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Aüwe lieber herre sprach meister Hiltebrant

Der hie lit erstorben von Volkeres hant
Nu sal der fidelere langer nit genesin

9253

55

Hiltebrant der küne wie konde er grymmiger wesin

Do slug er Volkern daz yme die helm bant
Stüben allenthalben zü des sales want

Von helm yn auch von schilde dem künen spileman

Da von der küne Volker do *) sin ende gewan

60

Do drüngen zü dem stride die Dietriches man
Sie slügen daz die ringe vil verre dreten dan

Vñ daz man ort der swerte vil hohe fliegen sach

Sie holten vz den helmen den heissen flieszinden bach

Do sach von Troye Hagne Volkern.dot

65

Daz waz zü der hochgezit sin aller meiste not

Die er da hat gewonnen an mage vñ auch an man

Aüwe wie harte Hagne den helt da rechen began

Nü ensal iz nit genieszen der alte Hiltebrant
Mine helfe lit erslagen vor des heldis hant

70

Der beste hergeselle den ich ie gewan

Den schilt den ruht er hoher da gie er howende dan

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Helpfrich der starke Dancwarten slüg

Günther vñ Giselher den waz iz leit genüg

Da sie in sahen vallen in der starken not

Er hat mit sinen handen wol vergolten den dot

Die wile gie do Wolfhart wieder vñ dan

75

1.

9281

Allez howende die,

*) Hier steht noch svō, aber als ungültig unten punktirt.

XIII.

Ueber die zur musikalischen Composition geeigneten Gedichte

von

E. Fischer.

(Vorgetesen am 16ten Januar und 30ften Oktober 1834.)

Vor einigen Jahren hatte ich die Ehre, der Gesellschaft, eine Abhand

lung vorzulesen über die Frage: was eine Sprache zur musikalischen Composition, geeignet mache? Das Resultat derselben war, daß die neueren Sprachen im Allgemeinen der Musik eine ausgebreitetere Anwendung verstatten, als die alten Sprachen, besonders die Griechische, welche zwar fast überall die Musik mit der Dichtkunst verband, doch aber so, daß dabei die Musik nur eine begleitende Stelle vertrat; hier aus wurde auch gefolgert, in wiefern die große Entwickelung, welche gegenwärtig, die Musik, gewonnen hat, zum Theil hervorgebracht sei durch die Natur der neueren Sprachen. Unter diesen erschien die Italienische Sprache, wiederum als diejenige, welche die willkürlichste Anwendung der Musik leiden kann und erfahren hat, die Deutsche aber als diejenige, welche nach Ueberwindung vieler nicht unbedeutender Schwierigkeiten des Mechanismus die geistreichste musikalische Bearbeitung erlaubt. Wenn wir aber den Unterschied, den die Verschiedenheit der Sprachen bei der Anwendung der Musik hervorbringt, außer Acht lassen, so soll die heutige Vorlesung betrachten, was ein Gedicht zur Composition geeignet mache. Da es nun bei Beantwortung diefer Frage viele Punkte giebt, welche für alle Sprachen dieselben oder ähnliche sind, so werde ich, da der Gegenstand ohnehin zusammenge

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sezt und von großem Umfange ist, hauptsächlich nur auf die neueren Sprachen, und insbesondere auf das Deutsche Rücksicht nehmen, auch schon damit meine Abhandlung nicht zu sehr außerhalb des Kreises der Deutschen Gesellschaft zu liegen scheint.

Wenn man die heutige Zeit charakterisiren wollte durch die Kunstleistungen, welchen sie vorzüglich huldigt, so würden die musikalischen wohl den Hauptrang einnehmen, und unter diesen wieder die Oper und das Lied (im weitesten Umfange des Wortes). Die Kunstwerke beider Art sind Verbindungen der Poesie und Musik, und wenn man leider auch gewohnt ist, die erstere, die Poesie, hiebei (besonders bei der Oper) eine sehr untergeordnete Rolle spielen zu sehn, so ist keine Frage, daß eben oft der größere oder geringere poetische Werth, und überhaupt die ganze Beschaffenheit eines solchen Gedichts, der Menge unbewußt, einen großen Antheil hat an dem Erfolg, dessen sich ein solches Werk erfreut. Es scheint daher der Mühe nicht unwerth, zu untersuchen, in welchem Verhältnisse Wort und Ton hiebei stehen.

