Imagini ale paginilor
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zuvor aber hat sie eine nicht minder schöne Tochter geboren, welche auf der Mutter Bahn die schöner verjüngte Erde und ihre erneuten Bewohner beleuchtet.

Wie den Riesen, war Sol auch den aus den Maden des Weltriesen entstandenen Zwergen (Alfen) feindlich, und wenn diese nächtlichen Wichte sich vom Sonnenstrahle betreffen ließen, versteinten sie, wie jene bis zur Götterdämmerung kämpfenden Krieger, welche (Grim-) Hild allnächtlich wieder belebte ). Hiemit hängt wohl zusammen, daß noch im ganzen Norden, wie bei uns, die am Sonntage gebore= nen Sonntagskinder Geister sehen, in mancherlei Verkehr mit ihnen stehen, und in Schweden noch besonders die auf dem Golde liegenden Lindwürmer besiegen können **), wie Siegfried und sein Tochtermann Ragnar Lodbrok.

Ein selber nach der Sonne benanntes Edda-Lied (Sôlar - liod) bezeichnet merkwürdig den Uebergang von Heidenthume zum Christenthum, indem ein Verstorbener, den die untergehende durch Verneigung angebetete Sonne, furchtbar strahlend blendete, seinen Sohn auf die höhere Erscheinung in Osten hinweiset, und ihm die Gebete des Herrn (drottins: am Tage des Herrn), zum Heile für die ganze Woche, empfiehlt.

Wie am Schilde Sols, am Ohr und Hufe der beiden Sonnenrosse Zauberrunen standen ***), so heißt Sol auch der sie selbst beginnende Buchstabe unter den sechzehn †) alten nordischen Runen, und steht neben den meisten übrigen hier in Frage kommenden Asen, Frei, Thor, Odin, Thr tt). Ihre Stellung aber, sowohl in der eigenthümlichen alten Ru

*) Vergl. Nibelungen und kein Ende S. 98.

**) F. Magnuss. l. c. 718.

***) Eddalieder von den Nibelungen IX, 16. Volsunga-Saga Kap. 29.

†) So viel Buchstaben sollen anfänglich auch nur die Römer von den Griechen empfangen haben, laut Mar. Victor. p. 2458. 2468. Es sind aber nicht völlig dieselben und in der gewöhnlichen Folge. Vergl. K. Schneider Lat. Grammat. I, 1, 5.

††) Vielleicht auch Mâni, als ursprünglich eins mit Madr (Mann)= M. Außer. Tyr, find die drei übrigen nicht allgemein Nordische Runen-Namen, es scheint aber besonders Schwedische und gerade die älteren für die gewöhnlichen (Fê, Thurs øder Thorn und Os). Vergl. nebst den alten Runen - Alphabeten, besonders Ol. Verelii runograph. (Ups. 1675. Fol.), der auch die Gestalt der Runen ihren Namen gemäß findet, z. B. in die Zerstreuung der Sonnenstrahlen. Bemerkenswerth ist noch, daß überall auch Dag, Tag, Runen-Name von D ist.

nenfolge *), als nach dem gemeinen A B C, entspricht so wenig der eigentlichen Planetenreihe, als deren Folge in den Wochentagen, be währt also nicht etwa das hohe Alter dieses Systems im Norden **). In den sämmtlich Christlichen Runenkalendern werden die Wochen= tage mit den sieben ersten Runen nach der alten Folge, ohne Rücksicht ́auf beiderseitige Götternamen, bezeichnet ***).

Der Runen-Name hat aber diesen dem lateinischen Sôl gleichlautenden Sonnen- Namen †), der noch im ganzen Norden der eigent liche ist (mit angehängtem Artikel Solen), nicht nur im Altsächsischen, fondern auch im Althochdeutschen, erhalten. Angelsächsisch lautet er Sigil, Sigel ), was auch sonst noch Sonne bedeutet †††), so wie ein mit dem Sonnenbilde” geschmücktes Halsband, auf ähnliche Weise wie es solche Mondhalsbänder giebt; daher Mittellateinisch) Sigla tttt).

*) Diese ist F, U, Th, O, R, K, H, N, I, A, S, T, B, L, M, Ö: wonach man leicht jeglichen Versuch anstellen kann.

