Imagini ale paginilor
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welcher Modalität die Verwendung eines volksthümlichen Bildes erfolgen oder an die sentenzenartige Fassung eines Gedankens angeknüpft werden mußte.

Wir heben deshalb aus der zahlreichen Schaar der Konjunktionen mit einigen Zitaten zunächst die folgenden hervor, deren Anführung vom Dichter nicht allzu häufig geschieht wie Though1), — Therefore2), Because), And (an)1), — Since"), —

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1) 1. K. Henry IV, II, 4: The camomile, the more it is trodden on, the faster it grows.

Par. Die Kamille, je mehr sie getreten wird, desto schneller wächst sie. Spr. Je mehr die Kamille betreten (getreten) wird, desto schneller wächst sie (Wan. II, 1121. 1).

2) The Merchant of Venice I, 2: It is no mean happiness, to be seated in the mean.

Par. Es ist kein mittelmäßiges Loos, im Mittelstande zu sein. Spr. Mittelstand der beste Stand. Das Wortspiel von mean im adjektivischen und substantivischen Gebrauche erhöhet die Schlagfertigkeit dieses mehrfach verbreiteten volksthümlichen Ausspruchs bei Shakespeare.

Much Ado about Nothing II, 1: All hearts in love use their own tongues. Par. Ein Liebender brauche die eigne Zunge. Spr. Liebe redet ihre eigne Sprache. Aehnlich in Edward III. (1596) II, 1: Love cannot sound well but in lover 's tongues.

Julius Caesar I, 2: Noble minds keep ever with their likes.

Par. Edle müssen sich immer zu Edlen halten. Spr. Der ist edel, der sich zu Edlen hält (V.). Der ist edel, der sich edel hält (Wan. I, 720, 3).

3) Romeo and Juliet IV, 5: Silver hath a sweet sound.

Par. Silber hat einen feinen Klang. Spr. Silber (Gold) hat den besten Klang. Vgl. ferner im Texte Nr. 32.

4) Love's Labour V, 2: Three times thrice is nine.

Par. und Spr. Drei Mal drei macht (ist) neun. Auch die entsprechende sprichwörtliche Redensart wird dort vom Dichter gebraucht: To take three threes for nine, die im Deutschen als Versicherungsformel oder im Tone einer bestimmten Erklärung geäußert wird: So gut wie drei Mal drei, so gewiß wie drei Mal drei neun ist!

Merry Wives of Windsor V, 2: Whe shall know the devil by his horns. Par. Den Teufel erkennt man an seinen Hörnern. Spr. Satan (den Teufel) erkennt man an den Hörnern (am Fuße): eine Anspielung auf den mit Hörnern ausgestatteten und als Jäger verkleideten Falstaff.

5) Julius Caesar V, 1: Let's reason with the worst that may befal. Par. Man muß bedacht sein auf den schlimmsten Fall. Spr. Man muß immer das Schlimmste (den schlimmsten Fall) befürchten. Auch den Grund für jenen sprichwörtlichen Erfahrungssatz läßt der Dichter dort hervortreten: Since the affairs of men rest still uncertain Weil das Loos der Menschen niemals sicher ist".

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- Vgl. ferner im Texte Nr. 33.

Then 1),

Yet); um dann But und For als diejenigen logischen Merkzeichen nachfolgen zu lassen, mit denen Shakespeare seine volksthümlichen und sentenzenartigen Beiträge am reichsten bedacht hat.

T.

32) C. Romeo and Juliet IV, 5.

Musicians sound for silver.

Par. Musik klingt nur für Silber.
Spr. Ohne Geld keine Musikanten.

A.

E.

in der Welt3).

Because.

Ohne Geld keinen Dienst

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No silver, no musician (Ray 136). No silver, no ser-
vant (ib).
No money, no Swiss (Herb., Outl. Prov.).
No penny, no paternoster (Bohn, H. of Pr. 123). If
you touch pot, you must touch penny (ib. 175). No
penny, no pardon (V.).

