Imagini ale paginilor
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Die Wissenschaft hat ihrem Aug' ihr Buch,
So reich vom Raub der Zeiten, nie enthüllt.
Der Armuth Frost war ihrer Schwungkraft Fluch;
Da fror der Strom, der ihre Brust erfüllt.

Wie manche Perle ruhet ungeseh'n

In ungemess'nen Meeres dunkler Gruft!
Wie manche Blume blüht und muss vergeh'n
Und ihre Würze flieht in öde Luft!

Hier ruht ein Hampden wohl, der fest und gross,
Des kleinen Dorfs Gewaltherrn widerstand,
Ein Sänger, Milton gleich, doch namenlos,
Ein Cromwell, doch mit schuldlos reiner Hand!

Der Menge Beifall lenken weis' im Rath,
Tod und Verderben kühn zu widersteh'n,
Herabzuschütten reichen Wohlthuns Saat

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Sie setzten Wahrheit offen über Lug
Und wehrten sich schamhafter Röthe nicht,
Sie häuften nicht der Rede Schmeicheltrug
Dem Stolz zum Weihrauch, in dem Lobgedicht.
Nie schweift' ihr mäss'ges Wünschen aus und nie
Theilt' es der gier'gen Menge hast'ge Wahl.
Nein kühl, dem Treiben fern, durchschritten sie
Des Lebens stilles, ringsumschloss'nes Thal.

"O zolle," spricht mit roher Bildnerei

Und schlechtem Reim ein Denkmal ohne Zier
Mir eine Thräne, wenn du gehst vorbei
Und schone, Wandrer, diese Stätte hier!"

Nur Nam' und Jahr oft falsch das ist genug!.
Kein Lied der Trauer, das den Todten ehrt,
Doch hier und dort ein frommer Bibelspruch,
Der schlichte Menschen fröhlich sterben lehrt.

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Wer der Vergessenheit zum Raube fällt,
Und es verlässt. dies Sein voll Schmerz und Glück.
Wirft scheidend auf die warme, lichte Welt
Gern einen langen, langen Blick zurück.

Im Brechen sucht das Herz der Lieben Spur,
Wie dunkt im Tod des Freundes Zähre gut!
Vom Grab noch schrei't die Stimme der Natur,
In uns'rer Asche lebt die alte Gluth.

Wenn ein verwandter Geist einst Dich beklagt,
Der stiller Todter gern, wie Du gedenkt,
Und wie jetzt Du, nach Deinem Schicksal fragt,
Wenn Zufall seinen Schritt hieber gelenkt,

Wohl sagt mit grauem Haupt ein Schäfer dann: „Ich sah ihn oft beim ersten Tagesgrau'n.

Er eilt', im Thau, den Bergeshang hinan,
Der Sonn' entgegen, sie zuerst zu schau'n.
Dort, wo die Buche wirr die Wurzeln reckt,
Mit grünen Büschen winkt zur Schattenruh',
Lag er am Mittag lässig hingestreckt
Und hörte gern des Baches Plätschern zu.
Im Walde irrt' er dann, sprach vor sich hin,
Verächtlich lächelnd wie im wachen Traum,
Dann wieder sorgenvoll mit trübem Sinn,
Als gäb' er hoffnungsloser Liebe Raum.
Ein Tag erschien ich sah ihn nicht am Bach,
Nicht bei der Buche, nicht am Bergeshang.
Ein and'rer kam und nicht ging er gemach
Wie sonst die Wiese und die Haid' entlang.
Am dritten Tage wallt' ein düst'rer Zug
Mit Grabgesang zum Kirchhofsthor hinein.
Komm, Fremdling, lies! Idu kannst es ja

Dort unter'm Dorn auf seinem Leichenstein."

Die Grabschrift.

den Spruch

„Hier ruht ein Jüngling in der Erde Schooss,
Dem Ruhme und dem Reichthum unbekannt;
Doch war sein Drang nach Wissen ernst und gross
Und Wehmuth hat ihn ihren Sohn genannt.

