Imagini ale paginilor
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klang ansprechen, durch Neuheit reizen und durch ihren tiefen Zusammenhang mit dem Sprachstamme selbst, dem neugebildeten Worte die rechte Weihe geben. In solchem Geiste, glaube ich, muß in die Sprache geschaffen werden, und so auffallend auch anfänglich manche Schöpfungen der Art sind, werden sie doch lebendiger fortdauern als die durch verwickelte Zusammenseßungen gebildeten Verdeuts schungen. Auf die Art haben sich Wörter wie Sternwarte, Heerschau, Volkthum, Turnplay c. wie von selbst eingeführt, da sie aus deutschen Stämmen den deutschen Bildungsgeseßen gemäß erwuchsen. Aber auch die Möglichkeit, neben den alten Stämmen neue Schößlinge aufsprießen zu sehen, ist gegeben; wenn zu den neuen Wortstämmen Laute benugt werden, die den deutschen Wurzeln verwandt tönen. Seltsam mögen allerdings gegenwärtig noch die meisten Okenschen Namen in der Naturlehre klingen; sie sind aber bezeichnend haben. einen deutschen Anklang, und sind eben, weil sie bis dahin nichts bez deutet haben, am meisten geeignet, Benennungen in Classen, Gattungen und Einzelweisen zu werden. Wen sollte der Name Fransel für die Potypen, Volke für Säugethier, Lurche für gewisse glatte Amphibiengattungen, Spricken für die hurtigen Insekten, zu denen auch der Ohrwurm gehört, und dergleichen mehr, nicht ansprechen. Wer könnte zweifeln, daß sie in einem geistreichen System aufgestellt, sich nicht bald das Bürgerrecht erwerben würden. Dann aber von Mund zu Mund in den Naturgeschichten der Kinder verpflanzt, würs den sie bald dem Volke so einheimisch klingen, daß man glauben müßte, sie wären von den ältesten Zeiten so genannt worden. Doch es war nicht meine Absicht, über die beste Art der Puristik mich zu verbreiten, sondern nur die Wirksamkeit des deutschen Wortaccentes zu zeigen, dessen Hauptgrund ich neben der Verdeutlichung der Rede auch vorz züglich darin sehe, daß er die deutsche Sprache rein erhält, und in Reden und Gedichten, wo sich die Kraft der Worte besonders zeigen soll, demjenigen warnend entgegentritt, der ein undeutsches Wort an die Stelle eines guten deutschen zu seßen im Begriff ist,

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(Gelesen im Juli 1826.)

Auguft.

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Folgende

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olgende Nachricht verdanke ich dem Professor Maßmann, welcher vor mehreren Jahren schon bei seinem Aufenthalt in Hanover die bis her nur durch einige Anführungen in Eccardi catechesis Theotisca bekannte Handschrift *), auf meine Bitte, untersuchte. Daß dieser Pfaffe Wernher von mehreren gleichnamigen und gleichen Gegenstand behandelnden Altdeutschen Dichtern (als: Wernher von Le gernsee, Dichter der ältesten Marienlegende; Wernher, Dichter einer jüngeren Marienlegende; und Liederdichter Bruder Wernher) verschieden ist, habe ich bei dem lezten (Leben und Werke der Minnesinger 117) gezeigt.

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v. d. Hagen.

Die Handschrift ist Pergament kl. 8, und besteht aus 19 Lagen, je zu 8 Blättern eigentlich; aber Lage 12 hat nur 5 Blätter, Lage 13 hat nur 6 Blätter, Lage 18 nur 2 Blätter, Lage 19 nur 4 Blät: ter das ergiebt 137 Blätter. Die Schriftzüge sind im Wesentli chen durch die ganze Handschrift ähnlich: Lage 11 und 12 aber weis chen schon von den früheren etwas ab, und neigen zu 13-19, die, mit dem Anfange eines anderen Gedichtes, sichtlich von anderer Hand sind, und wo auch die Zeilen zwischen Linien von Dinte, und nicht, wie vorher, von Reißblei stehen.

*) Vergl. meinen litt. Grundriß. zur Gesch. der Deutschen Poesie S. 270. 281. Vgl. ebd. 251. 475. 482. 549 die anderen Wernhere.

Mit der Sprache verhält es sich ebenso. Sie ist wohl Sassisch, aber mehr Niederrheinisch. Die Handschrift stammt aus Köln. Auf dem ersten Blatte unten steht nämlich, von späterer Hand:

lib dom ste Barba'e I Colo orde Carthy

de laudib bte Ma'ie v'ge. t. lv.

Die Anfangsbuchstaben sind roth, die Reimzeilen nicht abgesezt, die Reime nur durch Punkte bezeichnet, welche außerdem auch als Uns terscheidungszeichen dienen.

1. Leben und Lob der Maria (Lage 112). Dieses Gedicht ist zu Anfang, Mitte und Ende von Abschnitten in verschiedenen freien Reimarten, durchwebt, deren mehrere auch abgesezt geschrie ben, und die Reimwörter durch Striche verbunden sind, z. B. solche vierreimige Säge, womit das Gedicht beginnt: *)

1

Ih bin de lof der reinesten urowen.

Du godes ougen ie mochten beschowen.
Du godes geist so wolde bedowen,
Dat si is urowe ûuer alle urowen.

Ich bin geschriuen zu dineme loue.
Du gelouet bis in deme ouersteme houe.
Vor dineme kuninge. vor dineme bischoue.
Godes muder. it is recht dat ich dich loue.
Heilige Maria ich loue dich ff.'

Nach 11 Zeilen wird Jesus angeredet:

JHesu. der reinester muder kunt.