Mit Benutzung einer im Texte mitgetheilten Strophe eines Volksliedes: Then music with her silver sound wird außer dem bereits oben erwähnten Volksworte hier noch ein zweiter sprichwörtlicher Gedanke herangezogen, der sich vorwiegend in der negativen Form sehr reichhaltig im Volksmunde vertreten findet. Der Dichter ruft dort im Tenor der Tragödie eine heitere Abwechs

1) K. Richard II; III, 2: If angels fight, weak men must fall. Par. Mit Engeln ein Gefecht besteht kein Mensch. Spr. Mit Engeln kann man nicht streiten. Wer mit Engeln kämpft, verrenkt sich die Hüfte (vgl. Wan. I, 821, 32). Das Sprichwort gehört zu den biblischen Zitaten Shake

speare's, die wir geeigneten Ortes besprechen werden.

Romeo and Juliet III, 3: Madmen have no ears.

Par. Wahnsinnige sind taub. Spr. Narren haben keine Ohren. Die Narren haben Ohren, aber sie hören nicht (sind taub).

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2) Measure for Measure III, 1: Death we fear, that makes these odds all even. Par. Wir scheuen den Tod, der alle Widersprüche löst. Spr. Man fürchtet den Tod, der nichts Schreckliches an sich hat. Die Leute fürchten den Tod: wie die Kinder die Dunkelheit. In derselben Scene heißt es weiter unten (Schlgw. Isabella. O, I do fear): The sense of death is most in apprehension,,Des Todes Schmerz liegt in der Vorstellung". Hierher gehört auch das bekannte, reduplizierende Sprichwort bei Wheatstone, Promos and Cassandra (1578 Part II; V, 3. S. 100):

-

Death is but death, and all in synes (sins) shall die.

Vgl. ferner im Texte Nr. 34 und 35.

3) Sprachvergleichung .s. a. a. O. S. 48.

lung dadurch hervor, daß sich der Hausmeister der Capulets von den drei in dieser Scene auftretenden Musikanten das Schlagwort des erwähuten Refrains silver sound interpretieren läßt, was ein Jeder derselben mit ergötzlichem Humore versucht. Die vielseitige Komik des Dialogs gipfelt aber in den mit sichtbarer Einfalt abgegebenen Erklärungen der Darsteller, wie sie in den sprichwörtlichen Auslassungen ihren Schwerpunkt finden. Die darin niedergelegten Erfahrungen, die der Volksmund mit überraschender Drastik vielseitig zu variieren verstand,') hat der Dichter mit dem entsprechenden logischen Merkzeichen der Begründung für die Sprichwörtlichkeit kenntlich gemacht.

33) C. K. Richard II. V, 5.

T. Pride must have a fall.

Par. Stolz kommt vor dem Fall.

Spr. Hochmuth kommt vor dem Fall.')

A. Since.

Pride goes before the fall (V.). Pride will have a fall (Heywood, Prov. 1562). (Ray 148).

E.

vels estimation. (V.).

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Haughtiness lePride goes before, and shame

follows after (Ray 148). - Pride goes before destruction.

(V.). Before destruction the heart is haughty (Dryden).

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Wie aus der Stellung des sprichwörtlichen Gedankens im Texte hervorgeht,") wird derselbe Seitens des Dichters als Einschiebsel verwendet, um gleichsam als Glosse zur Bewahrheitung des hier berührten Falles herangezogen zu werden. Wie das alte 'Bîspel' ist das Sprichwort hier nur am Wege aufgegriffen worden, um dem Dichter als rhetorische Zierrath zu dienen. Diese Art und Weise der Verwendung kommt bei Shakespeare übrigens nur vereinzelt vor. Der Dichter verweist das Sprichwörtliche meist in den Vordergrund und pflegt von hier aus mit dem volksthümlichen Gedanken, den er sich gleichsam zum Ausgangspunkt erkor,

1) Urkomisch lautet auch die Verwendung des sprichwörtlichen Gedankens bei Greene, James IV. V, 4 (1498 ed. Dyce 1861, S. 215): Come Homer without coin, he is not heard.

2) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 49.

3) Die Stelle lautet: Would he not stumble? Would he not fall down (since pride must have a fall) and break the neck of that proud man, that did usurp

his back?

entweder die dramatische Situation zu beleuchten, oder mit seiner eigenartigen Gestaltungskraft die Diktion des Dialogs zu beeinflussen und entsprechend zu illustrieren.

