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Gotthold Ephraim Lessing's

Leben.

Neu bearbeitet, verbunden mit einer

Charakteristik Leffing's

als Dichter und Schriftsteller

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Vorrede.

Der

Ver Auftrag zu einer neuen Bearbeitung von Leffing's Leben, und einer Darstellung seines schriftstellerischen Charakters, war mir einer der angenehmsten, die mir jemals gethan wurden. Nur noch von einer kleinen Anzahl auserwählter Seelen in seiner ganzen Vortrefflichkeit, Würde und Urthümlichkeit erkannt, ist Leffing, der Schmuck und Stolz unserer Literatur und unferes Vaterlandes, dem Großtheile der deutschen Lesewelt beinahe fremd geworden. Diesem Großtheile sein Andenken zu erneuen, ihm darzuthun, was Er uns war, noch ist und bleiben wird, dazu gab der mir gewordene Auftrag die willkommenste und erfreulichste Gelegenheit. Auf ihn nahm ich denn in der Ausführung vore züglich Rücksicht. Die feinem Geiste vertraut gebliebenen, sein unsterbliches Verdienst in ihrem Herzen bewahrenden Auserwählten bedurften

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deffen nicht. Vor ihnen stand er unverrückt in feiner Kraft, Herrlichkeit und Größe da. Ihnen diese zur nåhern'Anschauung zu bringen, wåre eben so anmaßend, als überflüssig gewesen. Mir blieb nur das Verdienst, den von ihm Entfrem- beten das innere Heiligthum seiner schriftstellerischen Wirksamkeit aufzuschließen und sie in die Großs thätigkeit desselben einzuweihen. Nach diesem Verdienste rang ich. Möge es von mir errungen, mögé es mir gelungen fein, diesem Würdigen felbst für jene Auserwählten ein würdiges Denkmal gestiftet zu haben!

In der Erzählung seines Lebens war der Bruder des Verewigten mein Führer. - Ich gab größtentheils, wenn schon nicht immer mit seinen eigenen Worten, wieder, was ich

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benn ich follte nur neu bearbeiten, nicht neu schaf= fen bei ihm vorfand. Nur drängte ich kürzer zusammen, schied Alles daraus, was für die jeßige. Lesewelt wenig Anziehendes haben konnte, Alles, was befehdende Beziehungen hatte, was durch Långst verschollene Berührungen unbedeutend geworden war. Was ich zur nähern Ber zeichnung des großen Deutschen einschaltete,

umschloß ich mit Klammern, Wenn ich in diese, Einschaltungen zuweilen Geständnisse niederlegte, die meine eigenen Ansichten über diesen oder jenen Gegenstand aussprechen, so verzeihe man sie mir, als Herzenserleichterungen, zu denen ich vielleicht nicht so bald wieder Gelegenheit finde. Sie stehen nicht da, um mich gleichsam neben ihm zur Schau zu stellen, sondern nur als Gedanken, die sich aus ihm selbst entwickelten und dann sich zu eigenthümlichen Beobachtungen und Anschauungen gestalteten. Sie follten nur beurkunden, durch welchen Meister, welches Vorbild ich auf den Weg der Erkenntniß und der Wahrheit ges langte, und welchen fortzuwandeln, das höchste Ziel meines Denkens und Strebens ist.

In der Darstellung des schriftstellerischen Charakters meines Lehrers und Meisters bin ich durchaus nur der Aussprecher des Selbstgedachten und Selbstbewährten über ihn und von ihm. Meine früheren Bekenntnisse im Pantheon der Deutschen liegen dabei zum Grunde, doch neu bearbeitet, berichtigt, erweitert und vervollständigt. Reifer geworden in meinen Ansichten und meinem Uttheil, habe ich versucht,

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