Imagini ale paginilor
PDF
ePub

Aus dem Kreise der Shakespearianer sind ferner im Laufe des verflossenen Jahres dahingeschieden:

Dr. Adolf Meyer, Direktor des Gymnasium Fridericianum in Schwerin, † 31. März 1887; Verfasser des Vortrags 'Shakespeare's Verletzung der historischen und natürlichen Wahrheit. (Schwerin 1863.)

[ocr errors]

Professor Thomas Spencer Baynes, † 30. Mai 1887 zu London; Verfasser des Artikels 'Shakespeare' in der 9. Ausgabe der Encyclopædia Britannica und der Abhandlung What Shakespeare learnt at School' in Fraser's Magazine, November 1879 und Januar und Mai 1880.

Professor Dr. Johann Ludwig Hilgers, Realschul-Direktor a. D., † zu Aachen 22. Sept. 1887; Verfasser der Programm-Abhandlungen 'Sind nicht in Shakespeare noch manche Verse wiederherzustellen, welche alle Ausgaben des Dichters als Prosa geben?' (Aachen 1852) und 'Der dramatische Vers Shakespeare's' (I, II, Aachen 1868 und 1869).

Landgerichtsrath a. D. Karl Fulda, † 13. Oktober 1887 zu Kassel; Verfasser des Buches 'W. Shakespeare. Eine neue Studie über sein Leben und sein Dichten, insbesondere über seinen Einfluß auf alle späteren dramatischen Dichter und darstellenden Künstler'. (Marburg 1875.)

Dr. Moritz Callmann Wahl, Direktor der höheren HandelsFachschule in Erfurt, † 15. Oktober 1887; Verfasser von vergleichenden Studien über Sprichwörter, worunter namentlich Englische Parömiographie vor Shakespeare' (Erfurt 1879) und 'Das parömiologische Sprachgut bei Shakespeare' (Erfurt 1883-1886, in den Jahresberichten seiner Anstalt, und umgearbeitet für dieses Jahrbuch; vgl. oben S. 21).

Miszellen.

I. Die Auffindung von Dokumenten in einem Raume der Grammar-School in Stratford-upon-Avon.

Ein Bericht des Stratford Herald vom 23. März giebt eine ausführliche Uebersicht über Inhalt und Charakter der gefundenen Schriftstücke. Bis jetzt ist die Hoffnung, etwas Wesentliches in Bezug auf Shakespeare zu finden, getäuscht. Lehrlings-Einschreibungen, Zahlungen, Strafverfügungen, Verträge, Testamente u. dgl. machen den Inhalt aus. Man wird das Resultat einer genaueren Durchforschung abzuwarten haben, ehe man ein Urtheil über die Bedeutung des Fundes abgeben kann.

II. Zu Jahrbuch XXII, 272.

Durch ein Versehen der Druckerei ist vor der aus dem Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover (22. Nov. 1664) angeführten Stelle eine Bemerkung über die Kenntniß Shakespearescher Stücke an deutschen Höfen des 17. Jahrhunderts ausgefallen, die ich mir hier nachzutragen erlaube.

Durch die vor zwei Jahren erschienene werthvolle Veröffentlichung E. Bodemanns1) haben wir einen der geistvollsten Fürsten

1) Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Bruder, dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, hrsg. von E. Bodemann (= Publikationen aus den königlich preußischen Staatsarchiven 26). Leipzig 1885. S. 398.

seiner Zeit, den pfälzischen Kurfürsten Karl Ludwig (1618-1680), in seinen vertraulichen Aeußerungen an die gleichgestimmte zärtlich geliebte Schwester genauer kennen gelernt. Der Sohn des unglücklichen Winterkönigs Friedrich V. und der Tochter Jakobs I. von England, welcher seine Jugend als Verbannter in Holland und England zugebracht hatte und erst durch den westfälischen Frieden wieder in den Besitz seines Erblandes gelangt war, zeigt sich in diesen Briefen an die um 10 Jahre jüngere Herzogin Sophie von Hannover wohlbewandert in der französischen, englischen, deutschen Litteratur; auch in italienischer Sprache dichtete er selber Einiges, so daß es uns nicht wundern kann, wenn wir hier einmal auf ein Zitat aus Shakespeare's Heinrich IV. stoßen. Am 27. Dezember 1679 ( 6. Januar 1680) schreibt er von Heidelberg aus:

