Imagini ale paginilor
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Grenzen eines einzigen Redetheiles. Dagegen sind, wie wir aus dem Verlaufe der folgenden Untersuchungen ersehen werden, unter den logischen Merkzeichen fast alle Redetheile vertreten, je nach der Eigenthümlichkeit des betreffenden Sprachapparats und je nach der logischen oder psychologischen Stellung und Umgrenzung, welche dem einzelnen Redetheile in dem grammatischen Sprachgebäude selbst angewiesen sind. Schon die Trennung derselben in Begriffswörter und bloße Wortformen, mehr aber noch die eigenthümliche Deckung der Sprachbegriffe und Redeformen im Englischen, das oft ein und dieselbe Bezeichnung in zwei oder mehreren Redetheilen zugleich aufweist wo Eigenschafts- und Zeitwort, Umstands- und Verhältnißwort, Für- und Bindewort, Eigenschafts- und Hauptwort, Umstands- und Bindewort gleichlautende Wortformen besitzen oder wo beispielsweise but bald als Umstands-, als Verhältniß- oder Bindewort auftritt, so daß die logische Beziehung zum Satze selbst oft nur den alleinigen Ausschlag für dessen Stellung und Bedeutung zu geben vermag: schon die Eigenthümlichkeit jener Verhältnisse verlangt es, den gemeinsamen Zug logischer oder psychologischer Beziehungen zu betonen, wie wir dies in den vielseitigen Denkoperationen Shakespeare's gewahren, wenn er aus dem umfangreichen Gebiete der verschiedenartigsten Redetheile Erkennungsmomente für die Sprichwörtlichkeit seiner volksthümlichen Sprachschätze heraushebt, um auch hier den Volksmund als Quelle, Ursprung oder Eutstehungsgrund sprichwörtlicher Gedanken, Bilder und Aussprüche kennbar zu machen.

Diese Gemeinsamkeit logischer Beziehungen bei aller Verschiedenartigkeit des Sprachmaterials selbst veranlaßt uns denn auch, die Ergebnisse für die Sprichwörtlichkeit auch aus diesem Bereiche ihrer Gesammtheit nach als logische Merkzeichen hervorzuheben und als solche für das parömiologische Sprachgut Shakespeare's festzustellen. Ihren Erscheinungsformen nach lassen sich zwei Abtheilungen dieser Erkennungsmomente unterscheiden. In der ersten erscheint das logische Merkzeichen, von dem sprichwörtlichen Satze selbst getrennt oder herausgehoben, zugleich als Anführungsform für die Sprichwörtlichkeit. In der zweiten Abtheilung, die vorläufig noch nicht eingehend behandelt ist1), gehört dasselbe zum Tenor des Textes;

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1) Vergleiche unten in der Einleitung zu den interjektierenden Merkzeichen die Beispiele über das epische Sprichwort und den sprichwörtlichen Apolog.

mit dem sprichwörtlichen Gedanken innig verflochten, wird es eben dadurch ein Erkennungszeichen für die Sprichwörtlichkeit.

Wir verhehlen uns bei diesem Versuche zwar nicht, daß die Vielseitigkeit und die eigenthümliche Kombination und Konstruktion gerade dieser Gattung von Erkennungszeichen für das sprichwörtliche Material, wie sie mit der Veranlagung des Dichters zusammenhangen, die systematische Uebersichtlichkeit einigermaßen erschweren; bei der aber fast immer sichtbar hervortretenden Intention des Dichters, an der Hand instruktiver Anführungsformen volksthümliche Stoffe zu verwerthen, lassen sich meistens auch die Fühlfäden erkennen, mit denen Shakespeare bald nach dieser, bald nach jener Richtung des Volksbewußtseins hin auch das scheinbar verborgenste Material berührt, um es an's Licht der Erkenntniß zu fördern und es zugleich seinen poetischen oder rhetorischen Zwecken dienstbar zu machen.

Wenden wir uns zunächst den logischen Merkzeichen als Anführungsformen zu, so treffen wir auf der Verbindungslinie zwischen den verbalen und logischen Merkzeichen in erster Reihe auf bestimmte adverbiale Formeln, deren sich der Dichter zu dem angedeuteten Zwecke bedient, Verwandtes aus dem unbegrenzten Allerweltsverstande für seine eigenen Reflexionen heranzuziehen und diese mit der dramatischen oder poetischen Diktion selbst zu verschmelzen. Jene Merkzeichen greifen über die verbalen Erkennungsmomente volksthümlicher Behauptung und Erfahrung, Beobachtung und Wahrnehmung noch insofern hinaus, als sie auch auf eine alltägliche Erscheinung, auf eine bestimmte Erkenntniß oder Ueberzeugung, auf eine Bedingung oder Folgerung, auf einen allgemein gültigen Gebrauch, auf irgend ein volksgemäßes Urtheil, auf eine Abneigung oder Zustimmung hindeuten, und so die hervorgehobenen Sentenzen und sprichwörtlichen Vergleiche, ja selbst die planen Volksworte, Bemerkungen und Auslassungen aus den verschiedenartigsten Gebieten des Volkslebens für die Sprichwörtlichkeit kennzeichnen.

