Imagini ale paginilor
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Merkwürdiger Weise befindet sich auch dieses zweite Sprichwort gleich dem ersten in derselben Abtheilung von Heywood's Dialogue.1) Des Zusammenhanges wegen lassen wir eine komparierende Uebersicht analoger Gedanken hier folgen. Auch hierbei ist Shakespeare's Version als die maßgebende in die neueren englischen Sammlungen hinübergetreten und von Kompilatoren auch als Quelle angeführt worden, während sonst die Erkenntniß seines Einflusses auf die Volkssprache überhaupt durch Zitation seiner volksthümlichen Sprachschätze kaum erst über den Versuch hinausgekommen ist.

E. Him that hoppeth best, at last will have the ring (Heywood, Dialogue 1562). - He that runs fastest, gets the ring (Taming of the Shrew I, 1; Bohn, H. of Prov. 129; Hazl., Engl. Pr. S. 186). The last suitor wins the maid (Ray, 10; Bohn, H. of Pr. 12; Hazl. 375).

Spr. Um den Ring giebt der Liebhaber sein Bestes (Thür.). Der letzte Freier macht Hochzeit (d. h. er erlangt den Brautring).

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E.

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Let it strike (V.) Let happen what will (ib.). Tide what may betide (ib.). Fall back, fall edge! (Grassow, No. 662).

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Bereits Malone hält Let it strike für einen sprichwörtlichen Ausdruck, wenn er bemerkt: This seems to have been a proverbial sentence; er ist es noch heute. Wenn man König Richard's tiefsinnige Folgerungen heranzieht, die ihn während des Zwiegespräches mit Buckingham innerlich bewegen, so scheint das Ausschlagen der Stunde hier die sprichwörtliche Anspielung für die

1)

Where wooers hop in and out long time, may bring
Him that hoppeth best at last to have the ring.

2) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 18.

Beendigung einer Sache überhaupt zu sein: als wenn er dem Vertrauten, der ihn um die Verleihung der Grafschaft Hereford ersucht, während er selbst mit der eigenen, verhängnißvollen Zukunft beschäftigt ist, hätte bedeuten wollen: Laß es gut sein; was geschen soll, geschieht doch.1) Die Phrase umschließt hier augenscheinlich eine doppelsinnige Bedeutung. Einmal beschwichtigt der König hiermit die in ihm aufsteigenden, dunklen Ahnungen über das eigene Geschick, da ihn gewisse Prophezeihungen an den unglücklichen Ausgang seiner Herrschaft mahnen. Daß er das Verhängniß, das über ihn hereinbricht, nicht mehr zurückzuhalten vermöge, bekundet er in der stummen Resignation, für die er nur den entsprechenden Sinn des Let it strike auszusprechen wagt. Anderseits sucht er mit dieser Phrase Buckingham zu vertrösten, der ihn mit dem ihm vorenthaltenen Lohne peinigt, wie dies der betreffende Theil des Dialogs selbst ergiebt, den wir hier mitzutheilen uns versucht fühlen.2)

K. Rich. Ay; what 's o'clock?

Buck.

I am thus bold to put your grace in mind
Of what you promis'd me.

1) Sprichwörtliche Auslassungen gleicher Tendenz sind bei Shakespeare und seinen Zeitgenossen nicht selten. So Hamlet IV, 5: Let come what comes Love's Labour's Lost V, 2: Come what will come, und daselbst g. E.: Befal what will befal Macbeth I, 3: Come what come may Lyly, Mother Bombie 1594 II, 3: Come what will Locrine (pseudonym 1595 ed. Tauchnitz, S. 162, III, 2): Let come what will u. s. w.

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wenn

2) Eine auffallende Aehnlichkeit dieser dialogischen Episode besteht auch bei durchaus verschiedener Veranlassung, jedoch dem Wortlaute und allgemeinen Inhalte nach mit einer Stelle des unsrem Dichter gleichfalls pseudonym zugeschriebenen Drama The Puritan or the Widow of Watling Street, (imprinted at London by G. Eld) 1607. Der Dialog lautet daselbst (ed. Tauchn. 1865 III, 1) wie folgt:

Skir.
Frail.

What 's o'clock?

Why, do you take us to be Jacks o 'the clock house?
Skir. I say again to you, what is 't o'clock?

Simon. Truly, we go by the clock of our conscience. All worldly clocks we
know go false, and are set by drunken sextons.

