Imagini ale paginilor
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wundes Pferd haßt den Striegel (vgl. Wan. III 1287,

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Wen es juckt, der kratzt sich. Wer sich ge

troffen fühlt, der zupft sich an der Nase.

A. Let.

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The galled jade will wince (Bohn, H. of Pr. 505).

Touch

a gall'd horse on the back and he'll kick (wince, winch)
A gall'd horse will not endure the comb

(Ray 112).
(Bohn ib. 104). An itch is worse than a smart (V.).

He that will not endure to itch, must endure to smart He that will not bear the itch, must endure to smart (Hazl. 190).

(Ray 125).

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Das sprichwörtliche Bild vom wundgeriebenen Pferde, das vor Schmerz gern hinten ausschlägt, wenn die Wunde auch nur zufällig berührt oder gedrückt wird, ist schon frühzeitig auf menschliche Gebrechen übertragen worden. Der Dichter verwendet es meisterhaft in Hamlet's Munde, als Dieser dem schuldbeladenen König in dem eben vorgeführten Schauspiele, nachdem er gleichsam scherzend mit dem Namen des Stückes1) die kurze Schilderung von dessen Verlaufe berichtet hatte, das Bewußtsein jener Schandthat vor die Seele hält, ihn aber von dem bereits entrollten Gemälde seines Verbrechens abzulenken sucht, um ihn nur desto sicherer zu entlarven:

it

But what of that? Your majesty and we, that have free souls, touches us not: let the galled jade wince, our withers are unwrung2). Aber was thut's? Eure Majestät und uns, die wir ein freies Gewissen haben, trifft es nicht. Der Aussätzige mag sich jucken, unsere Haut ist gesund.

Man beachte nur die imperativische Formel, mit welcher der Dichter das Sprichwort zu versehen verstand, um bei aller Nach

1) King. What do you call the play? Haml. The mouse-trap. Marry, how? Tropically. König. Wie nennt ihr das Stück? Haml. Die Mausefalle. Und wie das? Metaphorisch.

2) Dieser mit dem Sprichwort durch die Alliteration zusammenhängende Zusatz gehört nicht mehr zum Bilde, wohl aber als wahrscheinlich euphuistisch gefaßte Antithese zur Vervollständigung des vom Dichter entwickelten Gedankens. John Lyly gebraucht in Mother Bombie (1594 I, 3; ed. London 1814 der Old Engl. Plays Vol. I, S. 209) einen ähnlichen Ausdruck mit sprichwörtlichem Anfluge:

Wring me on the withers, and yet wince yourself, wie dies dort aus dem Zusammenhange hervorgeht.

drücklichkeit der Schuld, die das volksthümliche Bild dem verbrecherischen König enthüllen sollte, dennoch jenen höhnischen Sarkasmus zu umschließen, womit sich Hamlet unverfänglich an dessen Seite stellt, als ob er den schuldbewußten Stiefvater im Augenblick für ebenso unschuldig halte als sich selbst1).

Das Sprichwort ist übrigens eins von denen, das bei der Uebertragung, wie hier ersichtlich, nicht derartig zur Geltung gelangt, wie dies der Intention des Dichters eigentlich entspricht. Auch hier mußte der Uebersetzer bei aller Kunst der Wiedergabe zu einem sprichwörtlichen Derivate greifen, wie wir solches oben mit dem älteren Originale zugleich eruierten, weil ihm das Volkswort in wörtlicher Uebertragung, obgleich es noch heute sprichwörtlich zitiert wird, wahrscheinlich nicht passend genug erschien). Auch der Werth der imperativischen Formel leidet bei der Verschiebung einer Metapher, wie sie dem Dichter hier bei dem landläufigen sprichwörtlichen Bilde sicherlich vorgeschwebt hat. Den Nachweis der Beobachtung übergehend, warum sich bei analogen Parömien wie hier bald nur das sprichwörtliche Bild, bald nur der sprichwörtliche Gedanke im Volksbewußtsein vorwiegend niedergeschlagen hat, können wir nur, soweit wir die Quellen zu verfolgen vermochten, konstatieren, daß das von Shakespeare benützte sprichwörtliche Bild die ältere Fassung der Parömie sein dürfte. Sie findet sich wohl zuerst im Scholehouse of Women 1541 (vgl. Hazlitt, Pop. Poetr. 145, 243) und lautet dort: Rub a scold horse on the gall, and he'll wince, und dann bei Richard Edwards, Damon and Pythias (1562 vgl. Dodsley, Old Engl. Plays II, S. 195) mit der Anführungsform I know, fast übereinstimmend mit Shakespeare's Version: The galde horse will soonest winche3).