In der Schlußstrophe einer alten Ballade,1) die im Othello (II, 3; Schlgw. Iago. O sweet) zitiert wird, heißt es von den verderblichen Folgen des Stolzes: 'T is pride that pulls the country down. Auch durch die zeitgenössische dramatische Litteratur ist das Sprichwort, außer bei Heywood, wiederholt tradiert worden. So im alten King Lear (1593/1605 in Six Old Plays 1779, S. 389) mit der Anführungsform I ever thought, in der Variante: Pride would have a fall; bei Greene & Lodge, A Looking Glasse for London (1594; ed. Dyce 1861, S. 137): Pride will have a fall; und mit sprichwörtlicher Anspielung wird bei John Webster, The White Devil, Akt I (1612; s. Dodsl. 1. c. VI, S. 225) der volksthümliche Gedanke in dem Ausspruche verwerthet: Woe to light hearts, they still forerun our fall.

34) C. 3 K. Henry VI. IV, 1.

T. Hasty marriage seldom proveth well2).
Par. Uebereilte Eh' thut selten gut.

Spr. Schnell (jung) gefreit, hat schon oft gereut. Heirathen in Eile bereut man mit Weile.

Heirathen ist der

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we all desire and repent of (Bohn, H. of Pr. 306).
He that weds before he 's wise, shall die before he thrives
The hasty man in wedding, is hasty in
Wedding repenting (V.).

(Gaal 493).

repenting (V.).

marriage does not prove well (V.).

Hasty

Die dem Volksmunde vielfach geläufigen Wortspiele über den Ehestand, deren wir mehrere der obigen komparativen Gruppe einverleibten, waren auch Shakespeare bekannt. So verwendet er das Wortspiel mit to marry und to mar in dem analogen Sprichworte in All's Well II, 3: A young man married, is a man that 's marr'd,,Ein allzufrüher Ehestand wird für den Mann ein Wehestand" das eine eigenthümliche Komik umschließt, wenn man

1) Vgl. Percy, Reliques of Ancient English Poetry, Einl. S. 492. 2) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 50.

dabei an die persönlichen Verhältnisse des Dichters denkt. Auch die kontradiktorische Stellung von wedding und repenting im Volksmunde, wie sie in allen neueren Sprachen zur sprichwörtlichen Verwendung gelangt, war dem Dichter geläufig.') Ebenso kannte er sicherlich alte Volksgebräuche wie den von Dunmow in Essex, wo man Neuvermählten eine eingesalzene Speckseite oder einen Schinken zum Genusse vorsetzte, wenn sie vorgaben, den eingegangenen Ehebund innerhalb eines Jahres niemals bereut zu haben,2) der sich auch sprichwörtlich niedergeschlagen;") oder es sind ihm auch sonst komische Aussprüche über die Ehe nicht entgangen, wie uns Ray (S. 49) ein solches Fragment der Volksmuse aufbewahrt hat:

When a couple are newly married,

The first month is honey-moon or smick-smack;

The second is, hither and thither;

The third is, thwick-thwack;

The fourth, the Devil take them that brought thee and I together.

35) C. All's Well V, 1.

T. All's well that ends well.)

Par. Ende gut, Alles gut.

Spr. Ende gut, Alles gut. Alles bewährt sich am Ende.
Das Ende krönt das Werk.")

1) So in Measure for Measure: Wooing, wedding and repenting is as a Scotch jig, a measure, and a cinque-pace.

2) Dieser Gebrauch überragt die Zeit Heinrich VI. Eine Anspielung hierauf findet sich bereits bei Chaucer, C. Tales 5800; bei Piers Ploughman S. 169, und in MS. Laud. 416, das der Zeit des genannten Königs entstammt. Vgl. auch Hearne 1. c. und Howell, English Proverbs S. 21.

3) So in dem eben erwähnten MS., wo das Sprichwort nach Antiquarian Repertory 1807 III, S. 342, ausdrücklich als common saying bezeichnet, wie folgt lautet:

He who repents him not of his marriage sleeping or wakin',
In a year and a day,

May lawfully go to Dunmow, and fetch a gammon of bacon.

4) Von diesem Sprichwort ist auch ein sprichwörtlicher Apolog zu verzeichnen, wie dies der epische Zug der Tagesbegebenheiten im Volksmunde mit sich zu bringen pflegt: All's well that ends well, as master Tom said, when he surveyed himself from top to toe. - Punch (1883 Nr. 2194, S. 42) überarbeitet den Apolog wie folgt: All's well that ends well, as the Master said, when he complacently surveyed himself from top to toe, from crown of new hat to tip of new shoe, in a pier-glass.

5) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 51.

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