Imagini ale paginilor
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Das oben aus dem Volksmunde erwähnte sprichwörtliche Kernwort, das Shakespeare gleichnißartig verwandte, ist nach Steevens hier an allusion to bull-dogs, whose generosity and courage are always shown by meeting the bull in front and seizing his nose. Es dürfte aber in Anlehnung an den Hauptgedanken des Gleichnisses hier nicht bloß die spezielle Art des Bulldoggen gemeint sein, sondern überhaupt jene kräftige und muthige Gattung dieses Thiergeschlechts, die nach dem deutschen Kernworte des Sprichworts ,,auf den Mann geht", und womit der Dichter die Bewahrheitung bekundet, daß sie derartig dressiert sei, den Gegner von vorn zu packen und ihm in jener instinktiven Neigung zum Kampfe nach Brust, Hals oder Kopf zu springen, um ihn niederzureißen und zu tödten. Die Bewahrheitung dieses Umstandes soll denn auch auf die blutige Kampfgier des Mohren Aaron übertragen werden, wenn dieser sich mit dem Gleichniß brüstet:

T.

That codding spirit had they from their mother,

As sure a card as ever won the set;

That bloody mind, I think, they learn'd of me,
As true a dog as ever fought at head.
Die hitz'ge Ader stammt von ihrer Mutter,
So wahr 'ne Karte je den Satz gewann;
Die blut'ge Neigung lernten sie von mir,
So wahr ein Bullenbeißer packt von vorn.

3) C. As You Like It; Epilogue.
Good wine needs no bush1).

Par. Guter Wein braucht keine Empfehlung.

Spr. Guter Wein bedarf keines ausgesteckten Reifs (keines
Busches, keines Kranzes) (vergl. Wan. IV. 97, 299).
Guter Wein braucht keine Etikette.

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Good wine needs no bush (Ray, S. 169). Good wine

needs no sign (V.).

wine needs no crier.

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Good wine praises itself. Good
Good wine sells itself. Good

wines can vent themselves (Marston, What You Will 1607
II, 1 ed. Lond. 1814 S.227). Scot: Gude ale needs nae

wisp (Dür. I, 344). Gude wine needs not a wisp (ib).

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In einer instruktiven Abhandlung von Thomas Weight) ist auch die historische Entwicklung des Fremdenverkehrs und die damit

1) Sprachvergleichuug s. a. a. O. S. 8.

2) Weight, The Homes of other Days: a History of Domestic Manners and Sentiments in England. London 1872.

zusammenhangende Zunahme der Gasthöfe und Tabagien bei dem wachsenden Bedürfnisse der Reisenden nach Bequemlichkeit eingehend geschildert worden. Noch in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters war die Einrichtung und Ausstattung derartiger öffentlicher Lokale sehr primitiver Natur. Erst als England während der Regierung der Königin Elisabeth in den Weltverkehr hineingezogen wurde, nahmen auch diese Verhältnisse weitere Dimensionen an. An Stelle eines Gasthofschildes begnügte man sich lange Zeit mit einer an dem Lokale selbst befestigten Stange, an der ein Krug, ein Kranz, ein Busch, eine Guirlande angebracht waren. So erzählen übereinstimmende Berichte aus Schriften des 16. und 17. Jahrhunderts, daß namentlich Weinlokale mit dem empfehlenden Erkennungszeichen einer Epheuranke oder Guirlande ausgestattet waren, während Brauereien oder kleinere Häuser des Schankgewerbes mit einem Busch oder Baumzweig versehen wurden. Daß derartige Symbole auch auf die Sprachentwicklung nicht ohne Einfluß blieben, ist leicht begreiflich. So mag die Gewohnheit, im Wirthshause zu verkehren oder, wie wir heute noch zu sagen pflegen, „beim Glase zu sitzen“, in England um jene Zeit, wo in öffentlichen Lokalen unter solchen Abzeichen Getränke verabreicht wurden, die sprichwörtliche Redensart hervorgerufen haben: To be close to the bush. Diese Vermuthung findet durch eine Anführung derselben bei dem humoristischen John Lyly ihre Bestätigung. In dessen Mother Bombie (1594 II, 1; ed. London 1814 I, S. 225) heißt es mit einer launigen Schlußwendung: Let us be close to the bush ad liberandum. Daß in den Schanklokalen, wo Wein verabreicht wurde, vorwiegend der Epheu als unterscheidendes Merkmal zu dem gedachten Zwecke verwendet wurde, erhellt bereits aus Gascoigne's The Glass of Government (1575), wo es heißt: Now a days the good wyne needeth none ivye garland, während der gleiche Gebrauch später in dem pseudonymen The London Prodigal (1605 I, 2 ed. Tauchnitz, S. 229) bereits mit der sprichwörtlichen Färbung auftritt: Good wine needs no ivy-bush.

