Imagini ale paginilor
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TRAGOEDIA

genannt

Raache gegen Raache.

Dder

Der streitbare Römer Titus Andronicus.

Denen

Hochwürdigen, Hoch- und Wohlgebohr

nen, Wohl- Edel- Gebohrnen, auch Edlen vnd Gestrengen Herren, Herren, N. vnd N.

Gesambten Vier

Ständen,

Deß Ertz-Herzogthumbs Oesterreich

ob der Ennß,

Ihren Gnädigen vnd Hochgebietenden Her

ren, Herren, zu Bezeugung Ihrer vnterthänigen

Obfervanz

Dediciret, vnd auffzuführen offeriret,

Don

Der anjetzo anwesenden Bande Käyserlicher
privilegirter Hoch-Teutscher Comœdianten.

Gedruckt im Jahr, 1699.

[2] Das Undanck-Laster-Joch von vns hinweg zu bürden
Das bey der alten Welt so hoch verbannet war,
So kommen wir zu Euch ihr Vätter hoher Würden!
Und Landes-Säulen hier! zu Eurem Ruhm-Altar,
Wir legen vnser Hertz gehorsambst Euch zu füßen,

Nach vnsrer Möglichkeit mit einem Danckes-Fest,
Vor solche Gnaden-Ströhm die sich von Euch ergiessen,
Und die Ihr täglich noch auff vnsre Schau-Bühn flöst.
Wir bringen schlechten Zinnß, vnd Einfalts-Opffer-Kertzen,
Weil Tempel vnd Ultär mit Rauche seyn vergnügt,
Wir Zinnsen vnsre Treü, vnd Dienst-verpflichte Hertzen,
Die keine Heucheley, noch glatter Schein betriegt.
Darium hatte dort ein Wasser-Trunck ergötzet

Den ihm zu einer Zeit sein Unterthan gebracht,
Wohlan auff solche Huld, sey vnser Grund gesetzet,

Ihr Landes-Vätter! nembt was Euch zu Ehr erdacht, Von vns zu Gnaden an, vnd selbes nicht verschmähet. Gleich wie der Himmel auch die Erden-Dämpffe liebt, Wann Phoebus in der früh entgegen ihnen gehet

Jm vollen Rosen-Schmuck, vnd seinen Glantze gibt. Der wieder muntern Welt: Wir bringen wenig Zeilen An statt Vergeltungs-Gold; dann was der Tagus-Strand Pflegt dort in Indien dem Lande mit zutheilen,

Von vns entfernet ist, auch weicht der lobes-Tand: [3] Dann selbst die Sonne braucht kein kleines Liecht der Sternen, Noch ringen Erden-Schein: Ihr grosses Wechsel-Rad Ob es sich schon zu Nacht von vns pflegt zu entfernen, Kombt Morgens doch so schön vnd groß in seinem Grad

Auß Amphirtriten Schoos, als es zuvor gewesen,

Jhr jedem gleicher Strahl nimbt nie an Strahlen ab,

Es schencket aller Welt, dem Guten als dem Bösen,
Und wird doch niemahl arm in seiner Schenckungs-Gaab.
Dergleichen Ruhmes-Spruch hat Eure Gnaden-Sonne,
In sich: Vätter Zahl! Jhr theilet jedermann
Die Gnaden Blicke mit, vnd Euer Gnaden-Wohne,
Bleibt dannoch Gnadenreich: daß man Euch nennen kan
Ein Wolthats-Brunnen-Quell, ein immer volles meere,

Der Sanfftmuth-Tugend vnd deß Liebreitz Holden Sitz,
Drumb ist es hier nicht noth, daß man sich weiter kehre,
Und zu dem Preiß-Gedicht ein neue Feder spitz.
Wir wünschen Euch vilmehr deß Himmels sanffte Blicke,
Der Götter-Seegen, vnd das, was Ihr selber wolt;
Es bleibe über Euch, beständig Euer Glücke,
Es weiche Mars, vnd sey der Fride Euer Sold.

Lebt Landes-Vätter! lebt! im Wachsen gleich dem Monde,
Im Abnahm aber nicht: wir werden Euer Gnad

Stets rühmen, vnd das Hertz, das sonst nichts finden kondte,
Bitt: daß dis kleine Werck, bey Euch mög haben statt.

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Das Theatrum stellet vor das Capitolium, vnd die Gegend

bey der Tyber-Pforten, zu Rom.

Don diser Action nun ist folgender

[5] Kurtzer Inhalt.

ACTUS I.

Titus Andronicus, ein alter streitbarer Römer, vnd der Römischen Völcker Feldherr, überbringet nach geendigter Schlacht mit denen Gothen vnter vilen Ruhm vnd Lobreden die gefangene Gothische Königin Thamera sambt ihren beyden Söhnen Quiro vnd Demetrius, vnd den Gothischen Feldherrn Aran, so ein Mohr von Geburth, dem Römischen Käyser Saturninus, vnd tringet so wohl als die Heydnische Priesterschaft darauff, daß Aran nach ihrem Gesetze dem Kriegs-Gott Mars zu Ehren

möchte auffgeopffert werden, Saturninus aber von Liebe gegen Thamera entzündet, nachdeme sie ihme weder auff sein bitten, noch betrohen GegenLiebe beweisen wil, schencket dem Aran, so ihr heimblicher Liebhaber, (vnd vmb deßwillen sie auch ihren König in diser Schlacht, durch einen darzu erkaufften Mörder mit einem Pfeil das Leben nehmen laffen) das Leben, vnd ihren Söhnen die Freyheit. Worauff sie sich sambtlich auff erhaltenen Bericht, daß sich ein überauß grosses Schwein bey der TyberPforte sehen liese, daßselbige zu fahen hinauß begeben.