Den sprichwörtlichen Kategorien und verbalen Anführungsformen gegenüber strömen die mit logischen Merkzeichen versehenen Sprichwörter und Redensarten in einer so erheblichen Menge einher, daß wir uns zur Uebersichtlichkeit des so reichhaltigen Stoffes im Verlaufe unserer Darstellung einer grammatischen Rubrizierung bedienen werden, in die wir jedoch die unumgänglich nothwendigen logischen oder begrifflichen Momente hineinzuflechten versuchen, wo

es uns zur Orientierung des Lesers erforderlich erscheint, auch auf die Intentionen des Dichters näher einzugehn1).

Anführungsformen mit adverbialen Merkzeichen sind zunächst diejenigen einer alltäglichen Erscheinung: As 't is ever common 2), 'T is common3); - diejenigen einer Bewahrheitung, einer Erkenntniß oder Ueberzeugung: 'T is true1), As true3), If it be true'), 'T is old but true), Sure), As sure), I am sure 10); diejenigen einer Bedingung oder Folgerung, eines Urtheils oder Gebrauchs: So11), So

1) Mit C bezeichnen wir auch hier des Dichters Werk, aus dem wir die Citation entnehmen; mit T. den Text des Originals; mit Par. die deutsche Uebertragung; mit Spr. die analogen deutschen Sprichwörter und Redensarten und mit A. die Anführungsformen des Textes.

2) K. Henry V. I, 2: Men are merriest, when they are from home,,Die Leute sind am lustigsten, wenn sie nicht zu Hause sind."

3) Vgl. im Texte Nr. 1.

4) Titus Andronicus II, 3: The raven doth not hatch a lark.

Par. Der Rabe brütet Lerchen nicht.

Die älteste, uns bekannte Zitation dieses Sprichworts findet sich bei Hans Sachs (III, 410, 2), wo es heißt: „Weil das alt Sprüchwort sagen thut, wie was von einem schwartzen Raben nicht werden ausbrüt gespiegelt Pfaben" (Pfauen). Analoge Bilder kennen alle neueren Sprachen.

Spr. Raben brüten (zeugen) keine Tauben (Wan. III, 1447, 36. 60. 71). Adler hecken (brüten) keine Tauben.

E. A raven does not hatch larks (V.). tame eggs (Bohn, Handb. of Proverbs S. 270).

Scot.: A wild goose ne'er laid

5) Vgl. Nr. 2 des Textes.

6) Vgl. Nr. 3.

7) Vgl. Nr. 4.

8) Much Ado II, 3: Knavery cannot hide itself in reverence.

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Par. Spitzbüberei kann sich doch nicht hinter Ehrwürdigkeit verbergen. Spr. Kappe, Kleid und Kalk decken manchen Schalk. Spitzbüberei kokettiert gern mit Ehrlichkeit. Der Mantel verbirgt oft den Schelm. Im Texte lautet die Stelle: Knavery cannot, sure, hide itself in such reverence. Der Dichter hat hier, wie dies nicht selten geschieht, die Anführungsform in den Blankvers hineingezogen. 9) Titus Andronicus V, 1: A card ever won the set.

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Par. Eine Karte gewann immer den Satz. Spr. Eine Karte muß immer gewinnen. Jede Karte muß gewinnen, wenn's nur der Spieler versteht. Im Zusammenhange erwähnen wir die Stelle oben im Texte Nr. 2; Ausführliches hierüber behalten wir uns für die Sammlung vor.

10) Twelfth Night I, 3: Care 's an enemy to life.

Par. Der Gram zehrt am Leben. Spr. Granı zehrt am Herzen. Gram verkürzt das Leben. Demselben Gedanken begegnen wir in der Parallelstelle All's Well I, 1: Excessive grief is the enemy to the living, deren weitere Erörterung wir des Umfanges wegen hier ausschließen müssen.

11) Vgl. Nr. 5 und 6 des Textes.

(if not so1), So-so (so—and)2), If so3), 'T is even so1); It is well3), Well), und diejenigen einer Zustimmung oder Abweisung: To be glad'), 'T is wasteful3).

1) C. Hamlet I, 2.

T. All that live, must die9).

Par. Was lebt, muß sterben.

Spr. Alle Menschen müssen sterben. - Alles Lebendige geht

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the coffin is uncertain (Bohn, Handb. of Pr. S. 307).