Shakespeare in seiner knappen und dabei doch allgemein gehaltenen Wiedergabe dieses Volksworts muß als dessen Primärquelle anzusehen sein, und erst Ray treffen wir dasselbe auch inzwischen noch bei Brathwaite ist der eigentliche Vermittler, durch den dasselbe die Angabe der Quellen fehlt leider in dieser sonst wichtigsten Sprichwörtersammlung des 17. Jahrhunderts in die neueren englischen Kollektionen übergetreten ist. Ist auch

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die ursprüngliche Veranlassung, auf die zu verweisen wir uns versucht fühlten, durch die Wandlung des ehemals gebrauchten Bildes in den Hintergrund getreten, so ist doch das Sprichwort selbst in der Bewahrheitung des ihm innewohnenden Sinnes allen neueren Sprachen verblieben. Dem Dichter selbst aber bot es zu passendem Vergleiche die gewünschte Handhabe, um die Vorführung seines Epilogs dadurch zu motivieren und zu rechtfertigen, wenn er sagt: If it be true that good wine needs no bush, 't is true that a good play needs no epilogue; yet to good wine they do use good bushes, and good plays prove the better by the help of good epilogues.

4) C. Merry Wives of Windsor IV, 2.

T. Still swine eat all the draff.1)

Par. Das stillste Wasser hat den tiefsten Grund.

Spr. Wenn die Schweine stille stehn, fressen sie das Spülicht

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E.

The still sow eats up all the draught (Ray, S. 159).

A still sow2) eats up all the draff (Bohn H. of Pr. 301, 515). The still sow sucks up all the draught (Mass. S.372). Der Wortlaut dieses Sprichworts bei Shakespeare findet sich bereits in John Heywood's Proverbs (1562), in Edward Guilpin's Skialetheia 1598 ed. 1868 S. 23 und in Thomas Heywood's Queen Elizabeth's Troubles, Part II, 1606. Die Anführungsform des alten Volkswortes deutet bereits darauf hin, daß hier eine Beobachtung aus dem Thierleben auf bestimmte Kreise der Menschenwelt übertragen worden ist. Um diese Beobachtung zu bewahrheiten, wählt der Dichter das bekannte Thier des Sprichworts, dessen vom Volksmund oben berührte Gewohnheit zugleich als Prototyp der Schlauheit gilt, um dadurch einem eingewurzelten Vorurtheile gegen das schöne Geschlecht entgegenzutreten, das hier keiner näheren Erörterung bedarf, da die beabsichtigte Homonymität aus einem Quatrain hervorgeht, dessen erstes Reimpaar die Erklärung

1) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 10.

2) J. O. Halliwell, A Dictionary of Archaic and Provincial Words, London 1860. II, S. 806 bemerkt:,,Still-sow. A sly fellow. A close, sly, lurking knave; ,,a still sow" as we say. Still swine eat all the draff. Merry Wives IV, 2. This proverb is still in use. Hazlitt, Engl. Prov. S. 345 fügt hinzu: A still sow is common in Early English as a synonym for what we call sly-boots or fox. Aehnlich wird im Französischen dafür faire le chat mort und im Italienischen far la gatta morta sprichwörtlich verwendet.

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gegen jenes Vorurtheil uud dessen zweites die Gründe der Rechtfertigung in dem sprichwörtlichen Bilde gleichnißartig umschließen (Schlgw. Mrs. Page. Hang him):

We'll leave a proof, by that which we will do,
Wives may be merry and yet honest too:
We do not act, that often jest and laugh.

'T is old but true: Still swine eat all the draff.
Durch unser Beispiel leucht' es Allen ein,

Ein Weib kann lustig und doch ehrlich sein.

