Imagini ale paginilor
PDF
ePub

Emendationen.

Von

F. A. Leo.

Two Gentlemen of Verona II, 3, 30.

Oh that he could fpeake now, like a would-woman:

Die bisher von verschiedenen Seiten vorgeschlagenen Lesarten sind wood woman (Theobald), an ould woman (Pope) und a wild woman (Collier's Corr.). Daß ein Waldweib und ein wildes Weib gerade als hervorragende Beispiele für Redefähigkeit angeführt werden, ist zwar überraschend, aber nicht überzeugend. Das alte Weib tritt der Sache schon etwas näher, da Launce meinen kann: „Könnte der Schuh doch reden, wie meine alte Mutter . . .“

Das originale would kann aber beibehalten werden; man muß sich nur die Entstehung eines vorhandenen Setzfehlers erklären. Die geschriebene Zeile hatte folgende Form:

Oh that he could fpeake now, like a woman.

Dann fügte der Schreiber zwischen beide Zeilen, über dem Worte woman, ein would ein, mit einem kleinen Strich als Zeichen, daß dieses Wort in die untere Zeile gehöre:

would

a woman

Der Setzer nur beging den Fehler, statt

like a woman would

die beiden letzten Wörter umzustellen und zu setzen (indem er das Zeichen hinter dem would für einen Bindestrich ansah):

like a would-woman.

In Bezug auf die Verwendung des like in dieser Konstruktion siehe Pericles II, 4, 36.

Two Gentlemen of Verona II, 4, 196.

It is mine, or Valentines praise?

Dies die Lesart der Folio I. Die der drei folgenden Folios, der Rowe und Pope sich anschlossen:

[merged small][ocr errors]

giebt keinen hinreichend scharfen Gegensatz, der noch mehr in anderen vorgeschlagenen Emendationen fehlt, während er sich wohl in der folgenden findet:

Is it my mind, or Valentine's praise?

Das unstaid, welches die Cambr.-Ed. vorschlägt, ist für das Versmaß unnöthig, da der Name hier viersilbig gelesen werden kann; für den Sinn ist es psychologisch wohl kaum zu acceptieren. Es ist nicht der wankelmüthige Sinn (so wenigstens faßt Proteus sich nicht auf), sondern das ganze Ich; Proteus will sagen: Ist es mein Ich, oder das so übertriebene Lob des Valentine?

Two Gentlemen of Verona III, 2, 77.

That may difcouer fuch integrity:

Deine Verse müssen eine solche Reinheit deines Wollens, Hoffens und Strebens zeigen, daß sie hiervon überwältigt wird.

Merry Wives of Windsor I, 1, 184.

And being fap, fir, was (as they fay) cafheerd: and fo conclufions paft the Car-eires.

Ich verstehe diese Zeile wie folgt:

Da er betrunken war, wurde er gleichsam kassiert und der Kassierte dann verurtheilt.

und so vermuthe ich, daß das

Car-eires

eine Setzerverstümmelung ist, an deren Stelle eine Wiederholung des obigen casheerd stehn sollte. Die vielfach vertretene Auffassung, daß past the Car-eires der Sprache des Rennsports entnommen sei und „über das Ziel hinausgehn" bedeute, würde für den vorliegenden Fall vertreten werden können, wenn nicht Bardolph der Redner wäre. Für Den wäre Form und Gedanke des Satzes so überfein und so unpassend wie nur irgend möglich. Der Spitzbube und Straßenräuber Bardolph soll es, reuigen Gemüthes, ein „über die Grenze Hinausgehn" nennen, wenn er einem Reisenden oder Widerstandslosen einen Geldbeutel stiehlt ?!

Merry Wives of Windsor I, 3, 49.

Shee difcurfes: [hee carues: ['hee gives the leere of inuitation:

Carues ist sicher nur ein Formversehen für carpes: sie neckt, sie reizt.

Merry Wives of Windsor II, 1, 129.

will you goe An-heiren?

Von den bisherigen Emendationsvorschlägen ist der Boadensche: Cavaleires noch der beste, weil der närrische Wirth dieses Wort in der ganzen Scene schon wiederholt gebraucht hat. Wenn man aber der in der Folio befindlichen Lesart soviel Gewalt anthun kann, dann möchte ich etwas Anderes und, wie mir scheint, Geeigneteres vorschlagen.

Der Wirth weiß, daß Shallow einen besondern Werth auf das Wort Armigero legt:

Ay, and, Rotulorum too; and a gentleman born, master parson; who writes himself Armigero, in any bill, warrant, quittance or obligation, Armigero. (Merry Wives of Windsor I, 5.) und hält daher die Bezeichnung für etwas Ehrenvolles. Wie er früher seine Gäste Cavalleiros genannt hat, nennt er sie nun in seiner konfusen Wortbildung Armigeres:

Will you go, Armigeres?

Merry Wives of Windsor II, 3, 93.