1) Weiter unten gebraucht der Dichter in wiederholter Anspielung auf den geschilderten Vorgang ein ähnliches Bild aus dem Thierleben in imperativischer Fassung:

Why, let the strucken deer go weep,
The hart ungalled play, etc.

worauf wir später zurückkommen werden.

So

2) Wie es scheint, ist das Spr. durch den Gebrauch bei Shakespeare ganz besonders populär geworden, so daß es noch heute im Volksmunde steht. mit der Anff. I confess in Illustr. London News (1883 Nr. 2311 S. 107): The galled jade winces.

3) Mit dem Spr. hängen auch die sprichwörtlichen Reden zusammen: Το

21) C. Titus Andronicus II, 1.

T. More water glideth by the mill1)

Than wots the miller of.

Par. Mehr Wasser fließt vorbei der Mühle,

Als es der Müller denkt.

Spr. Es fließt mehr Wasser die Mühle hinab, als der Müller weiß (sieht) (V.).

A. What, man! Ei was!

E.

Much water goes by the mill the miller knows not of (Ray. 136). As good water goes by the mill, as drives it

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(Bohn H. of Pr. 317).
that the miller wats na o' (ib. 250). Mickle water goes

Scot.: Meikle water rins by,

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by the miller when he sleeps. (Steevens).

Muckle water

rins by, that the miller wats na o' (Hislop, Scot. Prov. S. 229).

Demetrius, der mit seinem Bruder Chiron wetteifernd um den Besitz der Lavinia wirbt, die indessen schon mit ihres Vaters Bruder, Prinz Bassianus, ein Liebesverhältniß eingegangen ist, weist mit diesem und dem schon oben (S. 65, Note 2) erwähnten Sprichworte die Vorstellungen seiner Umgebung zurück, die in dieser Mitbewerbung eine drohende Gefahr erblicken. Mit schelmischem Gleichmuth aber, wie sich dieser schon in der Anführungsformel selbst kund giebt, begegnet er jenen Bedenken mit dem sprichwörtlichen Einwurf, den er mit der versteckten Anspielung des Gleichnisses zugleich auch auf den verhaßten Nebenbuhler auszudehnen weiß. Damit jedoch über die verächtliche Gesinnung gegen Denselben und über die Deutung der von ihm verwandten sprichwörtlichen Gleichnisse kein Zweifel bestehe, setzt er den Endzweck seiner Bewerbung ohne Rückhalt hinzu). Für die englische Version beider Sprichwörter scheint Shakespeare Primärquelle zu sein; wir fanden sie bisher bei keinem Vorgänger oder Zeitgenossen des Dichters.

touch a galled horse upon the back Jemandes verwundbare Seite treffen; Jemandes wunden Fleck berühren.

1) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 29.

2)

Though Bassianus be the Emperor's brother,

Better than he have worn Vulcan's badge.

Ueber diese mythologische Anspielung vgl. Delius 1. c. Note 26.

22) C. The Rape of Lucrece (V. 87).

T. Kings' misdeeds cannot be hid in clay1).

Par. Der Könige Unthaten können nicht in die Erde gebettet werden.

Spr. Was die Könige verbrechen, das läßt sich nicht vergraben (in die Erde scharren) (V.). Was die Könige verbrochen,

das müssen die Völker büßen.

Der Herren Sünde,

der Bauern Buß (Binder 2837). Was die Herren be

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gangen, müssen die Diener bereuen.

verbrochen, müssen die Frommen büßen.

A.

O, be remembered! O denke dran!

E.

Was die Sünder

Rich men feel misfortunes that pass over poor men's heads (Bohn, H. of Pr. 480).

--

The poor suffer misery, the rich enjoy it (V.). General calamities imply, in kings,

general imbecility (Bohn, H. of Pr. 360).