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Es fragt sich im Allgemeinen, unter welchen Bedingungen überhaupt zwei Künste fich zu einem Kunstwerke vereinigen? Die Wirkung aller Künfte geht zwar (wie alles Aeußere, das auf uns wirkt) durch die Sinne zu uns, doch gar nicht in gleicher Art und Stärke, und wir können hienach zwei Hauptfälle bei der Wirksamkeit einer Kunst unterscheiden. Einige Künste wirken dadurch, daß uns ein idealisirter Gegenstand aus der belebten "oder leblösen Natur vorgeführt wird, am häufigsten die menschliche Gestalt, wie in der Sculptur, Malerei, Mimik und Tanz. Da wir gewohnt sind, von Kindheit an die natürlichen Vorbilder von solchen Kunstwerken zu betrachten, und aus dem Aeußern, wenn es eine menschliche Gestalt ist, durch die Er fahrung belehrt, auf das Innere die Empfindung zu schließen, oder wenn es ein Gegenstand der leblosen Natur (z. B. eine Landschaft) ist, auch hier schon gewohnt sind, einen ziemlich bestimmten wiederkeh renden Eindruck durch die wiederkehrende Erscheinung zu haben, so sind in der Regel Kunstwerke der Art für uns auf eine solche Weise verständlich, daß der nur etwas Kunstgebildete nach wiederholtem Anblicke derselben oft in Worten fähig ist, sich Rechenschaft zu geben von den Empfindungen, welche sie hervorbringen, und was ihm mißfalle oder gefalle. So wird es also nicht leicht Jemand geben, der nach dem Anblick des Laakoon, oder des sterbenden Fechters, sich

nicht auch in Worten auszusprechen vermöchte, welche Empfindungen beim Anblick in ihm rege werden, und somit ein mehr oder weniger befriedigendes Verständniß des Ganzen haben. Ebenso bewirkt die Poesie ein ähnliches, noch bestimmteres Verständniß, Bewußtsein einer bestimmten Empfindung, durch eine Reihe von Gedanken und Bildern, oder im Schauspiel, außer durch andere sinnliche Hülfsmittel, auch noch durch den Anblick der menschlichen Gestalt.

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Ganz anders aber ist die zweite Art der Wirkung, da nämlich die sinnliche Form gleichsam unmittelbar ohne Zwischenwort und Zwischengedanken unsere Empfindung erfaßt, wie in der Architectur und Musik, so daß uns z. B. in eine gothische Kirche eintretend, øder den Klang der Orgel, oder entfernten Chorgesang vernehmend, ein unbegreiflicher, durch Wort und Gedanke nicht auszusprechender Schauder durchzuckt, und so ohne alle Zwischenstufen die äußere Wahrnehmung in die innersten Kammern des Herzens dringt: eine Wirkung, wie sie in gleicher Stärke und Augenblicklichkeit schwerlich eine andere Kunst hervorzurufen vermag. Sollten vielleicht die lezt angeführten Beispiele weil sie nur von den größten Werken der Art hervorgebracht werden, eben darum nicht allgemein für diese Kunst erscheinen, so erinnere ich an den Ton einer Flöte oder Clarinette im Freien, oder wie Voß so schön sagt, an die Zwillingstöne des Waldhorns über den See her." Hieraus ergiebt sich, warum fast alle Menschen ohne Unterschied, Kunstverständige und Laien, auf das beste durch das Drama und Oper befriedigt werden, welches ihnen das doppelte Verständniß durch den Gedanken und die menschliche Gestalt giebt, und außerdem durch die sinnliche Kraft der Töne anregt; warum ferner solche, die gewohnt sind, mit geübtém und theilnehmendem Blicke den Menschen und die Natur zu betrachten, vollkommnes Verständniß und Befriedigung haben in der Betrachtung von plastischen Werken und Bildern; warum endlich viele mit unwiderstehlicher geheimnißvoller Kraft durch Architektur und Musik angeregt werden, aber auch warum Werke dieser Art, vorzüglich Musikalische, so oft mißverstanden werden, und warum (freilich nicht viele, aber sie kommen doch vor) die gewöhnt sind, alle ihre Empfindungen von Gedanken begleitet zu haben, gar nicht befriedigt werden durch solche Kunstwerke, wie rein musikalische, 3. B. durch eine Symphonie oder Sonate.

