Imagini ale paginilor
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TÄNDELEIEN

aus einer griechischen Handschrift *).

DAPHNIS AN CHLOEN.

Nicht erst in dieser Reih' von Jahren,

Schon vor Jahrtausenden, als wir noch Schäfer

waren,

Hab' ich, wie itzt, o Chloe, dich geküfst.

Nur blofs dem Namen nach verschieden,
Hab' ich da Chloen in Naiden,

*) Deren Originalverfasser ein Pythagoräer aus Anakreons Schule gewesen zu seyn scheint, mit deren Übersetzung aber der geneigte Leser es nicht gar zu genau nehmen muss, wenn er etwa bei dem Worte Amor anstatt Eros, oder bei irgend einem andern Verstofse dieser Art stutzt, der ihm wohl gar die ganze Glaubwürdigkeit der griechischen Handschrift verdächtig machen könnte! es sei denn, dass er den Übersetzer mit der gutgemeinten Absicht entschul

Hat mich im Myrtilus dein süsser Mund geküfst.

Zwar diese Bilder sind in Lethens goldnen Wellen, Der unter Trauben sich ergiefst,

Wo ewig, wie aus Nektarquellen,

Der Most aus Bacchus Urne fliefst

Zwar sind sie längst in Lethens goldnen Wellen Aus Chloens Seel' ertränkt:

Nur aus des Dichters Geist hat sie kein Most

ertränkt,

Die Thaten aus Prometheus Zeiten

So klar, wie ferne Künftigkeiten,

Am Aganipperborne denkt.

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In jene Schäferwelt zurück,

Wo wir einander die Geschichte,

Wie mit dem ersten ersten Blick

Sich unsre Herzen wählten - o wie oft erzählt,

So zuverlässig, wie mein Lied dir itzt erzählt,

digt, für die Bequemlichkeit seiner Leserinnen, denen es schwer fallen möchte, in dem à la grecque umgemodelten Eros ihren lieben wohlbekannten Amor wieder zu erkennen u. s. w. mehr, als vielleicht

nöthig war, gesorgt zu haben.

C

Dafs ich vor Tausenden dich damals ausgewählt, Dafs du schon damals dich auf ewig mir ver

mählt,

Ja damals! Und wenn doch mein schwächerer

Gesang

Noch deine Zweifel an diefs damals nicht be

zwang,

Erinnre dich, was Myrtilus einst sang,

Als dir von dir und ihm (es schien dir wunderbar),

In regellosen Rhythmen zwar,

Und roh, und harmlos, aber wahr,

Sein mystisch Saitenspiel, als spräch' ein Gott, erklang.

Es war im Anfange der Zeiten, da ich geboren ward.

Thessaliens Olymp trug nur noch wenig Götter; Nur selten zürnte Zevs der Erd' im Donnerwetter; Halbgötter kannte man noch nicht.

Vor wenigen, holdlächelnden Göttinnen

Entzückte Venus uns durch Bildung und Gesicht:

Sonst aber glich sie dir, Naide, nicht.

Der spätern Nachwelt Halbgöttinnen
Durchirrten noch als Schäferinnen

Die bunte Flur, den jungen Hain,
Und nahmen keinen Schäfer ein,

Und fühlten nicht der Liebe Pein:

Denn Amor, der Monarch der Herzen,

Schofs noch in keine Brust pfeilschnelle Liebes

schmerzen.

Kein Wunder! der Gott war noch nicht
Ich war schon ein Jüngling,

geboren.

als ihn Venus gebar.

Singt Amors rosige Geburt, ihr Musen!

Aus einer Rosenknosp' an Aphroditens Busen

Kroch unvermerkt der Gott hervor.

An seinem zarten Hals, durchsichtiger als Flor,

Den seidne Locken frei umflogen,

Hing schon der Köcher und der Bogen.

Schnell sprang der Schalk auf ihre Brust empor,

Sah von der Höhe stolz hernieder,

Und schüttelte sein artiges Gefieder,

Und wagt's, und flog empor.

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