Ohne uns für die Primogenitur dieser beiden Stellen hier zu entscheiden, liegt irgendwo eine Benutzung oder Nachbildung wohl unbedingt vor. Zudem begegneten wir in dieser Komödie etwa 16 sentenzenartigen Aussprüchen oder volksthümlichen Gedanken, die mehr oder weniger sinnentsprechend mit Stellen aus Shakespeare's Dramen korrespondieren. Da dies in den pseudonymen Stücken vielfach auch nach anderer Richtung der Fall ist, so dürften bei einer fortgesetzt gründlichen Untersuchung auf dem Gebiete der Shakespeare-Forschung noch zahlreiche neue Aufschlüsse zu erwarten sein.

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K. Rich. Because that, like a Jack,1) thou keep'st the stroke

Betwixt thy begging and my meditation.

-

Es ist nur erforderlich, sich auf Richard's Gedankenbrücke zu versetzen, die den verbrecherischen König plötzlich von seinen hochfliegenden Plänen hinweg an einen entsetzlichen Abgrund führt, um das sprichwörtliche Intermezzo zu verstehn wie es der Dichter hier doppelsinnig an eine entschwundene Zeitspanne reihet das den bis ins innerste Mark erschütterten Usurpator nicht geneigt erscheinen läßt, ein gegebenes Versprechen in diesem Momente durch ein fürstliches Geschenk einzulösen.

9) C. Hamlet IV, 2.

T. A knavish speech sleeps in a foolish ear.2)

Par. Eine böse Rede schläft in dummen Ohren.

Spr. Auf dumme (alberne) Reden gehören taube Ohren.
Wüste Reden, wüste Ohren (Wan. III. 1552, 121.).
I am glad of it.

A.

E. A knavish confession should have a cane for absolution (Bohn, H. of Prov., S. 292). For mad words, deaf

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ears (ib. S. 357). A knavish speech sleeps in foolish ears (V.).

Der Dichter legt seinem Helden, der die während seines vorgeblichen Wahnsinnes an ihn gerichteten Fragen und Anforderungen zu entstellen oder absichtlich zu verdrehen sucht, hier unzweifelhaft ein wirkliches Sprichwort in den Mund, wodurch er seine eigenthümlich absurden Gedanken um so mehr zu verhüllen und seine Zuhörer zu irritieren glaubt, als er auch dem bekannten Volkswort, wie die obige Sammlung erweist, eine gleich sarkastische

1) Es ist hier sowohl wie in The Puritan (s. S. 38, Note 2) und in K. Richard II. V, 5 der im Volksmunde bekannte Glockenhans oder Glockenschwengel (Jack of the clock) gemeint, der namentlich in früheren Zeiten an Thurmuhren und Glockenwerken oft in recht komischen Figuren angebracht war und, durch einen Mechanismus in Bewegung gesetzt, die Stunden zu schlagen pflegte. Auf diese automatische Figur, die unter den mit Jack bezeichneten und zahlreich vertretenen volksthümlichen Benennungen dieses Genres, die tief in das englische Volksleben eingriffen, eine besondere Stelle einnimmt, werden wir gehörigen Ortes noch zurückkommen.

2) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 20.

Behandlung zu Theil werden läßt. Seine Zuhörer sollen sich demnach nicht darüber wundern, wenn sie seine bilderreichen und an das Hyperbolische streifenden Gleichnisse nicht zu fassen vermögen, sondern dies vielmehr dem eigenen unzureichenden Verstande zuschreiben. So gebraucht Hamlet unmittelbar vorher, als er von den Beamten und Vertrauten des Königs spricht, die einem Schwamme gleich dessen Mienen, Befehle und Gunstbezeugungen sich anzueignen wissen, ein seiner Umgebung noch unverständlicheres zweites Gleichniß, wenn er Folgendes bemerkt (Schlgw. Hamlet. Ay, Sir):

He keeps them like an ape in the corner of his jaw;1) first mouthed, to be last swallowed. When he needs, what you have gleaned, it is but squeezing you, and, sponge, you shall be dry again „Er (der König) hält sie wie ein Affe den Bissen im Winkel seines Kinnbackens; zuerst in den Mund gesteckt, um zuletzt verschlungen zu werden. Wenn er braucht, was ihr aufgesammelt habt, so darf er auch nur drücken, so seid ihr, Schwamm, wieder trocken.“

