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der Berlinischen Gesellschaft

für

Deutsche Sprache

und

Alterthumskunde.

Enthaltend:

Sprachwissenschaftliche und geschichtliche Abhandlungen, Abdrücke und
Erläuterungen kleiner Stücke Altdeutscher Sprache und Poesie,
Nachrichten von Altdeutschen Handschriften, Mittheilungen aus
lebenden Deutschen Mundarten, einzelne Sprachbemerkungen, Beis
träge zur Deutschen Litterargeschichte, und Uebersichten der
Deutschen Sprachlitteratur seit 1834.

Herausgegeben

durch

Friedrich Heinrich von der Hagen.

3 weiter

Band.

Mit Beiträgen von Bonnell, Bormann, Giesebrecht, Graff,
Ideler, Löbe, Pischon, Yrem, Zelle, 3eune und dem

Herausgeber.

Berlin, 1837.

Verlag von Karl Friedrich Plahu.

6

Printed in Germany

I.

Ueber die deutsche schwache Deklination

von

E. G. Graff.

(Borgetragen in der am 18. Februar 1836 gehaltenen Sigung der Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde.)

Im Gothischen

ich muß meine verehrten Zuhörer zunächst und hauptsächlich auf dieses Sprachgebiet führen, weil im Althochdeutschen die Formen, um die es sich hier handelt, schon sehr entstellt sind

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lauten einige subst. maṣc. im nom. sing. auf A aus und entbehren des Nominativzeichens S, 3. B. hana, gallus, (und nicht han, wie fadar, pater, oder hans, wie hunds, canis.) Ebenso zei= gen auch einige subst. fem. im nom. sing. Ô, z. B. heitô, febris, andere EJ, z. B. aithei, mater, während von den übrigen subst. fem. einige das Nominativzeichen S behalten, z. B. mahts, vis, an dere ohne Casuszeichen im Nominativ A zum Auslaut haben, z. B. airtha, terra. Ferner endigen auch einige, aber nur wenige, subst. neutr. im Nominativ nicht, wie andere, konsonantisch (das Nomina tivzeichen S wird von keinem neutr. aufgenommen), oder mit J oder U, sondern mit Ô, z. B. hairtô, cor, (und nicht hairt, wie hrôt, tectum, oder hairti, wie nati, rete, oder hairtu, wie faihu, pecunia.) Einige subst. endlich zeigen beiderlei Nominativformen, z. B. man und manna, quêns und quênô, bandvs und bandvô (signum), kaurn und kaurno. Die adjectiva (wenige ausgenommen) haben im Nominativ der 3 Geschlechter nicht nur die bei den pronominibus sich zeigenden Endungen S für das masc., A für das fem., T (a) für das neutr., sondern auch die oben erwähnten Endungen A für das masc., Ô für das fem. und neutr. so daß z. B. neben den 1.

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Nominativformen blinds (masc.), blinda (fem.), blindata (neutr.), auch die Nominativformen blinda (masc.) blindô (fem.) blindô (neutr.) stattfinden können. Dagegen zeigen die Comparativa (mit Ausnahme von vairsiza, n. s. f.) im nom. sing. nur die Endungen A für das masc. z. B. n. s. m. althiza, senior, und nicht althis, EJ für das fem. (selbst in frumei, prima, prior; auch in hleidumei, sinistra) z. B. n. s. f. speidizei, posterior, und nicht speidiza (auch nicht speidizô); Ô für das neutr. z. B. n. s. n. rathizô, facilius, und nicht rathizata; und ebenso endigen auch die adjectivisch gebrauchten part. praes. im n. 8. fem. nur auf EJ, z. B. visandei, existens, und nicht visanda (auch nicht visandô), im n. s. 2. nur auf Ô, z. B. visandô, und nicht visandata., (Im n. s. m. finden beide Endungen S und A statt, z. B. quimands (subst.) und quimanda, (adj.) veniens.)

Bei den nominibus (subst. und adj.) nun, die im Nominativ des Singulars als masculina auf A, als feminina auf Ô oder EJ, als neutra auf Ô auslauten, endigen die casus, die kein Flexionssuffix annehmen, nämlich der dat, und acc. sing. (mit Ausnahme des acc. sing. neutr., der auch bei dieser Deklinationsweise dem nom. sing. gleich bleibt) auf N und die übrigen casus laßen ihren Flexionssuffiren ein N vorantreten (mit Ausnahme des dat. pl., der vor dem Flexionssuffix M kein N annimmt).

Aus folgendem Schema werden sich die Endungen dieser nomina in den einzelnen casibus näher ergeben.

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1) Die in Grimms Grammatik für den gen. pl. neutr. aufgestellte Form ône beruht auf einem Irrthum, auf den ich, obgleich er von Grimm selbst schon an einem andern Orte berichtigt ist, dennoch hier aufmerksam machen muß, da er sich,

Zum Beispiele dieser Deklination, die der geistreiche Gründer der historischen_Grammatik, J. Grimm, mit dem Namen schwache belegt hat, diene das subst. atta, pater, von dem in Ulfilas gothischer Bibelüberseßung alle casus vorkommen.

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Aus dieser Darlegung der schwachen Deklination ergiebt sich: 1) daß diese Deklination in allen drei Geschlechtern dieselben Casusendungen, mit Ausnahme des nom., gen., acc. pl. enthält, sing. gen. m. f. n. — v-s

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und nur die diesen Endungen vorausgehenden Vokale nach den Geschlechtern verschieden sind.

2) daß, wie Grimms Annahme einer 1ften und 2ten schwachen De klination für das masc., das immer dieselben Endungen der Casus zeigt, es mag mit dem Suffix A oder JA gebildet sein, auch seine Annahme einer 1sten und 2ten schwachen Deklination für das fem. unstatthaft ist, da die fem. auf EJ keine andere Endungen in ihren casibus zeigen als die fem. auf Ô. 3) daß die schwache Deklination der subst. nicht schwächer ist als die sogenannte starke; denn sie enthält wie diese in allen casibus die Flexionssuffire, mit Ausnahme des dat. und ac. s. von denen aber auch in der starken Deklination der subst. der leßtere

selbst nach der erfolgten Berichtigung, allgemein verbreitet hat und nicht nur in deutschen Grammatiken, z. B. von Becker, sondern auch in der vergleichenden Grammatik von Bopp ́wiederholt wird.

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