[6] ACTUS II.

Quiro vnd Demetrius, welche beyde die Lavinia deß Titus Tochter lieben, werden darüber vneinß, vnd fechten mit einander, Aran entscheidet sie wiederumb, vnd weilen er wegen seiner Gefangenschafft an Titus ganzen Hause sich zu rächen vorgenommen, überredet er dise zwey, als ob ihres Vatters Geist vmb sie herumb schwebe, auch durch ihme die Rache anbefehlen liesse, nachdeme nun dise zugleich gesehen, daß gemeldte Lavinia deß Käysers Brudern liebe, werden sie von der Eyffersucht angereitet, mit Aran auff bestellte Weise, der Rache einen Anfang zu machen. Sobalden nun der Käyser auff der Jagd vnd dem Wilden-Schwein nachseket, gerathen Thamera vnd Aran in ein Eyffersüchtiges-Liebes-Gespräch, nach dessen Endigung, sie sich auch zur Rache entschliessen, vnd machen den Anfang an deß Käysers Brudern, welchen Quiro vnd Demetrius erstochen, vnd an einem Baum anbinden, mit der Lavinia aber, vmb ihr böses Vorhaben außzuüben, sich in dem Wald begeben. Zwey von deß Titus Söhnen Claudill vnd Gradamant hören dises Getümmel, vnd in dem sie die Thamera fragen, wo das Schwein außgebrochen sey, werden sie von ihr an den Orth gewisen, woselbsten Aran sie beyde in eine Gruben stürket, würffet alsdann einen verrätherischen Brieff auff die Erden, worinnen er Titus ganzes Hauß als Verräther mit offen bahret. Saturninus Titus vnd übrige seine Brüder vnd Söhne, finden die Leichen nach einander, wie auch den Brief Thamera, offenbahret dem Käyser daß Titus zwey übrige Söhne, sie überwältigen wollen, welches Aran bekräfftiget, wird darauff befohlen den Polander vnd Melan zu suchen, damit sie nach Gebühr abgestraffet werden könten.

[7] ACTUS III.

Titus vnd Marcus beklagen die vnglückseelige Lavinia, welcher die Zunge außgerissen vnd die Hände abgehauen worden, Aran auß Rache noch ferner angetriben, damit er den Titus vollends zu weitern HeldenThaten vndüchtig machen möge, saget, daß der Käyser denen Söhnen

des Titus wolle Gnade ertheilen, woferne derselbige seine rechte Hand abhauen, vnd überschicken würde, welches er großmüthig verrichtet, warmit Aran zufriden. Titus wird gank rasend, vnd von denen Geistern seiner ermordeten Söhne zur Rache angefrischet, worzu sie sich einhellig zusammen verschwören, Lucius machet darzu den Anfang, indem er den Mohren gefangen überkommet.

ACTUS IV.

Lavinia, offenbahret ihrem Vatter vnd Marcus, in deme sie mit einem Stäblein in den Sand schreibet, daß Thamera vnd Aran, die Stiffter, Quiro aber vnd Demetrius die Thäter wären. Thamera vnd Ihre Söhne, damit Titus ganzes Hauß möchte vertilget werden, verkleyden sich als Geister vnd wollen Titus anreißen, seinen ältisten Sohn Lucium, als welcher deß Käysers Bruder vnd Bräutigamb der Lavinia ermordet habe, hinzurichten, er mercket aber das Schelmenstuck, vnd nachdeme er in der Verstellung, die Thamera abgefertiget, schlachtet er mit Beyhülff seiner Freunde, ihre zwey Söhne, vnd nachdeme er erfähret, daß Aran gefangen, beschliesset er dessen todt.

ACTUS V.

Titus auß Rachgier tractiret den Käyser vnd Thamera mit dem Fleisch vnd Blut von Quiro vnd Demetrius, worbey sich [8] derselben Geister mit sehen lassen, Lucius in verkleydeter Gestalt saget, daß er Lucium ermordet habe, Lavinia kommet auch darzu, vnd in deme das an ihr verübte Bubenstuck offenbahret wird, erzehlet Titus auff was Weise er die Thäter getödet, vnd sie damit bewürthet habe, Aran wird lebendig verbrennet, vnd Thamera von Tito erstochen, der Käyser dises sehend, ersticht Titum, bekommet aber von Lucio den Lohn, in dem er von ihm ertödtet, vnd damit, nach deme sich Lucius zur Käyserlichen Würde erhoben, disem Trauer-Spiel gemachet wird ein vergnügtes.

ENDE.

Nach solcher Action erfolget eine lustige auß den Französischen übersetzte Nach-Comoedia, genannt

Le Malade imaginaire. oder
Pickelhärings Academie.

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