Als ihm hierauf erwidert wird, daß man ihn nicht verstehe, antwortet Hamlet scheinbar naiv mit dem obigen Sprichworte, daß ihm dies lieb sei, und zu dem eigentlichen Gegenstande des dramatischen Vorgangs übergehend, ruft er seiner Umgebung das unmittelbar darauf folgende und gleichfalls aus dem Volksmunde stammende Mahnwort zu: Hide fox, and all after „Versteck' Dich, Fuchs, und Alle hinterdrein".2) Während das räthselhafte Zitat,

1) In Q. A findet sich die Lesart: For he doth keep you as an ape doth nuts, in the corner of his jaw. Beide Varianten sind bei der innigen Verwandtschaft von Gleichniß und Sprichwort auch im Volksmunde gebräuchlich: Spr. Er spielt wie der Affe mit der Nuß (dem Apfel).

E.

It is like nuts to an ape (Bohn, H. of Prov. 432).
Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 20.

2) Auch in dem bei uns üblichen Versteckenspiele lautet ein an das obige Dictum erinnernder Kinderreim:

Der Fuchs geht 'rum, sieh dich nicht um!

der gleichfalls den Zuruf an die Mitspielenden enthält, den versteckten Fuchs gewähren zu lassen.

Aehnliches bemerkt auch Malone von dem gleichen englischen Spiele, das hier den Gegenstand einer sprichwörtlichen Anspielung Seitens des Dichters ausmacht. Dem gleichen Sinne entspricht die in dem pseudonymen The Merry Devil of Edmonton (1608 ed. Dodsl. V, S. 243; ed. Warnke u. Pröschold, Pseudo-Shakesp. Plays. II; I, 3, S. 13) vorkommende Redensart: The false fox is now in hand.

Ebenso begegnen wir bei Zeitgenossen des Dichters einer zweiten, wahrscheinlich demselben Spiele entnommenen und in beiden Sprachen gebräuchlichen,

obgleich es einem damals bekannten Gesellschaftsspiele entnommen ist, den Umstehenden in seiner Anwendung aus dem Munde des Prinzen sicherlich ebenso wenig verständlich war, als die von ihm gebrauchten Gleichnisse, spielt Hamlet hier wiederum auf den schuldbeladenen König und dessen Helfershelfer an, die er ebenso sicher zu entlarven vermeint, wie der aus einem Versteck in das andere schlüpfende Fuchs des Spieles doch endlich gleichfalls ertappt wird.

10) C. King John IV, 2.

T. Therefore, to be possess'd with double pomp,

To guard a title that was rich before,

To gild refined gold, to paint the lily,
To throw a perfume on the violet,

To smooth the ice, or add another hue
Unto the rainbow, or with taper-light

To seek the beauteous eye of heaven to garnish,
Is wasteful, and ridiculous excess.

Drum, sich umgeben mit zwiefachem Prunk,
Ein Recht verbrämen, das schon reich zuvor,
Vergülden reines Gold, die Lilie malen,
Auf die Viole Wohlgerüche streun,

Eis glätten, eine neue Farbe leih'n

Dem Regenbogen, und mit Kerzenlicht

Des Himmels schönes Auge schmücken wollen,

Ist lächerlich und unnütz Uebermaß.

Gelegentlich der wiederholten Krönung König Johann's hat der Dichter dem Grafen von Salisbury eine Reihe volksthümlicher Erfahrungssätze in den Mund gelegt, um die unumwundene Erklärung Pembroke's, der die zweite Krönung aus diplomatischen Gründen gemißbilligt hatte, nun auch mit inneren, überzeugenden Motiven zu unterstützen. Es sind daher acht sprichwörtliche, nahezu an's Hyperbolische streifende Redensarten zu einer Gruppe vereinigt worden, wie dies bei Shakespeare häufig geschieht, wenn er mit vermehrten oder verschärften Argumenten einen dramatischen Vorgang zu rechtfertigen oder zu beleben sucht. Die Uebertreibung, deren sich der König durch die übereilte Doppelkrönung schuldig gemacht hatte, und womit er nur um so deutlicher die peinigende Angst verrieth, mit der das eigene Gewissen den gekrönten Ver

stehenden Redensart: Der Fuchs geht 'rum; der Fuchs ist da: the fox is at hand. So bei Rob. Greene, James IV (1598 ed. Dyce 1861, S. 197b ): I perceive the fox at hand.

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