1) Vgl. Nr. 7 des Textes.

2) Comedy of Errors III, 1: So bought and sold,,Wie verrathen und verkauft." Ferner 1 K. Henry VI. IV. 4 und Troilus and Cressida II, 1.

3) Love's Labour IV, 3: Our copper buys no better treasure.

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Par. Nichts Bess'res kaufen, die mit Kupfer zahlen. Spr. Für Kupfer tauscht man kein Silber ein. Für Kupfer nur eine kupferne Messe (vgl. Wan. II. 1725. 2). Eine ähnliche Redensart in dem pseudonymen Drama Edward III (1596 II, 1 ed. Tauchnitz S. 20) lautet: To owe bright gold and render lead,,Glänzendes Gold schuldig sein und mit Blei zurückzahlen."

4) Hamlet V, 1: The hand of little employment hath the daintier sense. Par. Je weniger eine Hand verrichtet, desto zarter ist ihr Gefühl. Spr. Je weniger die Hand arbeitet, desto feiner fühlt sie (Thür.).

Othello III, 4: Men's natures wrangle with inferior things, though great ones are their object.

Par. Die Männer zanken über Kleinigkeiten, sind größ're Dinge auch der Grund. Spr. Wenn die Männer zanken wollen, so halten sie sich an Kleinigkeiten. Ein in unsrer Sprache besonders reich variierendes Sprichwort aus dem Eheleben, auf das wir in der Sammlung selbst zurückkommen.

Die mit diesem Merkzeichen 'T is even so,,so pflegt es zu sein" versehenen Aussprüche sind entweder einem gewohnheitsmäßigen Herkommen oder einer allgemein gültigen Beobachtung entlehnt worden. Der Dichter ertheilt dort jene Andeutung selbst, indem er bemerkt: Custom hath made it in him a property of easiness,,Die Gewohnheit hat es ihm zur leichten Sache gemacht."

5) Taming of the Shrew I, 2: So said, so done.

Par. Ein Wort, ein Mann. Spr. Gesagt, gethan. In Macbeth IV, 1: Thought and done. Das Sprichwort ist in allen Sprachen vorhanden.

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Das bereits der Bibel in mannigfachen Bildern und Aussprüchen zugehörende Volkswort (vgl. Psalm 102, 12), wird hier durch den Zusatz vervollständigt: Passing through nature to eternity. Es sei also dieses Sterben ein natürlicher Uebergang zur Ewigkeit: wie es der Dichter bekanntlich versteht, selbst die alltäglichsten Vorkommnisse und Erscheinungen, wenn es ihm die jeweilige Situation zu gebieten scheint, durch erhabenere Vorstellungen und Reflektionen zu veredeln, so daß sie weit über die Alltäglichkeit emporragen. Das Sprichwort selbst ist in ähnlichen Wendungen in seinen Dramen nicht selten. So die aus 2 K. Henry VI. III, 2. gleichfalls im Volksmund stehende Redensart: All shall die, die aus Much Ado I, 1 häufig zitierte: We are all mortal, und der in Cymbeline IV, 1 vorkommende Klageruf: What mortality is - Was ist doch der sterbliche Mensch!" Der sprichwörtliche Gedanke dagegen All is mortal in nature unterliegt in As You Like It II, 4 einer echt komischen Wandlung, wenn er dort in des Narren Munde wie folgt. verwendet wird: But as all is mortal in nature, so is all nature in love mortal in folly „Aber wie Alles von Natur sterblich ist, so sind alle sterblich Verliebten von Natur Narren." Auch bei Zeitgenossen des Dichters begegnen wir diesem Volksworte; so bei Marlowe, Edward II. (ed. Dodsl. II, S. 381): All live to die, and rise to fall, und bei Dekkar, The Honest Whore (1602 I, 4 ed. Dodsl. III, S. 234): We all must die, während in der pseudonymen Komödie The Merry Devil of Edmonton (1608 ed. Dodsl. V, S. 239) die oben erwähnte Phrase We are all mortal stehende Redensart des lustigen Pfarrers Sir John geworden ist, um die sich gar ergötzliche Anschauungen gruppieren.

2) C. Titus Andronicus V, 1.

T. A dog as ever fought at head 1).

Par. Ein Bullenbeißer packt von vorn.

Spr. Ein guter Hund geht auf den Mann (Thür.). — Ein fester
Hund packt den Gegner von vorn (ib).

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E.

Ein tüchtiger

It is a good dog that fights at head (V.). It is a good dog that can catch any thing (Bohn, H. of Prov. S. 427; Hazlitt, Engl. Pr. S. 237).

1) Sprachvergleichung s. a. a. O. S. 7.

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