I will bring thee where Miftris Anne Page is, at a Farm-house a
Feasting: and thou shalt wooe her: Cride-game, said I well?

Theobald, Warburton, Steevens und viele spätere Emendatoren erklären das Wort cridegame als ein der Jagdsprache zugehörendes und wissen für die Bedeutung desselben viel Scharfsinniges und Sachliches zu sagen. Es scheint mir aber, als ob sie Eins und zwar das Wichtigste vergäßen: nämlich, daß Dr. Caius sehr schwach im Verstehen des Englischen ist; in derselben Scene kommen hierfür Belege vor:

Hoft. Pardon, Gueft-Justice; a Mounfeur Mockewater.

Caius. Mock-vater? vat is dat?

Hoft. Mock-water, in our English tongue, is Valour (Bully.)

Hoft. He will Clapper-claw thee tightly (Bully).

Caius. Clapper-de-claw? Vat is dat?

Hoft. That is, he will make thee amends.

Ein im Englischen so Ungewandter kann unmöglich die Spezialitäten des Jagd-Idioms verstehn, und der Wirth muß ihm jedenfalls etwas sehr Deutliches, ein die Summe des Vorangegangenen in Eins zusammenfassendes Wort gesagt haben, um dann fragen zu können:

faid I well?

und um den energischen Dank des Doktors dafür zu ernten:

By-gar, mee dancke you vor dat: by gar I love you: and I shall procure 'a you de good Gueft: de Earle, de Knight, de Lords, de Gentlemen, my patients.

Aehnlich wie einem Schwerhörigen ruft man einem in fremder Sprache Ungeübten, sogar mit gehobener Stimme, um es gleichsam deutlicher zu machen, ein prägnantes Wort zu; und ein solches steht in diesem Augenblicke auch unserm Wirth zur Verfügung - er sagt:

thou shalt wooe her; Bridegroom, said I well?

Das versteht der Doktor und dafür bedankt er sich.

Man wird nun sagen, daß der Doktor schon für die Perspektive, Miss Anna zu sehen und ihr huldigen zu können, dankbar sei und über das cride-game' hinweggehe, wie er es bei vielen ihm unverständlichen Wörtern englischer Sprache thun müsse, während der Wirth in seiner närrischen Sprech-Ueberspanntheit zu seinem eignen Vergnügen eine Phrase ausrufe, die er wohl selbst nur zur Hälfte versteht.

Das wäre eine ganz gute, und ich möchte fast sagen, erschöpfende Vertheidigung (aber allerdings auch die einzige) des cride-game. Aber kein einziger der englischen Text-Emendatoren hat bei seinem Kämpfen für die alte Lesart diesen Standpunkt eingenommen, sondern Jeder hat ängstlich auf dem dünnen Seil der Erklärung hin- und hergewankt. Solcher Unsicherheit gegenüber steht man bei der von

[ocr errors]

mir vorgeschlagenen Lesart auf festerem Boden.

Measure for Measure II, 1, 22.

what 's open made to Juftice,

That Juftice ceizes; What knowes the Lawes

That theeues do paffe on theeues?

Für das Verständniß des in dieser etwas unklaren Form verborgenen Gedankens bedarf es wohl kaum einer Erklärung: was weiß das Gesetz (d. h. auch in diesem Falle könnte justice an Stelle von law stehen) von der wirklichen Sachlage, wenn Diebe es im Interesse ihrer Zunftgenossen drehen und wenden. Wenn ich den

noch eine Aenderung andeute, will ich sie eben nur angedeutet, nicht definitiv vorgeschlagen haben:

what use the law

scil. Of what use can be the law, if

Allerdings geht hierbei der in den Worten what's open und what knows liegende Gegensatz verloren.

Measure for Measure II, 1, 39.

Some run from brakes of Ice, and anfwere none,
And fome condemned for a fault alone.

Alexander Schmidt sagt in seinem Shakespeare-Lexikon:

So much is certain, that the idea hidden in the words brakes of Ice
must be antithetical to a fault alone.

Dieser Gegensatz würde sich finden, wenn die Zeile lautete:
Some run from blackest vice, and answer none.

Manche entfliehen nach schwärzestem Verbrechen, ohne von irgend
Jemandem zur Verantwortung gezogen zu werden.

Measure for Measure II, 4. 123.
If not a fedarie but onely he

Owe, and fucceed thy weaknesse.

Was der Dichter hier ausdrücken wollte und auch auf das Deutlichste ausgedrückt hat, wäre in der Form noch klarer und durchsichtiger, wenn man owe or succeed lesen dürfte. Das darauffolgende thy weakneffe ist in Isabellens Munde eine ebenso keusche wie schroffe Zurückweisung irgend welcher Gemeinschaft mit „dieser Deiner Schwäche", d. h. die Dein ist, weil Du sie schilderst und gewissermaßen durch die Worte

[blocks in formation]
« ÎnapoiContinuă »