Imagini ale paginilor
PDF
ePub

dieser Gefangenschaft hat sie die schwersten Prüfungen zu erdulden, aber sie erträgt sie alle mit einer Geduld und widersteht allen Anfechtungen, mit denen sie auf Veranstaltung des Dämon's heimgesucht wird, mit einer Standhaftigkeit, welche ihr den Namen des „Joseph's unter den Weibern" zuführt. Niemand ahnt, daß sie Eugenia sey, welche wegen ihres plöglichen Verschwindens allgemein tødt geglaubt wird und welcher auf Veranstaltung des Prinzen Cesarino, wie einem göttlichen Wesen, ein Tempel errichtet werden soll. Auch zu diesem Plane hat der Teufel den Anlaß gegeben, indem er hofft, das von ihm erkorene, aber bisher immer standhaft gebliebene Opfer werde endlich dem doppelten Einstürmen der Schmach auf der einen, der Eitelkeit auf der anderen Seite erliegen; aber gerade der Moment seines gehofften Triumphes wird der seiner Demüthigung und Niederlage. Das Fest ist angeordnet, die Menge im Tempel versammelt und das Bildniß der vermeintlich Gestorbenen aufgestellt; da enthüllt sich Eugenia, nicht um die Verehrung, die ihrem Bilde gezollt wird, selbst zu empfangen, sondern um offen, aber in Demuth, den Glauben des Heilandes zu bekennen; nicht um der irdischen Herrlichkeit zu genießen, die ihr Cesarino in seinen Armen bietet, sondern um den Märtyrertød zu erleiden. Bei ihrem Bekenntniß versinkt der heidnische Altar; der Teufel verläßt den Leib Aurelio's, welcher nun wieder leblos zu Boden sinkt; die Schergen des erzürnten Filippo, so wie des über die Verschmähung seiner Liebe rasenden Cesarino aber bemächtigten sich Eugenia's, wie der übrigen Christen, um sie zum Blutgerüste zu führen, und am Schluffe erblickt man die neue Heilige in der Glorie.

El Magico prodigioso *). Eine von Calderon's herr41) Die Legende, die der Dichter hier auf's genialste benußt hat,

-

lichsten Dichtungen und wohl zu den größten Meisterwerken der Poesie überhaupt gehörend. Cyprianus, über die Natur des Göttlichen brütend und vom Heidenthum nicht befriedigt, sucht in ahnungsvoller Ungewißheit den wahren Glauben. Um ihn vom Wege des Heiles abzulenken, tritt der Satan in Gestalt eines Cavaliers zu ihm und sucht ihm die Zweifel an der Wahrheit der Götterlehre zu beschwichtigen. Der Versucher muß den siegenden Beweisgründen des Cyprian weichen, und -entwirft nun den Plan, seinen Gegner durch sinnliche Begierden zu verführen. Justina, die Tochter einer chriftlichen Märtyrin, soll als Mittel dazu dienen und zugleich als zweites Opfer der höllischen Arglist fallen. Die Versuchung wird bald eingeleitet. Florus und Lälius, zwei Jünglinge, welche in unerwiederter Liebe für Justina glühen, sprechen die Vermittlung des Cyprianus an. Dieser verheißt dieselbe, wird aber nun alsbald selbst in die rasendste Leidenschaft für die schöne Christin gestürzt. Während die beiden Freunde vor Justina's Hause auf die von ihm zu bringende Entscheidung harren, steigt der Teufel vom Balkon des Hauses herab, um

beruht auf dem Bußbekenntniß des heiligen Cyprianus (in Caecilii Cypriani Episcopi Carthaginiensis Opera ed. Baluz., Anhang, p. 294, und im Thesaurus novus Anecdotorum von Martene und Durand, Lutet. Paris. 1717. T. III. p. 1629). Die nächste Quelle Calderon's aber ist wahrscheinlich bei Surius: De probatis Sanctorum Actis, T. V. p. 351 (Coloniae Agr. 1578), Vita et Martyrium S. Cypriani et Justinae, autore Simeone Metaphraste. Ueber den Cyprianus vergl. noch Gregorii Naz. Opera ed. Colon. 1690, Fol. P. I. p. 274 und die Acta Sanctorum Sept. T. VII. p. 195 ff. Antverp. 1760, und über den Zusammenhang unseres Drama's mit der Faustsage: Koberstein, über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege. Naumburg 1823, S. 55—58, und Nosenkranz, über Calderon's Tragödie vom wunderthätigen Magus, Halle 1829.