Nicht nur die den meisten der hier erwähnten Sprichwörter eigenthümliche Metapher (to hide in clay), welche das Verbergen einer unsittlichen Handlung und ihrer Folgen mit „in die Erde verscharren“ wiedergiebt, sondern auch die tiefernste Mahnung der Anführungsform selbst dürften die Proverbialität obiger Sentenz bezeugen, die der Dichter vielleicht nicht ohne Einfluß des alten Horazischen Spruches eruierte, den er sicherlich, wenn auch nicht aus der Quelle oder der populären Verbreitung desselben, so doch aus dem alten King John kennen gelernt hatte 2). Diesen benutzt er zu einem

1) Sprachvergleichung s. ebenda.

2) Dort in The Troublesome Reigne of King John Part II Act IV; (1591 vgl. Six Old Plays ed. Nichols 1779 S. 287) erscheint der Horazische Spruch in einer Reflexion des grausamen Königs ebensowohl als abschließendes Schlagwort wie die obige sprichwörtliche Sentenz bei Shakespeare. Zu einer Vergleichung beider Zitate theilen wir die angeführte Stelle des noch heute unbekannten Verfassers hier mit:

O England, wert thou ever miserable,

King John of England sees thee miserable:
John, 't is thy sinnes that makes it miserable,
Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi.

Ludwig Tieck, Alt-Englisches Theater I S. 107 überträgt:
O England, wenn du jemals warst im Elend,
So sieht Johann von England dich im Elend;
Von meinen Sünden kommt dir dieses Elend!

während er das Horazische Sprichwort gleichfalls im Originale hinzufügt.

politisch-moralischen Ausspruch von Bedeutung, der ein von Herrschern begangenes Unrecht den Gesichtspunkten des allgemeinen Rechts unterwerfen soll.

Mit Meisterhand hat der Dichter die Argumente der Ermahnung gewählt, die er nicht nur mit poetischer, sondern auch mit rhetorischer Anordnung seiner Lucretia in der dort geschilderten Situation zur verzweifelten Abwehr in den Mund legt. Nachdem jede Regung menschlichen Empfindens, womit sie sein Mitleid zu erflehen suchte, bei dem rohen Tarquin unerhört geblieben, versucht sie es, an sein Ehrgefühl zu appellieren. Bei dem Fürsten, dem Königssohne hofft sie noch den rettenden Anker zu finden, der ihr von dem Wollüstling herzlos vorenthalten wurde. In diesen Appell an die ritterliche Ehre, die fürstliche Gesinnung und die dereinstige königliche Würde Tarquin's hat der Dichter vom 86.-91. Verse eine Fülle von Beobachtungen über Vorzüge, Rechte und Pflichten des Regenten bei der ganzen Verantwortlichkeit jener erhabenen Stellung niedergelegt, wie wir ihnen in diesem Umfange und in dieser Bedeutung lyrisch-didaktischer Gestaltungskraft weder in seinen übrigen Werken, noch in dem Schriftthum seiner Zeitgenossenschaft wieder begegnen. Es ist eine Art von Fürstenspiegel, worin der Dichter mit der ganzen Gewalt der ihm schon damals zu Gebote stehenden sentenzenreichen Sprache sein Thema erschöpft, worin er nicht nur die Prärogativen der fürstlichen Stellung von der Alltäglichkeit zu scheiden weiß, sondern auch die Pflichten von Fürst und Mensch zusammenzufassen versteht, wo diese in einander fallen.

So nahe auch der Versuch liegt, bei dieser Gelegenheit ein Streiflicht auf des Dichters bezügliche Welt- und Lebensanschauung zu werfen, die sicherlich bei der eigenen Lebensstellung zu Hof und Adel nicht ohne Einfluß auf sein Denken und Empfinden geblieben, müssen wir hier von einer eingehenderen Behandlung jener oben berührten Argumentation absehen, um nur noch diejenige Anschauung hervorzuheben, die der abschließenden Sentenz mit der interjektierenden Anführungsform unmittelbar vorausgeht:

How will thy shame be seeded in thine age,
When thus thy vices bud before thy spring?

If in thy hope thou dar'st do such outrage,

What dar'st thou not, when once thou art a king?
O be remember'd! no outrageous thing

From vassal actors can be wip'd away;

Then, kings' misdeeds cannot be hid in clay.

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