Je ne me crois pas estre de ce nombre ny d'une façon ny d'autre, mais fort susceptible de la raison et de l'équité, quand l'on me la fait veoir, but not upon compulsion, saith Jac. Falstaff to his hostesse Mrs. Quickly, when she would make him pay his score.

Ueber seine Geschmacksrichtung erzählt uns 1711 seine Tochter, die Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orleans 1): „Ich habe allezeit ahn I. G. dem Churfürsten mein herr vatter S. sagen hören, daß die spanische commedien weit über die frantzösche gingen, aber daß die Englische über alles gingen."

Ich behalte mir vor, über eine auf Karl Ludwigs Befehl veranstaltete, bisher unbeachtete deutsche Uebersetzung von Ben Jonsons Tragödie Seianus his Fall an anderer Stelle zu berichten. Berlin. J. Bolte.

III. Die Quelle zu Cymbeline und event. zum Sturm.")

Von R. W. Boodle in Montreal.

Viele Shakespeare-Erklärer haben hingewiesen auf die Schwierigkeit, die Quelle zu dessen Cymbeline aufzufinden, während, was den Sturm betrifft, ihre Bemühungen vollständig fruchtlos geblieben sind. Für das erstere Stück lieferte Holinshed's Chronik

1) L. von Ranke, Sämmtliche Werke 13, 289 (1870).

2) Notes and Queries Ser. VII, V 1. IV, No. 99. Nov. 19. 1887.

die einen gewissen geschichtlichen Anstrich tragende Anlage des Werkes und der Decamerone das Jachimo-Element in der Handlung; aber was den verbannten Belarius und den Leonatus Posthumus betrifft, so merkt man, daß Shakespeare aus einer anderen Quelle geschöpft haben muß. In seinen Critical Essays on the Plays of Shakespeare (Ausgabe vom Jahre 1875 p. 489) spricht W. W. Lloyd die Vermuthung aus, daß diese Quelle ein altes, jetzt verlorenes Stück gewesen sein muß, in welchem Belarius und Posthumus ursprünglich eine einzige Person waren, welche später von Shakespeare in zwei gespalten worden ist, Diese Vermuthung war unter den früher bestehenden Umständen natürlich, läßt sich aber, wie ich darzuthun hoffe, nicht durch Thatsachen stützen. Denn die ursprüngliche Quelle zu einem Theile von Cymbeline, sowie die Person des Prospero und mehrere der Nebenhandlungen im Sturm sind zu finden in The Rare Triumphs of Love and Fortune, einem Stücke, ursprünglich 1589 gedruckt in Quartformat, mit gothischen Buchstaben, wieder abgedruckt und herausgegeben von J. Payne Collier für den Roxburghe Club im Jahre 1851 und später wieder im Jahre 1874 in Hazlitt's Ausgabe von Dodsley's Old English Plays (Band VI).

Nachdem ich das eben genannte Stück gelesen, erschien mir die Aehnlichkeit zwischen den Rare Triumphs und Cymbeline so in die Augen springend, daß ich überrascht war, als ich fand, daß dieselbe Collier's Wahrnehmung entgangen sei. Wenigstens erwähnt er dieselbe nicht in seiner in Hazlitt's Dodsley neu abgedruckten „Allgemeinen Einleitung". Da ich wußte, daß das alte Stück so lange zugänglich gewesen war, so zögerte ich damit, das bekannt zu machen, was den meisten Shakespeareforschern eine leicht zu knackende Nuß sein muß, bis ich des verstorbenen Dr. C. M. Ingleby's Cymbeline-Ausgabe (aus dem Jahre 1886) durchgesehen hatte. Nachdem ich gefunden, daß ein Mann von solcher Fülle des Wissens nicht die Aehnlichkeiten wahrgenommen hatte, die mir auffielen, zog ich den Schluß, daß meine Entdeckung, wenn man es so nennen darf, wohl der Veröffentlichung werth wäre.