Justina's Ruf zu schänden, und wirklich gelingt ihm dies, insofern Florus und Lälius Verdacht gegen ihren Wandel schöpfen und sich von ihr abwenden. Cyprianus, von der Christin zurückgewiesen, zieht sich in Verzweiflung in eine öde Gegend am Meeresgestade zurück; wie in ihm die Leidenschaft, so toben außen die Elemente; er erblickt auf dem brandenden Meere ein Schiff, das an einem Felsen zerschellt, und einen Menschen, der sich schwimmend an's Ufer rettet. Es ist der Dämon in abermaliger Verkleidung. Dieser erzählt unter einem Gleichnisse die Geschichte seiner Empörung gegen Gott und feines Sturzes, weiß listig seine Macht über die Natur zu beschreiben und so den von Begier nach Stillung seiner Luft brennenden Cyprianus in sein Neg zu locken. Nun folgt die Seelenverschreibung mit Blut und dafür die Zusicherung von Justinen's Besit. Aber der Teufel weiß, daß seine Kunst nichts über einen freien Willen vermöge, und beginnt daher zunächst die Verführung Justina's. Aus dem Abgrunde der Hölle beschwört er die Menge seiner geilen Geister, um sie mit schändlichen Phantomen zu verlocken, aber wie wollüftig auch der Gefang der luftigen Stimmen sie umgaukele, er vermag nichts über sie, und der Satan muß beschämt abziehen. Cyprianus versucht nun die erlernte Zauberkunst; es erscheint ihm eine Gestalt mit Justina's Zügen, aber der Teufel vermag ihm nur ein Scheinbild zu senden; er eilt dem Phantom nach, entreißt ihm den Schleier und erblickt ein Todtengerippe, welches ihm die Vergänglichkeit alles Irdischen predigt. Entseßt, vernichtet, erkennt er nun, daß er, in seinem Streben nach weltlichem Genusse, nur nach dem Tode gerungen und erklärt dem Satan, der Vertrag sei nichtig, da Jener sein Versprechen nicht gehalten. Zitternd gesteht der Böse, daß Justina in der Obhut eines Höheren stehe, und auf weiteres eindringliches

Fragen, daß dieser Höhere der Gott der Christen sei. In der höchsten Noth ruft nun Cyprian diesen Gott an, und dieser Anruf vernichtet die Macht, die der Satan über ihn gewonnen. Der Böse entweicht, Cyprianus aber eilt in's Gebirge, um sich von einem christlichen Eremiten taufen zu lassen; dann erscheint er, nach dem Märtyrthum verlangend, als lauter Bekenner der erkannten Wahrheit in Antiochia, und wird zum Tode verurtheilt. Justina ist schon früher als Christin eingezogen worden. Auf dem Wege zur Hinrichtung begegnen sich Beide; sie gibt ihm in begeisterungsvoller Rede die Ueberzeugung, daß er durch seinen Märtyrertod den früheren Pakt mit dem Bösen vernichte und sich der unendlichen Gnade Gottes versichere, und so gehen sie vereint, ihr Leben für die unendliche Wahrheit opfernd, zum Schaffot. Ueber den enthaupteten Blutzeugen erscheint dann der Satan, auf einer Schlange reitend, und verkündet, von dem höheren Geiste gezwungen, seine Niederlage und mit ihr die Rechtfertigung Justina's und Cyprian's 42).

Los dos Amantes del Cielo läßt die sanfte Rührung vorwalten, wie die vorhergehenden die mächtige Erschütterung. Die himmlische Milde und Reinheit der Empfindung, die über dieses Drama ausgegossen ist, zeigt uns die Frömmigkeit des

42) In dem wunderthätigen Magus hat Calderon sich die schwere Aufgabe gestellt, ein heidnisches, durch das Philosophiren in seinem Glauben wankend gewordenes Selbstbewußtsein durch alle Momente dieser geistigen Umwandlung in das christliche Bewußtsein hinüberzuführen, ohne daß weder das kirchliche System störend durchblickte, noch irgendwie eine leere Reflexion und nur äußere Bewegung vorhanden wäre. Alles athmet den Hauch des Lebens. Das an und für sich seiende Böse hat Calderon im Dâmon vortrefflich dargestellt, vorzüglich in der Hinsicht, daß er denselben in dieser Bestimmtheit dem Cyprianus erst nach und nach enthüllt werden läßt. K. Rosenkranz.

4

edlen Dichters im schönsten Lichte. - Die Legende von Chrysanthus und Daría erzählt Surius de prob. Sanctorum Historiis T. V. p. 948 ed. Colon. 1578. S. auch Gregorius Turonensis, Gloria beatorum martyrum, Cap. 38, und Les Vies des Saints, T. VII. p. 385. (Paris 1739). Das Wesentlichste der Sage ist Folgendes: Chrysanthus, Sohn des römischen Senators Polemius, gab sich mit Vorliebe philosopischen Studien hin; durch einen Zufall kamen ihm die Evangelien in die Hände, und er wurde davon so ergriffen, daß er in eine Art von Melancholie verfiel. Um Lösung der Zweifel, welche ihn bestürmten, zu erhalten, wandte er sich an den christlichen Presbyter Karpophorus; dieser unterwies ihn in der neuen Lehre, taufte ihn, und Chrysanthus trat nun öffentlich zum Christenthum über. Der Vater, ein eifriger Anhänger der alten Götter, ließ ihn in Fesseln legen; doch vergebens. Dann wurden, auf den Rath eines Freundes, andere Mittel mit ihm versucht. Man veranstaltete ein prächtiges Fest, bei dem Chrysanthus in Gesellschaft leichtfertiger Mädchen gebracht wurde; der von Gott beseelte Jüngling erlangte jedoch durch eifriges Gebet, daß die Verführerinnen in tiefen Schlaf fielen. Endlich ward eine keusche Priesterin der Minerva, Namens Daria, herbeigeführt; Chrysanthus bekehrte sie zum Christenthum und sie gaben sich öffentlich für verheirathet aus, lebten jedoch keusch mit einander. Da Beide sich angelegentlich bemühten, die neue Lehre zu verbreiten, so schöpften die Heiden Verdacht. Der Tribun Claudius führte den Chrysanthus in einen Tempel des Herkules, um dort zu opfern. Der Christ verweigerte dies, und wurde nun den entseglichsten Martern unterworfen; allein ein Wunder bewirkte, daß sein Körper von allen Peinigungen unversehrt blieb, und dies Wunder machte auf Claudius und die Soldaten einen

« ÎnapoiContinuă »