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Männer, welche, nachdem die Gründer der Republik zu Grabe gegangen waren, den wesentlichsten Einfluß auf die Geschicke ihres Volkes geübt haben und deren Namen auch hier genannt zu wer den verdienen: Calhoun, Daniel Webster und Henry Clay. Daniel Webster, „Works (with a biographical memoir by C. Everett)" (6 Bde., Boston 1853);,,The Works of John Calhoun by Rich. Krallé" (6 Bde., Newyork 1854); die Zusammenstellung der Clay'schen Arbeiten sowie eine Lebensbeschreibung des berühmten Staatsmannes ist besorgt von Calvin Colton: „Life and time of Henry Clay" (2 Bde., Newyork 1856), „Private correspondence" (1 Bd., ebend. 1856), „Speeches of Henry Clay" (2 Bde., ebend. 1857).

Mit diesen wenigen Angaben mag das Verzeichniß der amerikanischen Literatur über das Staatsrecht der Republik erschöpft sein; es bleibt demnach nur noch übrig, auf einige Schriften von Nichtamerikanern hinzuweisen, welche sich mit dem gleichen Gegenstande befassen; von Ausländern sind es besonders Franzosen und Deutsche, welche den öffentlichen Zuständen der transatlantischen Republik ihre Aufmerksamkeit zugewendet haben, während auffallenderweise die Engländer, wenigstens Fachmänner, sich wenig mit dem Studium ihrer einstigen Colonien abzugeben pflegen. Von englischen Schriftstellern dürfte eigentlich nur zu nennen sein Jennings mit seiner Arbeit:,,Eighty years of republican government“ (London 1868), deren Werth hier nicht eingehender besprochen werden kann. Zahlreicher, wie gesagt, sind die Arbeiten der Franzosen; seitdem von den Zeiten der ersten Revolution her Frankreich beständig zwischen den Staatsformen der Republik und der Monarchie schwankt, lenken sich die Blicke seiner Publicisten naturgemäß auf das große Land im Westen, welches, sehr ab= weichend von der politischen Experimentirerei des romanischen Volkes, sich republikanische Einrichtungen unwandelbar zu erhalten gewußt hat und noch für lange Zeit zu erhalten wissen wird. Ob die Franzosen dabei etwas für sich gelernt haben, wird ihnen gerade jezt wieder zu zeigen reichliche Gelegenheit geboten; jedenfalls sind die Arbeiten, welche sie über Amerika besitzen, sehr wohl dazu angethan, segensreiche Erfolge in der eigenen Heimat hervorzubringen. Es ist hier zunächst zu erwähnen: Laboulaye, ,,Histoire politique des États-Unis depuis les premiers essais de colonisation jusqu'à l'adoption de la constitution" (Paris 1866), ein Werk, welches, mehr historischen als juristischen

Inhalts, ebendeshalb nur kurz erwähnt zu werden braucht. Daran schließt sich dann Tocqueville,,,De la démocratie en Amérique" (zulezt erschienen in der neuesten Gesammtausgabe der Tocqueville'schen Schriften, Paris 1864). Unstreitig darf man diese Arbeit als diejenige bezeichnen, welche mehr als alle andern die Aufmerksamkeit Europas auf die Union hingelenkt hat; und auch in Amerika selbst ist sie die weitaus bekannteste unter allen Schriften. europäischer Publicisten über die große Republik. Beides darf nicht wundernehmen, denn einmal tritt darin jener glänzende und fließende französische Stil zu Tage, welcher jeden, auch den minder Interessirten, so leicht zu fesseln vermag, und dann bekundet der Verfasser eine beinahe unbedingte Bewunderung der Vereinigten Staaten, welche naturgemäß die Amerikaner um so mehr besticht, als diese ohnehin Niemandem vergeben können, sobald er an der Vorzüglichkeit ihrer Einrichtungen auch nur den mindesten Zweifel zu äußern wagt. Der unbefangene Beurtheiler muß zugestehen, daß Tocqueville in sehr vielen Punkten das Richtige getroffen hat, wenn er auch mitunter, ähnlich allen seinen Landsleuten, mehr als geistreicher Causeur, denn als streng wissenschaftlicher und gründlich unterrichteter Censor erscheint. Der Hauptmangel des Buches aber liegt jedenfalls nicht in diesem selbst, sondern in der oft grenzenlosen Begeisterung, mit welcher man ihm im allgemeinen zu begegnen pflegt; bei den Amerikanern hat es ebendarum jenen Selbstdünkel erhöht, welcher für die Entwickelung des überseeischen Landes geradezu schädlich wirkt; und in Europa hat es jene Periode eingeleitet, in welcher die Lobpreisung, wenn nicht Vergötterung aller amerikanischen Zustände zum guten Tone gehörte. Glücklicherweise hat sich das in allerneuester Zeit, wenn auch nicht gänzlich, so doch vielfach geändert, und Tocqueville's Ansichten finden die Beachtung, welche sie unstreitig verdienen, ohne daß man sich schlechthin der Mühe überhoben glaubt, ihre Stichhaltigkeit näher zu prüfen.