Das, was er sagt' und that, war wohlgemeint:
Gott lohnt es reichlich ihm zu seinem Heil.
Bei fremden Schmerzen hat er mitgeweint.
Sein einz'ger Wunsch ein Freund

ward ihm zu Theil.

Lass seine Schwächen, seine Tugend ruh'n!
Spür' ihnen nicht auch noch im Grabe nach.
Gott wird nach seiner Gnade an ihm thun

So wie er's hofft an seinem grossen Tag."

Bei Gelegenheit der vorstehenden Publication will ich die folgende Uebertragung der „Evening Bells" von Moore mittheilen, da dies Gedicht einen verwandten Ton anschlägt, und da eine Uebersetzung, welche ich neulich fand, mich wenig befriedigte. Die meinige lautet:

Zerbst.

„O Abendglocken, Abendglockenklang!
Wie manche Kunde kündet mir eu'r Sang.
Von Jugend, Heimat und der schönen Zeit,
Wo ich gehört eu'r linderndes Geläut'!

Die schönen Stunden schwanden längst dahin,
Und manches Herz, das schlug mit frohem Sinn,
Wohnt nun im Grabesdunkel schon so lang'
Und hört nicht mehr der Abendglocken Klang.
Und so wird's sein, wenn längst auch ich schon todt,
Ihr tönt dann fort beim späten Abendroth,
Und and're Dichter wandeln dann im Thal,
Dich preisend, süsser Abendglockenhall!"

Prof. Dr. Corte.

Randglossen.

In dem letzten Doppelheft des 40. Bandes finden sich einige sprachliche Erklärungen, die einer Berichtigung bedürfen.

Auf S. 335 heisst es in einer von Birlinger mitgetheilten Predigt von den bösen Geistern (nach heutiger Orthographie): „Niemals suchen sie der Menschen Nutzen, sondern, wie sie eine Wohlthat erweisen, legen sie solche, wie einen Speck auf die Falle, wie ein Köder an den Angel, wie eine Moosbeere in die Strupfen, damit der Mensch, durch selbe gelockt, ihnen mehr traue, ihren Pakt und Versprechen glaube" etc.

Unbegreiflicherweise fügt Hr. Birlinger zu dem durch gesperrten Druck bervorgehobenen Wort die Anmerkung: Schlaufe, alem. Strümpfe ohne Vorderfüsse (nach Schmidt's schwäb. Wörterb. 515); die hier passende Bedeutung ist vielmehr aus Schmeller's bair. Wörterb. 3, 688 zu entnehmen, wo es heisst : „Die Strupfen: Riemen- oder Bandschleife, die zum Anziehen, Anspannen dient." Es ist offenbar von einer Dohne die Rede, in welche die Beere zum Anlocken der Vögel gelegt wird, wie der Speck auf die Falle für Mäuse und der Köder an die Angel für Fische u. s. w.

Die andern Stellen finden sich in dem lesenswerthen Aufsatz von K. A. Meyer über H. Sachs. S. 262 wird die Bestrafung der betrügerischen Kaufleute in der Hölle geschildert:

Den' kämmet man aus ihrem Haar

Viel geschwinder Griff und Trügerei
Viel Praktik und Popitzerei.

Zu dem letzten Wort fügt Hr. Mayer die Anmerkung: „Schmeichelnde Zeichen (лолл)." Auch hier war das Richtige bei Schmeller (1, 142) zu finden, wo es s. v. Bueb heisst: Dahin gehört wohl auch das an der Pegnitz vorkommende Verbum: buebizen, pupizen, popizen, ein liederliches Leben führen, besonders einen übermässigen Aufwand treiben; verbuebiverschwenden.

zen,

Wer aufborgt und entlehent viel

Und tracht nicht, wie er zahlen will.
Und will viel hin und her popitzen,

Der sollt ins Narrenbad auch sitzen. H. Sachs [Götz 2, 64] etc.,

vgl. auch Matth. Kramer, das königl. niederhochdeutsch... Dictionarium etc Nürnb. (1719) S. 305 c.: Verthuer, Popitzer, Verpopitzen Frisch 2, 668 s. auch Vilmar, Idict. v. Kurhessen 305.