**) Der durch weitschichtige Untersuchungen des Griechischen, noch mehr des Aegyptischen Alphabets bekannte Prof. Seyffarth in Leipzig hat durch zwei Vorlefungen in der Deutschen Gesellschaft daselbst gezeigt, daß die Germanen die 7 Planetengötter sammt der Erde als achten (= den 8 Kabiren, 8 Chinesischen Kua's, Elohim u. f. w.), und das ganze astrologische System, schon aus Asien mitgebracht, und der Anfang der nordischen Mythologie auch schon 3468 vor Christi Geburt, gleich nach der Sündflut faile. (Ch. L. Stiegliz Jahresbericht 1833. S. 46). Dies gründet sich also auf seine kürzlich gedruckte „Alphabetische Abbildung des Thierkreises, mit der Constellation der 7 Planeten ( ĕ £ 0 ♂ 4 ħ am 7. September 3446 vor Chr., zu Ende der Sündflut, nach Noahs eigenen Beobachtungen.” dargelegten Runenverhältnisse bestätigen wenigstens diese Constellation nicht. ***) Ich habe selber einen solchen sehr alten in Buchenholz geschnittenen Kalender in Gestalt eines Riesenschwertes, das etwa zugleich diente, wenn ein Ding (Thing) gehegt wurde. - Vollständige Anwendung eines Runenkalenders machte noch Gräter Idunna 1812.

Die oben

†) Auf der ältesten Abschrift des „ABECEDARIUM NORD" in der St. Galler Handschrift 878 des 9-10ten Jahrhunderts, welche in meinen Reisebriefen I, 158 erwähnt und in W. Grimms Deut. Runen, Taf. 2, unvollkommen abgebildet ist, steht auch der Name hinter endi sol.

††) Sigel in drei Hdf. bei Hickes thesaur., gramm. A. S. p. 135; wiederholt bei Grimm Taf. 3. Sigil in der Paris. Hdf. des Isidor ebd. Taf. 2. Sigi in der St. Galler Hdf. 270 ebd. ist wohl nur Versehen. Sil in der Tegernsee-Münchener Hof. des Sten Jahrhunderts, bei Radlof Schreibungslehre Taf. 1, scheint Zusammenziehung.

+++) Somner glossar. A. S. Hat Sigel-hveorf Sonnenwirbel, Sonnenwende. Grimm Gramm. II, 111 sigel-vare Aethiopen im Sonnenland. Bei Somner finde ich Sigel-hearva i. e. Silhareva Aethiope, und Silhearvena-land Aethiopien.

tttt) Somner vergleicht schon das Angels. Sigele mit dieser Sigla. Mehr hievon bet Du Fresne glossar. med. aevi, Die Lateinische Ueberseßung monile ist vielleicht ursprünglich gleichbedeutend mit lunula Mondhalsband, und im Worte wie Sinn

In den Althochdeutschen Denkmalen lautet die Sonnenrune Sugil, Subil *), und bildet den Uebergang zu dem Gothischen Sauïl. Dies leste hat zwar, da es geschlechtslos scheint **), die persönliche Beziehung vergeffen, und es war also damals schon verdunkelt. Als das mit dem eigentlichen und ältesten Sonnennamen im gemeinsamen Sprachstamme stimmende Wort, ́verglichen mit dem Wallisischen Haul, Sonne, ließe es dann auch, durch solchen Wechsel der Spiran= ten unter sich und mit dem Lippenlaute, Verwandtschaft annehmen mit ëλn, tan, Sonnenlicht, hos, Helios; oélas, Glanz, oɛháva, dorisch für oɛkývn, Selene; λn, &λn, lautete in Mundarten auch Béla, Béiλŋ ***), und führt weiter zu den Semitischen Sonnen und Götternamen Bel, Baal, (Herr, Baal-samen, Herr des Himmels), zu dem Kretischen Abelios Apollo, dem Gallischen, namentlich Norischen und Kärntischen, auch von den Römern verehr ten Belenus, Belinus-Apollo †), dem Slavischen Biel (= Bog, weißer Gott), und dem Nordischen Baldur, d. i. der Jahresgott in in der Sommer-Sonnenwende, im Sol-Monat tt); welcher Monats= name auch im Angelsächsischen diesen Sonnennamen bewahrt.

Solche

eins mit dem Isl. men Halsband; vergl. das berühmte Brisinga-men. Sonnen- und Mondbilder tragen die Heiden auch im Titurel; s. weiterhin. *) Sugil bei Hraban. Maur., nach Goldast wiederholt bei Grimm Taf. 1. Suigil unter den bloßen Runen-Namen, ohne Zeichen, der Wien. Hdf. 277, nach Denis catal. I, 1002, ebd. S. 106. Suhil, aus der Wien. Hdf. 64, ebd. Taf. 1.