Sollen nun zwei Künste zu einem Werke sich vereinigen, so wird ihre Wirkung am mächtigsten sein, am nothwendigsten erscheinen, wenn

sie aus den beiden verschiedenen Klassen genommen, auf zweifache Weise in die Seele dringen, und während das Verständniß durch Wort oder Gestalt eröffnet ist, zugleich der Mensch von der sinnlichen Kraft der andern Kunst durchschüttelt wird. So finden wir in inniger Verei nigung Architektur und Plastik, Architektur und Malerei, Musik und Tanz, endlich Musik und Poesie. Bei einigen der genannten Verz bindungen schmelzen beide Künste so durchaus zu einem Kunstwerke zusammen, daß die Theile oft vereinzelt nicht die gehörige Selbststän digkeit haben, oder wenn dies auch wäre, doch in ihrer Vereinzelung ohne Vergleich schwächer find als im Verein. Denn so erscheint zwar Tanz und Tanzmusik z. B. auch abgesondert ziemlich selbstständig, aber wer weiß es nicht, wie wir in der Jugend, beim Anhören einer Tanzmusik uns unwillkürlich hindenken auf den Tanzplan, oder die Beine unruhig bewegen, weil wir fühlen, daß eine Hälfte fehlt; ja wie wir Tanzmusik oft eben nur in Erinnerung des Tauzes, genießen, und wie ferner Lanz ohne Melodie fast unmöglich fällt, wiewohl wir doch Takt halten könnten nach einer Trommel. Es würde mich zu weit von meinem Ziele abführen, wenn ich der Verbindungen der Architektur und Sculptur und Malerei gedenken wollte, in welchen also die Architektur die Stelle der Musik vertritt, wie ein Tempel, der für eine Götterstatue erbaut ist. Die Alien verschmähten in ihrem Drama nicht die dreifache Verbindung der Mimik, Poesie und Musik und faßten so den Menschen, wo er nur immer Angriffspunkte erlaubt; mit wie viel Glück wir dies in unserer Oper nachahmen, erwähne ich, wenn wir ins Einzelne gehen. Uebrigens werden unter allen Verbin dungen von zwei Künsten wohl die mit der Musik die innigsten blei ben, denn da die Musik zwei Hauptelemente, Rhythmus und Ton hat, so ist sie durch den ersten angewiesen mit dem Tanz, welcher Mimik und Rhythmus vereinigt, in Verbindung zu treten, durch beide aber, durch Rhythmus und Ton, tritt sie in Verbindung mit der Sprache, so daß die Zusammenwirkung der Poesie und Musik oft als eine ganz nothwendige erscheint, nämlich nicht so daß eine Kunst etwa nur, bloßer Schmuck oder Zierrath der andern wäre.. Denn das Wort ist bei der höchsten Deutlichkeit und Individualisirung des Gedankens, fähig die größte sinnliche, ja eine erschütternde, Gewalt durch den Ton anzunehmen; ich erwähne als ein Beispiel für alle, das den meisten von uns wohlbekannte: „Barrabam“*) in der Bachschen Passion,

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*) Nämlich in der neuerlich in Berlin so oft, und mit steigendem Wohlgefallen gehörten Passion nach dem Matthäus, von Johann Sebastian Bach.

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