre würken seiden spehe,

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bei der ist alle sid und golt zů nichte.

u. S. W.

Der Dichter erzählt nun, daß man, um den Pfelle vom Sa lamander zu gewinnen, drei Haufen Holz in immer etwas weiterer

*) Bei einem Flusse im Gebiete des Priesters Jobannes in Indien. (Tibet).

Entfernung von Bergé anzündet. So wie der nächste vom Berge verlischt, läuft jener zum zweiten und dritten, wird aber beim Verlöschen auch dieses und bei der Rückkehr zum Berge gefangen. Es wird angeführt. daß dieser Pfette lilienweiß glänze und mit Recht vergoldet werde.

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Eine dritte Stelle ist Parzival 735, 23. (Lachmann)

^^ Der wapenrock gap planken schin.
#ime berge z' Agremuntin v

die würme Salamander

andlers added in worhten zeinander von

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1

ir art mac ich benennen nicht!

Benecke führt noch aus Wilhelm dem Heiligen (dem nicht Eschenbachschen) an, daß in einem Gebirge Langelesant bei Tuffangale an. der Gränze des Mohrenlandes Würmer wohnen, den Salamandern verwandt, welche Samanirit, (wahrscheinlich Samamit, hebr. Semamith, Sprüchw. 30, 28. neugriechisch aauuuuiven, bei den 70 nahießws) heißen. Wenn diese in ihrem zwölften Jahre sich mausen, so traz gen sie ihr abgeworfenes Haar zusammen, breiten es auf der Erde aus und verarbeiten es mittels ihres heißen Athems und wirken ihr eigenes Bild hinein, so daß man genau sehen kann, wie viel an dem Stoffe gearbeitet haben. Diese Stoffe sind unvergänglich, und ihre Farbe verbleicht nie. Vom Glanze dieser Stoffe geblendet, kommen die Greife Herbei, deren Gebirge nahe liegt, und tragen dieselben in ihr Nest. Die Heiden dieser Gegend gürten sich mit Laub, gehen Nachts ins Gebirge und wenn die Greifen früh nach Futter aus fliegen, nehmen jene die Stoffe wegi Um diese Goldstoffe ju reinigen, legt man sie ins Feuer. Es heißt von diesen Salamandern:

Sic heizzent Samanirit (Samamit)

und habent> Salamandre sit, a

daz si sint staetes in dem viure.

Benecke führt Wigalois S. 475. noch mehrere Stellen an z. B. Omons image du monde und Vincentii Bellovacensis speculum naturae, beide aus der Mitte des 13ten Jahrhunderts, so wie Geiler v. Kaisersberg aus dem Anfang des 16ten, deren zwei erstere jenen Stoff aus den Haaren des Salamanders (der aber wie alle

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