Bit diner wisheide min herze umbewunt.

Du ie gewart. e. one. sunt.

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Bit diner minnen min herze bunt. (1. -int für -unt) Nach 20 Zeilen folgt wieder das fortan durchgehende Lob und Leben Mariä:

'

Maria. muder der barmh' cicheide.

Cum suze selue. wirt min geleide.

Din sun. iñ du. geleidet mich beide.

Al ane gescheit. bit aller stedicheide. u. s. w,
Maria ist der himel ho erde reine

der schone man

beceichent dich Maria du bis de beslozzene garde den godes hude selue bewarde in dines liues bomgart de bom

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*) Aehnlich dem nachmals oft nachgeahmten Eingange zum Tristan.

des leuenes geplantet wart. - Maria. Du bis de besigelde brunne. den hat entfenget die gotliche sunne. siuen riuire

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Maria. du bis die heilige elter stat din herce is de clter so reine. geciret bit golde inde bit gesteine. dat golt is wisheit inde minne. die gemmen sint reinicheit diner sinne.

Maria.

er

din namen ist louesam. bediútnisses uol inde minnesam. luchtet du bis de leidesterre gut inde suze. de name is bedudet bittercheit. Hiemit kömmt der Dichter auf das Leiden Mariä beim Tode ihres Sohnes; er redet sie lebendig an, und läßt sie selber eine schöne Klage sprechen, in freien, kühnen Reimarten. Nun aber wendet er, und sagt:

ich han geclaget inde geweinet bit dir.

urowede inde blitschaft gif och mir.

und schildert nun Mariä Freude, bei der Geburt Christi — Krippe — Hirten und Engel. Freude im Tempel. Simeon. Anna. Ja der Mutter Freude bei des Sohnes Tode,,,der den Tod tödtete“ und sela ber der Siegesbote bei Maria ward, in der Auferstehung und Himmelfahrt. Nun ist Maria über alle Engel erhöht: quer nun chore algemeine. bis du gesat ei maget reine. Diese neun Engelchöre und ihre ambacht werden geschildert, alle aber nur, um die dazwischen gepriesene Mutter Gottes zu erhöhen. Nach 63 Seiten solcher Schilderung (Lage 5 bis 9), heißt es endlich:

Nu is it wisheit. it is rat. dat wir ouch průuen dine dat. dat wir unse hercen erheuen.

an din minnesam heilich leuen.

und es folgt nun wieder eine sehr lebendige und dichterische Erzählung aus Maria Munde, wie sie trop dem Gange der Natur dem Gebote des alten euen und wider die gewonheit der lude so hochbegnadigt worden und als muder maget blieben sei. Von Klein auf habe sie Gott gesucht und geminnet, und die Erde in ihrer Pracht, die Gestirne, die Luft nach dem Schöpfer gefragt:

Ich sach den manen bit der sunnen.
die hauent alle schone dinc uerwhnen.
si driuen mich upwert zů mineme herreu.
ich besach die hogere creature...

die die wisheit hauent uan nature.

ich meinen die selen bit den geisten.

ihrer geistlichen clarheide geluste mich sere.
wan si wiseden mich upwert zu ireme scheppere.

bis sie den Höchsten fand, dessen Herrlichkeit und suzicheide sie nun schildert. Da habe seine cracht si uuerschaduet. Er belebte ihren Muth wider das Gefeß der Natur, Moses und der Gewohnheit. Auch stärkten sie die godes brude. bit iren bispilen wider die lude. (Juz dith, Rahel, Joseph 2c.) Da kam der Engel, der ihr verkündete: dich sal bescheduen godes cracht.

dat du salt dragen die heilige dracht.

in godes sun sal werden geborn uan dir.
des gelachte ich. inde also geschide mir.

Als Maria ihre Rede vollendet hat, sagt der Dichter ihr genade irrer mildecheide, und beschreibt nun, da er mit ihr hoch hinaufgestiegen, ihr himmlisch und geistlich Gekleide: unter ihren Füßen stehet der Mond; sie ist schön von zwiefältigem Schein, ihr Geist ist schön, schön ist ihr Leib; ihr Gewand ist weiß und roth, das bedeutet ihre Reinheit und das Blut ihres Sohnes am Kreuze, das zugleich ihr Blut ist. Das goldene Gewand mit edelem Gesteine, welches Lucifer trug vor seinem Hochmuth und wurf in den hellischen val, das trägt jezo Maria. Die Steine sind Sardius, Topazius, Jaspis, Crisolitus, Onix, Berillus, Safir, Carbunkel, Smaragdus; Pracht und Kraft derselben wird geschildert und gedeutet durch ihre Tugenden. Auch strahlt ihre Krone gulden ersam si schinet van zwelif sterren schon das sind zuelif ordene der engeln inde der lude, nämlich 9 der Engel und 3 der Menschen. Noch drei Kronen, der Märtyrer, Prediger und reinen Leute. Die leßten heißen de godes brüde de megede, und der megede crone is gare van blümen. si blüent ûur deme brudegůmen. Hierauf schildert der Dichter schön den Wettstreit der roder rose inde der wizen lilien. di rose is di birnende minne di lilie is di renicheit Ich en wez noch nit we mich bescheide. of di lilie der reinicheide. of di rose der birnender minnen, an der cronen den sigen sûle gewinnen. Maria ist die rode rose ane allen dorn und der edele jachant de is himelvare. he ciret [d]ir hende iñ vuze al gare.

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Die zwölfte Lage schließt mit einer Anrede an Maria, worin der Dichter ihre Barmherzigkeit anfleht, dineme knehte gerûche sinen

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