Spaß ist nicht Ernst. Wohl sprach ein weiser Mund:

Das stillste Wasser hat den tiefsten Grund.

Der Dichter rechtfertigt somit den Uebermuth und die launigen pikanten Ausfälle der beiden lustigen Frauen gegenüber einem zweiten hervortretenden Sujet des Lustspiels, um Sir John Falstaff, den Repräsentanten des sittlich herabgekommenen Ritterthums, zugleich für die abnormen Uebergriffe zu züchtigen, womit er dem schönen Geschlechte gegenüber jeder ritterlichen Tugend Hohn spricht. Um die weiblichen Träger des Stückes dagegen ihrer drolligen und ausgelassenen Scherze wegen nicht zum Gegenstande des Tadels zu machen, versteht es der Dichter, in dem abschließenden Sprichworte die Bewahrheitung der Volksanschauung hervortreten zu lassen, daß die Schlauheit in scheinbarer Stille dennoch eine rüstige Thätigkeit entwickelt und ihre Zwecke ebenso sicher zu erreichen versteht, wie jenes Thier im Volksmunde, das seine Lieblingsspeise unbemerkt bis auf den Grund verzehrt.

Wenn der Uebersetzer für das handgreifliche Bild des Volkswortes hier ein weniger drastisches, aber für die Uebertragung mehr geeignetes analoges Sprichwort gewählt hat, so war es ihm dennoch sicherlich bekannt, daß im Altenglischen a still sow (swine) ebenso häufig mit fox identifiziert wird, als wir mit dem bekannten „Stille Wasser sind tief" jenen Schlaukopf zu bezeichnen pflegen, in welchem wir bei aller List hochgradigen Witz oder scharfsinnige Klugheit gar nicht vermuthen. Da der Dichter, wie folgende vergleichende Gruppe erweist, auch das eben erwähnte Sprichwort kennt, so mag aus derselben zugleich erhellen, daß Shakespeare hier absichtlich in's Thierleben hineingriff, um den Sarkasmus der Situation dadurch viel augenscheinlicher hervorzuheben, als dies mit einem Volksworte allgemeineren Sinnes geschehen konnte.

Spr. Stille Wasser sind tief. Das stillste Wasser hat den tiefsten Grund. Stille Leute sind begehrlich; stille Wasser sind gefährlich.

E. Smooth runs the water, where the brook is deep (2 K. Henry VI. III, 1). Deepest waters stillest go (Nath. Field, Amends for Ladies. 1618). — Smooth waters run deep (Ray, S. 255). Still waters are the deepest (Bohn, H. of Pr., S. 491). Deep waters have no ground (V.). -Still waters have deep bottoms (V.). Deep rivers move in silence, shallow brooks are noisy (Bohn, H. of The stillest humours are always the worst1)

T.

Par.

Pr. 343).
(Ray, 20).

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Take heed of still waters, the quick pass away (V.). God defend me from the still water, and I'll keep myself from the rough (V.).2).

5) C. Comedy of Errors II, 1.

No man that hath a name,

But falsehood and corruption doth it shame.3)

Es giebt keine Ehre,

Der Trug und Falschheit nicht verderblich wäre.

Spr. Den ehrlichsten Namen von der Welt Verleumdung in der Schwebe hält (Thür.). Wer seinen guten Ruf nicht wahrt, dem wird die Schande nicht erspart.

A.

E.

-

Ist der

ehrliche Name dahin, dann kommt er nicht wieder.

So.

He that regardeth not his reputation, despiseth virtue (Bohn, H. of Pr. 392). He who is ashamed of his calling, ever liveth shamefully in it (ib. 400). There is no reputation so clear, but a slander may stain it (ib. 523).

Do (speak) what you will, bad men will turn it ill (Hazl.343).

Erscheint der Strom volksthümlicher Gedankenspäne im obigen Sprichworte bereits vielfach mit gleichnißartiger Ausschmückung verziert, so wird dasselbe von Shakespeare als Folgesatz einem vollständigen Gleichniß angehängt, das in komplizierter Darstellung im Texte selbst wie folgt lautet:

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1) Dieses Sprichwort kann zugleich als synonyme Bedeutung von Shakespeare's Still swine eat all the draff gelten.

2) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 11. 3) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 12.

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