Neben Tocqueville's Arbeit dürften dann noch zu nennen sein: M. de la Gracerie,,,De la république des États-Unis de l'Amérique du Nord" (Paris 1857) und Adolfe de Chambrun, ,,Le pouvoir exécutif aux États-Unis, étude de droit constitutionnel" (Rouses-Point, Newyork 1873), eine Schrift, welche besonders darum anziehend ist, weil sie hier und da das amerikanische Staatsrecht mit demjenigen der neuesten französischen Republik zu vergleichen sich bemüht.

Was endlich die deutsche Literatur über Amerika anlangt, so reichen die Anfänge derselben bis in die früheste Zeit. Schon vor Gründung der Union hatte der große Statistiker Schlözer auf die Bedeutung des fernen Landes, in richtiger Beachtung der gewaltigen Entwickelungsfähigkeit, hingewiesen, welche der „Neuen Welt" innewohnt. Mit den Vereinigten Staaten insbesondere befassen sich dann zunächst zwei Werke, welche zum Theil allerdings mehr auf die geographischen und gesellschaftlichen als die Rechtsverhältnisse des Landes im eigentlichen Sinne Bezug nehmen, aber doch auch hier nicht unerwähnt bleiben dürfen, weil sie als solche für jeden, der sich überhaupt mit dem Studium amerikanischer Zustände abgibt, nachgerade zu einer historischen Merkwürdigkeit geworden sind: D. von Bülow, „Der Freistaat von Nordamerika in seinem neuesten Zustande“ (Berlin 1797) und Friedrich Schmidt, „Versuch über den politischen Zustand der Vereinigten Staaten von Nordamerika" (Stuttgart und Tübingen 1822); für die jezige Zeit haben diese Arbeiten, wie gesagt, jede praktische Bedeutung verloren, dagegen erschien 1829 in Stuttgart eine andere, für deren Werth schon der Name des Verfassers bürgt und aus der selbst heutzutage noch gar manches gelernt werden kann, nämlich R. Mohl, „Das Bundesstaatsrecht der amerikanischen Union"; zwar fehlt dem Verfasser, weil er von Amerika wenig mehr kannte als die Constitution, die Verhandlungen des Congresses und die von diesem erlassenen Geseze, das sichere, allenthalben zutreffende und umfassende Urtheil, welches sich allein auf persönliche Anschauung gründen kann, aber sein Werk verdient doch darum entschiedenste Anerkennung, weil es überhaupt zuerst und bisjett ganz allein den Versuch gemacht hat, das Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten systematisch darzustellen, und weil sich darin der kritische Geist des deutschen Gelehrten stellenweise auf das Glänzendste, so glänzend bewährt, daß es längst die Pflicht der amerikanischen Publicisten gewesen wäre, sich daran ein beherzigenswerthes Beispiel zu nehmen. Diesem Werke folgt dann, der Zeit nach, Ernst Ludwig Brauns,,,Das liberale System oder das freie Bürgerthum in seiner höchsten Entfaltung, in einem Gemälde des Bundesstaates von Nordamerika praktisch dargestellt“ (Potsdam 1831), welches freilich gleich den obengenannten von Bülow und Schmidt nur noch wie eine, übrigens recht belustigende Antiquität erscheint; und diesem: F. 3. Buß,,,Das Bundesstaatsrecht der Vereinigten Staaten nach I. Story's