Die „Wunderbaren Triumphe der Liebes- und Schicksalsgöttin" beginnen mit einem Streite zwischen der Venus und der Fortuna, welcher Jupiter zur Entscheidung vorgelegt wird und dahin führt, daß Beide ihre Kraft an einem Liebespaar erproben Imogen und Posthumus bei Shakspeare, Fidelia und Hermione in dem uns beschäftigenden alten Stücke. Die Aehnlichkeit in vielen Punkten

[ocr errors]

der Handlung der beiden Stücke wird erhellen aus der folgenden Inhaltsangabe der Rare Triumphs.

Ein edler Ritter, Bomelio (Shakespeare's Belarius) hat seinem Könige Phizanies, (Shakespeare's Cymbeline) im Kriege gedient, wird aber in Folge einer Verleumdung vom Hofe verbannt. In dieser traurigen Lage wählt er eine nicht fern gelegene Höhle zu seiner Wohnung, und man kennt ihn unter der Bezeichnung „der alte Einsiedler". Hier studiert er, gleich Prospero, die Magie, und er hat einige Zeit vor Beginn der Handlung des Stückes seinen Sohn Hermione (Shakespeare's Posthumus) dem Könige „für ein werthvolles Kleinod" gegeben (for a jewel of some price). Seit diesem Tausche hat Hermione, gleich Posthumus, am Hofe gelebt, „des Königs Gnade" (the king's gracious countenance) genießend, und ganz natürlich erregt er die Zuneigung der Tochter des Königs, der Fidelia (Shakespeare's Imogen). Das Stück beginnt damit, daß Fidelia's Bruder Armenio (Shakespeare's Cloten) Hermione's und Fidelia's Liebe entdeckt, worauf zwischen Beiden ein Streit mit schließlich darauf folgendem Zweikampf entsteht, in welchem Armenio verwundet wird. Hermione wird sofort vom Hofe verbannt, aber vor seinem Weggange sichert er sich seiner Meinung nach einen getreuen Vermittler zur Fortsetzung seines Verkehrs mit Fidelia in dem Penulo, einem Höfling und Schmarotzer. Hierauf eilt Hermione zur Höhle des alten Einsiedlers, wo Bomelio in ihm seinen Sohn erkennt. Hermione richtet nun durch Penulo an Fidelia die Aufforderung, zu ihm, ihrem Geliebten, nach des Einsiedlers Höhle zu kommen; aber, ungleich dem Pisanio des Posthumus, erweist sich Penulo verrätherisch und veranlaßt Armenio, seiner Schwester zu folgen. Sie wird somit auch wieder zum Hofe zurückgeschleppt, Armenio aber wird durch Bomelio's Zauberkunst stumm. Der folgende Theil des Stücks hat mit dem uns eigentlich beschäftigenden Gegenstande wenig zu thun. Bomelio, unter der Maske eines „auf den Bergen wohnenden" (uplandish) Arztes, erscheint am Hofe und erbietet sich zur Heilung des Armenio von seiner Stummheit, indem er dabei Mittel findet, Fidelia für seinen Sohn zu entführen. Das Ende der Handlung findet statt in der Höhle, wohin sich der König und seine Hofleute begeben. Wie in Cymbeline haben wir in diesem Stück eine Göttererscheinung; es treten nämlich mehrere Götter auf (Mercur, Venus und Fortuna), welche zusammen mit den Sterblichen an der Handlung sich betheiligen. Das Stück endet damit, daß Bomelio in die Nähe des Königs zu

[ocr errors]
« ÎnapoiContinuă »