S. 268 zu dem letzten Worte der Verse:

Dass sie Federn liest oder hechelt

Oder Flachs in der Sonn' aufwechelt

bemerkt Mayer: aufstellt, vergl. auch hier Schmeller (4, 9): „Wächeln, wehen, fächeln, flattern, schwanken. Das Getreid, Korn wächeln, es durch den Luftzug reinigen; das Feuer anwächeln. „Der Hund wächelt mit dem Schwanz, Die Frau wechelt Wäsche an der Sonne auf." H. Sachs etc.", s. auch mein Deutsches Wörterb. 2, 1517 c unten und 1, 384 b unten, wie auch: Dass er durch heissere Seufzer ... solchen [den heiligen Geist in ihm] aufwecheln und aufblasen helfe. Mathesius Sar. 124a etc.

Ferner S. 270 heisst es in einer Aufzählung Dessen, was man in einem Hausrath für die Speiskammer bedarf:

Würz, Rothrüben, auch Senf dabei,

Knoblauch, Zwiebel und auch Abschlag,

Petersil', Rettig nützt man alle Tag.

Das durch gesperrten Druck hervorgehobene Wort erklärt Hr. Mayer durch Verschlag oder Wasserkanal. Wie käme der so urplötzlich unter die aufgezählten Pflanzen her? Abschlag ist vielmehr nichts Anderes als

das sich an Knoblauch und Zwiebel sehr füglich anschliessende Asch- oder Aesch-Lauch, s. mein Wörterb. 2, 44 b; Diez Etym. Wörterb. 305, und vgl. namentlich Adelung s. v. Aschlauch, wo es heisst: In einem 1501 zu Rom gedruckten ital. und deutschen Vocabulario wird Schalogna schon durch Aschlach erklärt" etc.

Auf S. 253 endlich wäre zu der Stelle:

„Er trägt ein seidin Hemmat an,
Darin so preist er sich“

wohl die Bemerkung nicht überflüssig gewesen: preist
Wörterb. 2, 585 c; 586 b).

Strelitz.

schnürt (s. mein

Dan. Sanders.

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

E. Herzog, Das Recht der traditionellen Schulgrammatik gegenüber den Resultaten der vergleichenden Sprachforschung. (Stuttgart. Metzler.)

4 Sgr.

A. Boltz, Die Sprache und ihr Leben. Populäre Briefe über Sprachwissenschaft. (Leipzig, Haessel.) 24 Sgr.

Lexikographie.

Mittelhochdeutsches Wörterbuch mit Benutzung des Nachlasses von G. F. Benecke. Ausgearbeitet von W. Müller und F. Zarncke. Lfrg. (Leipzig, Hirzel.)

1 Thlr.

Grammatisches.

K. G. Andresen, über Jac. Grimm's Orthographie. (Göttingen, Dietrich.) 12 Sgr.

Literatur.

E. Windisch, der Heliand und seine Quellen. (Leipzig, Vogel.) 24 Sgr. Molière's Lustspiele, übersetzt von W. Baudissin. (Leipzig, Hirzel.) 2 Thlr. A. Tennyson, Königs-Idyllen, übersetzt von W. Scholz. (Berlin, Reimer.) B. Tschischwitz, Shakspere-Forschung. I S's Hamlet. (Halle, Barthel.) 13 Thlr. K. Bartsch, Chrestomathie provençale accomp. d'une grammaire et d'un glossaire. Ed. II. (Elberfeld, Friedrichs.) 123 Thlr. P. Chasles, Questions du temps et problèmes d'autrefois. Pensées sur l'histoire, la vie sociale, la littérature. (Paris, Baillière.) 3 fr. The vision of William concerning Piers Ploughman, by W. Langland ed. by W. W. Skeat. Part I. (London, Trübner.) Oeuvres complètes de Shakespeare traduites par E. Montégut.

chette.)

7 s. 6 d. (Paris, Ha10 fr.

Geschichte der polnischen Literatur. Uebersichtlich dargestellt von E. P. (Breslau, Günther.) 8 Sgr.

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