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Zweite vielfach verbesserte Auflage
mit gegenüberstehendem Original-Text (Globe edition).

Rec. Ex.

München.

Literarisch - artistische Anstalt (Th. Riedel)

vormals der Cotta'schen Buchhandlung.

1879.

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Vorwort zur ersten Auflage.

Wenn ich es unternommen habe, eine neue Uebersehung des Macbeth zu liefern, so geschah es aus den nämlichen Gründen, aus denen ein Kupferstecher seine Nadel anstrengt, ein schon von anderen gestochenes Gemälde noch einmal wiederzugeben. Es erscheint ihm die hohe Schönheit des Originals, welche möglichst weiten Kreisen durch die Copie zugänglich gemacht werden soll, nicht in solcher Weise nachgebildet, daß er nicht hoffen, oder es nicht der Mühe werth halten dürfte, etwas besseres zu leisten. Diesen Eindruck machten auf mich die bisher erschienenen Uebersegungen des Macbeth, und es entstand daraus der Wunsch, dieses großartigste Werk des größten Dramatikers möglichst ähn= lich in unsere deutsche Sprache zu übertragen, d. h. die Gedanken des Originals ganz unverändert, und doch ganz deutsch wiederzugeben. Dieser Wunsch entstand nur allmälig durch die vorausgehende, mehr zufällige Uebertragung einzelner Monologe und Scenen, durch welche erst der Muth wuchs, auch das Uebrige anzureihen.

Die Arbeit ist sohin ein Werk der uneigennüßigen Liebe zur Sache selbst, welche allein die Ausdauer verleihen konnte, die freien Stunden vieler Jahre ihr zu widmen, und die außer= ordentlichen Schwierigkeiten überall, und, wie ich glaube, glücklich zu überwinden. Jedenfalls weiß ich, daß es wenigstens an dieser ersten Bedingung, ein Kunstwerk zu schaffen, oder auch nur wiederzugeben, nicht gefehlt hat.

München, den 1. Mai 1875.

Der Aeberfeher.

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Vorwort zur zweiten Auflage.

Die uneigennütige Liebe zur Sache selbst“ ließ mich vor nicht langer Zeit meine Macbeth-Ueberseßung wieder zur Hand nehmen, um gewissenhaft zu prüfen, ob nicht manches sich fände, was nur damaliger Ermüdung als das Beste erschien, während es nur im Vergleich zu anderen Uebersezungen das Bes= sere war und ob die ausgeruhte Kraft in dem reichen Wörterschat und der großen Wendungsfähigkeit der deutschen Sprache nicht die Mittel finden würde, das Original in jedem Punkte so zu erreichen, daß es den Anschein gewänne, als habe der Dichter selbst sein Werk in unserem heutigen Deutsch geschrieben.

Das war das hohe Ziel, nach welchem ich strebte und zu dessen Erreichung ich sowohl bei der ersten Uebersehung wie bei der jezigen Durchsicht folgende nach ihrer Wichtigkeit geordnete Grundsäge stets im Auge behielt:

1. Genaue Wiedergabe des Sinnes, so daß von dem Sinne des Originals ebenso wenig etwas weggelassen, als demselben etwas Fremdes beigemischt werde. Die Gründe für die bei bestrittenen Stellen gewählte Auslegung sind im Anhang aufgeführt.

2. Beibehaltung des Colorites der Sprache; wenn die jüngste Uebersetzung des Macbeth (v. G. Solling) eine der Heren z. B. sagen läßt:

Nimmer schließe füße Ruh
Ihm das Dach der Wimper zu!

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so ist diese Ausdrucksweise, so bestechend sie lautet, doch zu vor= nehm und gab ich daher dieser Stelle die dem Original und einer Here entsprechende gemeinere Färbung:

Daß er Tag und Nacht sei wach,

Drück' fein Schlaf der Wimper Dach!

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3. Sprachrichtige, also natürliche und deutliche Sazbildung. Es ist bekannt", sagt Hackh im Vorwort zu sei= ner vortrefflichen Prosa-Uebersetzung des Hamlet, daß Beethoven, als man ihm die ersten Bände der Schlegel'schen Uebersezung fandte, sie nach Durchlesung weniger Seiten als eine verrenkte, schwerverständliche Arbeit unwillig bei Seite warf und stets wieder zu seinem von ihm hochverehrten Eschenburg griff."

4. Regelrechter, also fließender Versbau mit Beibehaltung der Maaße und Arten (gereimt oder nicht gereimt) des Originals. Die Verse sollten wirklich Verse und nicht etwa wohlabgetheilte Prosa“ sein, wie Minckwitz in seinem „Lehrbuch der deutschen Verskunst" den fünffüßigen Jambus in den meisten Fällen zu benennen sich berechtigt glaubt.

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Minder gute Verse des Originals habe ich nicht durch ähnliche wiedergegeben, weil unsere Sprache biegsamer als die englische sich leichter in das Versmaaß fügt und Shakespeare, der in sei= nem Macbeth mehr als in jedem andern seiner Stücke sich rich= tigen Versbau angelegen sein läßt, in unserer Sprache schreibend gewiß jeden Fehler vermieden hätte, zu welchem seine Sprache ihn zwang.

5. Kürze des Ausdruckes, also Einhaltung der Verszahl des Originals, soweit selbe mit obigen Forderungen vereinbar. In dieser Beziehung ist die deutsche Sprache der englischen gegenüber im Nachtheil. Ist schon die Zahl der ursprünglich einsilbigen Worte in der englischen Sprache viel größer, als in der deutschen, so bildet das Englische noch dazu die meisten Plural- und Verbalformen, ohne das betreffende Wort um eine Silbe, die ausgesprochen und also im Verse gezählt werden muß, verlängern zu müssen. Ohne Sinn und Sprache zu schädigen, ist es also unmöglich, mit der Zahl der Verse gleichen Schritt zu halten. Es ist diese Forderung aber auch jedenfalls die lezte, welche an eine gute Uebersehung gemacht werden kann; denn würde der Dichter selbst die Gedanken seines Werkes in unserer Sprache geben können und wollen, so würde das Einhalten der Verszeilen sicherlich seine letzte Sorge sein. Er würde zwar mit aller Anstrengung darnach ringen,

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