«Commentaries»." Diese Arbeit ist, wie auch schon ihr Titel besagt, nichts anderes als eine, wenn nicht den Worten, so doch dem Inhalte nach getreue Wiedergabe des obenerwähnten Story'schen Werkes; es gilt daher hinsichtlich desselben ganz das Nämliche, was über das lettere gesagt worden ist, nur mit dem Unterschiede, daß man es in dem einen Falle mit einem Originale, in dem andern mit einer an sich ganz dankenswerthen Copie zu thun hat. Im Anschlusse daran ist zu nennen: F. von Raumer,,,Die Vereinigten Staaten von Nordamerika“ (Leipzig 1845). Raumer's Schrift fällt mitten in jene Periode, in welcher, wie bereits früher angedeutet worden ist, eine unbedingte Begeisterung für Amerika in gewissen Kreisen als guter Ton galt; auch Raumer hat daher für die junge Republik eigentlich nur Worte eines oft überschwenglichen Lobes, gegen welche einzelne wenige tadelnde Bemerkungen kaum ins Gewicht fallen. Wer aber möchte den Leuten von damals diese aufrichtige Bewunderung für die Union verargen? Was sie dazu trieb, waren nicht die Vorzüge des mächtig emporblühenden Landes im Westen, sondern die jammerhaften Zustände, welche die vormärzliche Zeit allenthalben in Deutschland zu Tage förderte; je weniger diese Zustände mit ihrer staatlichen Bevormundung, dem engherzigsten Kastengeiste und allem, was damit nothwendigerweise in Verbindung steht, eines europäischen Culturvolkes würdig waren, desto mehr fühlte man sich von den freisinnigen Einrichtungen angezogen, welche den Grundcharakter der amerikanischen Verfassung bilden, die aber doch, ge= nauer zugesehen, auch minder Begehrenswerthes im Gefolge haben. Je widerwärtiger die traurige Zersplitterung und Uneinigkeit des deutschen Volkes allen Patrioten werden mußte, um so größere Ehrfurcht empfanden diese vor der straffen Organisation der überseeischen Republik. Mag nun infolge alles dessen auch dem großen Historiker, welcher hier in Rede sieht, die Unbefangenheit seines Urtheils hin und wieder abhanden gekommen sein, und mag auch sein Werk, welches die mannichfachsten Gegenstände unvermittelt und ziemlich willkürlich, ohne eine bestimmte Ordnung einzuhalten, nebeneinanderstellt, theilweise der Uebersichtlichkeit ermangeln; immerhin muß es wundernehmen, daß es namentlich im Vergleiche zu dem Tocqueville'schen Werke, das doch zum mindesten an dem erstgedachten Fehler ebenso sehr wie das Raumer'sche leidet, so wenig bekannt geworden ist; die Ansichten eines Mannes von der Bedeutung Raumer's sollten auch von dem,

welcher sie nicht durchweg billigt, immer der eingehendsten Beachtung gewürdigt werden.

Des Fernern seien hier erwähnt: Otto Zirkel,,,Die Demofratie und die socialen Verhältnisse Nordamerikas" (Halle 1849); derselbe, „Skizzen aus den und über die Vereinigten Staaten" (Berlin 1850); Rudolf Doehn, „Die politischen Parteien in den Vereinigten Staaten mit Rücksicht auf die Parteistellung in Deutschland“ (Leipzig 1868), und Heinrich Blankenburg, „Die innern Kämpfe der amerikanischen Union" (Leipzig 1869), eine Arbeit, welche, abgesehen von der in ihr enthaltenen, sehr geschickten und allgemein verständlichen Darstellung der Kriegsereignisse aus den Jahren 1861-65, insonderheit dadurch bemerkenswerth wird, daß sie bei Beurtheilung der politischen Zustände in Amerika ein durchaus selbständiges Urtheil offenbart; während nämlich zur Zeit jenes großen Krieges und in den Parteistreitigkeiten, welche sich demselben anschlossen, die Sympathie der deutschen Schriftsteller und Zeitungsberichterstatter regelmäßig dem Norden und den Republikanern zugewandt war, liebt es Blankenburg, sich auf die Seite des Südens, beziehungsweise des Präsidenten Johnson zu stellen; er hat seinen Standpunkt in einer solchen Weise begründet, daß seine Ausführungen, obgleich sie sich nicht immer als stichhaltig erweisen werden, doch von jedem geLesen zu werden verdienen, welcher sich ein klares und gerechtes Urtheil über die Ursachen und die Natur der damaligen, übri gens noch heute nicht zu völligem Abschlusse gelangten Kämpfe bilden will.

Die Gesammtgeschichte der Vereinigten Staaten bis zum Ende des Secessionskrieges hat sodann eine Darstellung gefunden durch Neumann,,,Geschichte der Vereinigten Staaten von Nordamerika“ (Berlin 1867); eine Kritik dieses Werkes zu geben, ist hier selbstverständlich nicht der geeignete Ort und um so weniger nothwendig, als es über verfassungsrechtliche Fragen keine, oder doch keine sonderlich zuverlässige Auskunft ertheilt.

Unter den neuern deutschen Schriftstellern über Amerika nimmt zweifellos Friedrich Kapp eine sehr hervorragende Stellung ein; von seinen vielen Schriften, welche zum größten Theile mehr allgemein politischer Natur sind oder die gesellschaftlichen Verhältnisse der Union berühren und darum hier nicht näher ins Spiel kommen, möchten an dieser Stelle nur hervorzuheben sein: „Die Geschichte der Sklaverei“ (Hamburg 1861) und sein Buch: „Aus

Schlief.

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