**) Marc. 1; 32. 13, 24. Ihm fehlt das Gothische männliche Nominativ-Kennzei chen s, und müßte als weibliche Ableitung -ila lauten. Aber bei sø altem, Eigennas men ähnlichem Worte ist schwer zu scheiden, was Ableitung oder nur auseinander getriebene Wurzel ist. Das Pers. soo, su, Sonnenlicht, das F. Magnussen 714 anführt, würde für ein wurzelhaftes s sprechen, finde ich aber nicht unter den Pers. Sonnennamen bei Hyde 106; wo hûr, chûr, shîr wohl zum Zend. shur, Sanskr. suria bei F. Magnussen stimmt. Vergl. Kanne Chron. 62. 222.

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***) Schneider, der alle diese Ableitungen schön zusammenstellt, hat noch den weitern Uebergang yɛha, d. i. Féla (mit dem Digamma), daher gelu, Frosthelle. Békos, pilum, Pfeil und Strahl (wie unser altes stråle, Pfeil, jezt Strahl) gehört τα βάλω, βάλλω.

†) Béke (Accusat.) bei Herodian. 1. S. Selden de diis Syris. Schedius de diis German. c. 7, wo die alten Nachrichten zusammengestellt und die Römischen Steinschriften wiederholt sind, darunter auch die Britannischen dem Belatucadrus gewidmeten. Phil. a Turre diss. de Beleno veterum Aquilejens. Deo, hinter defen Mon. vet. Antii. Rom. 1700. De Zurlauben le Soleil adoré par les Taurisques. Zürich 1781. Die Altäre von Aquileja sah ich in Venedig. Briefe in die Heimat II, 153.

††) F. Magnussen 299, wo noch der bei dem Russischen Johannisfeuer im Andenken gebliebene Kupal angeführt wird. Das einfache bål bedeutet im Isl. Brand,

Die Verwechslung des Geschlechtes darf. hiebei so wenig auffal len, als bei den Mythen selber. Es ist eben ein unterscheidender Grundzug, daß in der antiken, wie in fast allen morgenländischen Mythologien auch am Himmel, wie auf Erden, nur der Mann, wohl gar als leiblicher Sonnensohn, herrscht, und die nur in seinen Strahlen leuch tende Mondgöttin seine erkorene Königinn oder auch Schwester ist: dagegen bei allen Germanischen Stämmen die von Tacitus schon so bedeutsam erkannte hohe Frauenverehrung sich auch am Himmel in dem umgekehrten Verhältnisse vergötternd kund giebt, welches unter den Morgenländern sich merkwürdiger Weise nur bei den Arabern zeigt, bei den näher stehenden Letten mährchenhaft sogar durch die unumschränkteste Frauenherrschaft sich ausspricht; wie das schon bei Tacitus im Norden geschichtlich vortretende wirkliche Frauenreich den späteren amazonischen Sagen in eben jenen Gegenden (Duinland) um so eher Spielraum bot. Auch bei uns weiset das zu Anfange des 13ten Jahrhunderts gangbare Mährchen von der Frau Sonne, um welche ein Kater freite *), auf den alten mythischen Grund, woran auch noch das obgedachte Mährchen von dem Sonnenbette erinnert; anderer, an das Geschlecht des Wortes gebundener, und sich daraus bildender Dichtungen und sprichwörtlicher Ausdrücke zu geschweigen. In schöner, Lebendiger Weise singt noch das Nibelungenlied (6510), wie nach einer schauerlich blutigen Mondnacht, die hehre Sonne dem Morgen ihren lichten Schein über die Berge bietet".

Aber auch im deutschen Sprachstamme selber schwankt das Geschlecht schon früh mannigfaltig in den Sonnen wie Monds-Namen. Im Gothischen steht, außer dem obigen Sauïl, noch der männliche Sunna**) neben der weiblichen Sunnô ***). Im Altsächsichen ist der Sunno †)

Scheiterhaufen (der Baldurs Leiche verzehrte), Dän. Baal, Schott. bale, bele. Zum Isl. bali, Höhe, stimmt das Schweiz. Balm, hoher Bergpaß: vergl. das Nibelungen-Schwert Balmungen, und die Westgothischen Balthungen. Fernere etymol. und mythol. Vergleichungen bietet Kanne Urk. 114. 331. 354; Panth. 418; Chron. 145; Goldene Aerse der Philister 45. Im Chron. 25 wird bal, bel, auf das einfache Ur- und Gotteswort al, el zurückgeführt, wie Helios-Sol von Servius ad Aen. I, 646. *) Im Sängerkrieg auf Wartburg von Biterolf derb angewendet, von Herrand von Wildonie in einer Erzählung dargestellt. Vergl. meine Lebensbeschreibungen der Minnesinger S. 300.

**) Matth. 5, 45. Luc. 4. 40.

***) Marc. 4, 6. 16, 2.

†) Im Heliand (Evangelienharmonie) 89, 10. 96, 7, Lesarten der Cottonischen Hdf; sonst in beiden Hdff. sunna.

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feltener, als die Sunna. Hochdeutsch findet sich erst im 11ten Jahr hundert, dann häufiger, der Sunno oder Sunne ), neben der jedoch überwiegend weiblichen Sunne. Jenes steht manchmal in einem und demselben Werke dicht neben diesem, in Beziehung auf den fremden heidnischen Sonnengott, besonders nebst der auch durch stärkere weibliche Endung gebildeten Mondgöttin, Mænin, Mæninne, oder dem männ lichen Worte gleichlautend Mâne **).

Auf ähnliche Weise steht der Sunne häufig in Beziehung auf Christus ***); und wie Maria durch orrbildliche Deutung, Legende und Sage mannigfaltig in nähere Verbindung mit dem Monde trat, so wurde noch früher und mehr die so allgemeine Verehrung und bildliche Bezeichnung der Sonne im höchsten Sinne auf Chriftus ges

*) Die Wiener Hdf. von Notker's Psalmen hat XLII, 4 für Sunnûn bestimmt den Sunnûn. Stade lect. Franc, p. 30. In dem Physiolog. des 12. Jahrh. bei Graff Diutiska III, 30 Sunno und Sunne; in der entsprechenden Stelle der reda umbe diu tier aus dem 11. Jahrh. (in meinen Denkm. des Mittelalt. II, 56) den Sunnen neben die Sunnûn, Acc. zu diu sunna. In des Pfaffen Konrad Karld. gr. bek Schilter 2424 der Sunne; eben so in der Heidelb. Hdf. S. 40, eine der Straßb. Hdf. fehlende Stelle. Wernhers Maria S. 156. Unter den Minnefingern: 31 Hamle Str. 3. 8; Ofterdingen in 72 Warth. Kr. 9. (in der Wien. und Jen. Hdf. weiblich); 77 Lichtenftein (in der Münchn. Hös. weiblich); 113 Reinmar v. Zw. 151 (in der Heidelb. Hdf. weiblich) ; 125 Hadloub 82. 8S; 137 Spervogel 53 ließt die Maness. Hdf. der S., in 32 (zu derselben Weise gehörig) aber diu S., wie die Jen. Hds. beidemal. - Noch andere Stellen für der S. gibt Oberlin glossar. aus der Straßb. Hdf. von (Rudolfs von Ems) Reimbibel, und der alten gedr. Augsburg. Bibel.

dann

**) Die in Anm. *) erwähnte Stelle Notkers sinen Got zeigôt der, der Sunnûn alde månen betôt bestimmt die jüngere Wiener Hdf. zwar, doch beides männlich zeiget der den Sunnûn ode den Mânen petôt. In Albrechts Liturel Kap. XXIII, (Str. 2998) wird von den Chaldäern in Babilon als höchster Gott verehrt der Sunne der Mân' und ouch diu menge aller sterne; alle Krieger im Heere tragen deshalb zwei Bilder einz der Sunne[n], daz ander si der Mâne, auf der Brust ein rundes spannens großes goldenes Bild gelich dem Sunnen und auf der Schulter eins von Silber dem Mânen geliche (Vgl. oben Seite 31.) Die Wien. Hdf. (Str. 2968) liest hier diu Sunne - der Mân' und ouch diu Mæninne aller sterne; die beiden Bilder einz der Sunne, daz ander sî diu Mâne von Gold der Sunnen, von Silber dem Månen gelîche. Dies Schwanken dicht auf einander zeigt recht deutlich die fremde Einwirkung. Mæninne ist hier sicher nur aus mænie, richtiger menie menge, entstanden. Dagegen fteht entschieden, auch in Beziehung auf Aftrologie, der Sunn und diu Mänin in der alten gedr. Augsburg. Bibel 1 Møs. 37, 9. 5. Mos. 4, 19. Jos. 10, 12. Vgl. Oberlin glossar. der Meisner (Minnes. Bd. 3, S. 107) wünscht dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg, zum Heile möge ihm scheinen jeglicher stern, diu Mâne unde ouch der Sunne.,

-

***) So bei Wernher 2. 14. 104. 132, der sonst (9. 13. 60 ff.) gewöhnlich diu S. hat. Unter den Minnesingern: 21 Eberhard von Sar 3; und 124 Gottfried von Straßb. 7. 25. 52, der sonst im Tristan (vgl. mein Glossar.) nur diu S, braucht.

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